Freitag, 19. April 2024

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Kammermusik im Kühlhaus Berlin
Werke von Weinberg und Wellesz

Es bietet eine architektonische Mischung aus Backsteingotik und Stahlbeton - und zeigt damit auch die stilistische Zerrissenheit des 20. Jahrhunderts: das Kühlhaus am innerstädtischen Gleisdreieck in Berlin. Dort präsentierten Musikerinnen und Musiker des Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters Werke von Egon Wellesz und Mieczysław Weinberg.

Am Mikrofon: Uwe Friedrich | 18.12.2016
    Blick auf das neugotische alte Kühlhaus in der Nähe des Berliner Gleisdreiecks
    Altes Gebäude, neue Konzertlocation: das historische Berliner Kühlhaus (Imago / PEMAX )
    Von einer großen Sehnsucht nach Schönheit, aber auch von Trauer und Schmerz erzählt die Musik Mieczysław Weinbergs, der die Judenverfolgung in der Sowjetunion nur mit sehr viel Glück überlebte. Nach Stalins Tod wurde er aus dem Gefängnis entlassen und komponierte weiterhin Musik, die von seinen schrecklichen Erfahrungen kündet. Obwohl von Dmitrij Schostakowitsch gefördert, werden seine hoch emotionalen Werke erst seit relativ kurzer Zeit wiederentdeckt und einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt.
    Der österreichische Komponist Egon Wellesz war eine Generation älter als Weinberg und erlebte ein ähnliches Schicksal: Als Jude emigrierte er nach dem 'Anschluss' Österreichs nach England und wurde dort als Enemy Alien interniert. Nach dem Krieg geriet er in Vergessenheit, komponierte aber weiterhin und setzte sich in seinen Kompositionen mit den Werken der Wiener Klassik auseinander. Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin spielen Werke von Weinberg und Wellesz im Berliner Kühlhaus, das in seiner architektonischen Mischung aus Backsteingotik und Stahlbeton die stilistische Zerrissenheit des 20. Jahrhunderts zeigt.
    Mieczysław Weinberg
    Trio für Klavier, Violine und Violoncello, op. 24
    Egon Wellesz
    Oktett für Klarinette, Fagott, Horn, zwei Violinen, Violoncello und Kontrabass, op. 67
    Maria Pflüger, Violine
    Jörg Breuninger, Violoncello
    Kensei Yamaguchi, Klavier
    Oliver Link, Klarinette
    Sung Kwon You, Fagott
    Anne Mentzen, Horn
    Karin Kynast, Violine
    Anne-Kathrin Weiche, Violine
    Alexey Doubovikov, Viola
    Peter Albrecht, Violoncello
    Stefanie Rau, Kontrabass
    Aufnahme vom 8. Dezember 2016 aus dem Kühlhaus Berlin