Donnerstag, 28. März 2024

Archiv


Kampf dem Stimmverlust

Medizin. – Schilddrüsenoperationen gehören zu den häufigeren Eingriffen in deutschen Krankenhäusern. Dabei operiert der Chirurg in einer hochsensiblen Körperregion, denn bei Schäden am Kehlkopf kann die Stimme wegbleiben. Auf der 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie in Freiburg/Breisgau wurden Verfahren diskutiert, wie man diese Gefahr verringern kann.

10.09.2004
    In rund zehn Prozent aller Schilddrüsenoperationen kommt es hinterher zu einer teilweisen oder vollständigen Stimmbandlähmung. Bei der Operation wurde das sensible Nervensystem des Kehlkopfes derart verletzt, dass dem Patienten die Stimme wegblieb. Daher haben Wissenschaftler ein Verfahren entwickelt, mit dem sie bereits während der Operation den Zustand der Nerven überwachen können. Professor Eberhard Kruse von der Universitätsklinik Göttingen und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie: "Beim sogenannte intraoperative Neuromonitoring überwacht man einen Risikonerv, also einen durch die Operation gefährdeten Nerven, indem man ihn elektrisch reizt und dann die Reizantwort in dem zugehörigren Muskel ableiten und registrieren kann." An der Reaktion können die Mediziner sofort erkennen, wenn ein wichtiger Nerv verletzt wird. Das Verfahren zeigt Wirkung statt zehn Prozent beträgt die Quote der Patienten mit langanhaltenden Schäden nur noch 0,5 Prozent. In Freiburg drängen die Wissenschaftler daher darauf, dass das Neuro-Monitoring zukünftig bei allen Kehlkopf-Operationen zur Pflicht wird.

    Doch auch bei Bypass-Operationen an der Halsschlagader oder bei Funktionsstörungen im Gehirn kann der Kehlkopf beeinträchtigt werden. Im Experimenten an Affen versuchen Forscher herauszufinden, welche Gehirnregionen für die Steuerung des Kehlkopfes verantwortlich sind. Kruse: "Sie können an lebenden Affen bestimmte Areale im Gehirn, von denen man weiß, dass sie die Motorik steuern und auslösen, elektrophysiologisch stimulieren, und zwar viel genauer auf Einzelzellbasis, als wir es je beim Menschen so leisten können." Dadurch können die Forscher das fragliche Areal ziemlich genau umreißen.

    Falls es aber zu einer Schädigung der Stimmbänder gekommen ist, können die Chirurgen auch Hilfe leisten. Sollte es ein neurologischer Schaden sein, können sie versuchen, die unterbrochene Nervenbahn wieder zu flicken. Auch Schwielen an den Stimmbändern, die etwa durch Überstrapazierung entstehen, können sie durch verschiedene Techniken mindern. Professor Erwin Löhle von der Freiburger Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde erläutert eine davon: "Man kann von innen in die Stimmlippen etwas hineinspritzen, also Fett zum Beispiel oder Bioplastik, um diese Stimmlippen zu verdicken und natürlich auch wieder die beiden Stimmlippen zusammenzubringen."
    [Quelle: Thomas Wagner]