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Kaiser's Tengelmann
Krisengipfel ohne Durchbruch

Ein Krisengipfel zur Zukunft der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann hat keine Lösung gebracht. Der Aufsichtsrat der Unternehmensgruppe Tengelmann will heute über die Lage beraten, das Gremium könnte dann die Zerschlagung der Kette einleiten. Bis zu 15.000 Arbeitsplätze sollen gefährdet sein.

23.09.2016
    Einkaufswagen stehen am 21.09.2016 in Essen (Nordrhein-Westfalen) vor einem Kaiser's Tengelmann Markt.
    Einkaufswagen vor einem Kaiser's Tengelmann Markt (dpa / picture-alliance / Ina Fassbender)
    Gestern hatten sich die Chefs der Handelsketten Edeka, Tengelmann und Rewe mit Vertretern der Gewerkschaft getroffen, um über die Zukunft der Kette mit über 15.000 Arbeitsplätzen zu beraten. Nach drei Stunden vertagte sich die Runde. Das Gespräch sei konstruktiv gewesen. Man sei sich einig, "die Gespräche zeitnah fortzuführen". Ein Termin oder Ort wurde dafür aber nicht genannt. Ziel sei "eine für alle Beteiligten und die Beschäftigten von Kaiser's Tengelmann tragfähige, gemeinsame Lösung". Inhalte des Treffens drangen nicht nach außen.
    Kompletter Verkauf der Kette an Edeka immer unwahrscheinlicher
    Doch schon vor dem Treffen standen die Zeichen für die Supermarktkette auf Zerschlagung - der ursprünglich geplante Komplettverkauf an Marktführer Edeka schien immer unwahrscheinlicher. Das Bundeskartellamt hatte wegen Wettbewerbsbedenken ein Veto eingelegt, das Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) über eine sogenannte Ministererlaubnis überstimmte.
    Doch diese Ministererlaubnis hebelte Rewe-Chef Alain Caparros mit einer Klage aus, die juristische Auseinandersetzung verhindert derzeit den Verkauf. Caparros warb noch einmal für eine Aufteilung der über 400 Standorte unter den Wettbewerbern. Die Arbeitsplätze könnten so erhalten werden, die wettbewerbsrechtlichen Bedenken wären außerdem erledigt. Auch andere Konzerne wie Tegut oder Norma äußerten erneut Interesse an Kaiser's-Filialen.
    Betriebsrat fordert Fortführung
    Der Betriebsrat von Kaiser's Tengelmann fordert den Erhalt der defizitären Supermarktkette. "Statt Zerschlagungsszenarien brauchen wir ein Fortführungskonzept, das trägt, bis die Gerichte entschieden haben oder es eine Einigung aller Beteiligten gibt", sagte Manfred Schick, Aufsichtsratsmitglied und Betriebsratsvorsitzender der Region München/Oberbayern, der "Wirtschaftswoche". Für die Lage macht Schick auch Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub verantwortlich: "Klar trägt der Eigentümer Verantwortung für die Lage."
    Haub hat wegen des langen Tauziehens um die Übernahme mit einem Aus für Kaiser's Tengelmann gedroht. Die Kette verbucht seit Langem hohe Verluste, Personal geht von Bord, Vermieter verlängern Verträge nicht.
    (nch/am)