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Kamerun
Letzte Rettung für Gorillas und Schimpansen

Im Dschungel Kameruns leben noch große Menschenaffen - doch der Mensch breitet sich immer weiter aus: die Wälder werden abgeholzt, die Zahl der Wildpopulation geht zurück. Fliehende Gorillas und Schimpansen finden Zuflucht bei der Britin Rachel Hogan im Mefou National Park.

Von Michael Stang | 12.03.2018
    Westlicher Flachlandgorilla in einem Gehege des Primate Sanctuary, Limbe, Region Süd-West, Kamerun, Afrika
    Ein Flachlandgorilla in einem Gehege in Kamerun (imago stock&people / Matthias Graben )
    Gut eine Stunde außerhalb der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé beginnt der Mefou National Park. Am Rande dieses rund eintausend Hektar großen Naturschutzgebietes befindet sich die größte Primatenauffangstation des Landes. Rachel Hogan steht vor einer der Gorillaanlagen. In dieser leben elf Tiere. Vor 17 Jahren wollte sie nur ein paar Monate im Nationalpark arbeiten, als ein neugeborenes Gorillajunges, eine Waise, zur Station gebracht wurde.
    Es war der bis dahin jüngste Gorilla, der in die Station gebracht wurde. Um ihn durchzubringen, kümmerte sich Rachel Hogan zwei Jahre lang Tag und Nacht um das Jungtier, das den Namen Nkan Daniel erhielt.
    Die Arbeit nimmt kontinuierlich zu
    Heute ist die Britin die Direktorin von Ape Action Africa, einer Nicht-Regierungsorganisation, die sich um mittlerweile 360 Primaten kümmert - darunter Gorillas und Schimpansen. Fast alle Tiere kamen als Waisen hierher. Die meisten verloren ihre Eltern, die wegen ihres Fleisches geschossen wurden. Nkan Daniel ist nur eins von vielen ähnlichen Schicksalen.
    Rachel Hogan führt durch die Primatenstation, die es seit 22 Jahren gibt. Längst schlafen die Mitarbeiter nicht mehr in Zelten wie noch in den Anfangsjahren, sondern haben eine Infrastruktur aufgebaut, mit Wohnräumen, Quarantänestationen für die Tiere und einer Werkstatt. In der Medizinstation werden sogar Operationen durchgeführt. Die Arbeit auf der Station nimmt kontinuierlich zu. Denn die Situation für die Schimpansen und Gorillas in der Wildnis werde immer dramatischer. Es gebe Hochrechnungen, dass es in 15 bis 20 Jahren keine Wildpopulationen mehr geben könnte.
    "Die Zukunft für die Menschenaffen ist düster. Wir haben kein Patentrezept, wie wir das Problem lösen können. Manchmal denken wir, dass wir etwas ändern können, dann kommen wieder Tage, wo wir hilflos sind und das Gefühl haben, dass es nicht mehr lange dauert, bis es diese Tiere gar nicht mehr in der Wildnis gibt."
    Es habe Monate gegeben, da wurden zwölf neue Tiere zur Station gebracht. An ihre Grenzen seien sie schon lange gestoßen - schutzbedürftige Waisen lehnen sie deswegen aber nicht ab.
    "Wir kümmern uns einerseits um die Tiere hier in der Station, wir versuchen aber auch die Tiere zu schützen, die noch in der Wildnis leben."
    Zurück in den Dschungel
    Die bestehenden Gebiete zu schützen, in den noch Wildpopulationen leben, sei nicht einfach. Noch schwieriger sei das Langfristziel - die Rückführung der aufgepäppelten Tiere in den Dschungel.
    "Auswildern ist sehr schwierig. Wir haben drei Jahre lang Studien durchgeführt, um im Urwald in Kamerun ein Gebiet zu finden, wo wir Schimpansen freilassen können. Wir haben geschaut, wo menschliche Populationen leben, wo wilde Schimpansen heimisch sind, wo es ausreichend Futter gibt und so weiter. Aber bisher haben wir noch keine sichere Auswilderungsregion ausmachen können."
    Bei Gorillas sei die Situation noch schwieriger. Viele davon werden daher den Park wohl nie verlassen. Das gilt auch für Nkan Daniel, den Rachel Hogan aufgezogen hat.
    "Mittlerweile ist er ein Silberrücken, im Juni wird er 17 Jahre alt. Er hat eine Familie, aber ehrlich gesagt ist er kein guter Anführer, da wächst er hoffentlich noch rein. Seine Weibchen sind noch nicht von ihm beeindruckt, aber vielleicht lernen sie ihn ja noch zu lieben."