August-Macke-Haus in Bonn

Erweiterung mit Weitblick

Das August Macke Haus
Das August Macke Haus © picture-alliance / dpa / Oliver Berg
Von Michael Köhler · 23.08.2017
August Macke war einer der wichtigsten Maler des deutschen Expressionismus. Etwa 600 Bilder hat er zwischen 1911 und 1914 allein in seinem Bonner Wohnhaus gemalt. Seit 1991 ist das Haus ein Museum. In wenigen Wochen der Erweiterungsbau eröffnet.
Bisher war alles sehr beengt. Doch der neue Erweiterungsbau steht kurz vor Vollendung. Noch dieses Jahr wird eröffnet.
Klara Drenker-Nagels: "Es wird zwar Spätherbst, aber wir schaffen das!"
Rund sieben Millionen Euro hat das dann gekostet. Klara Drenker-Nagels ist Geschäftsführerin des Vereins August Macke Haus. Sie hat Grund zur Freude. Die zur Verfügung stehende Fläche hat sich von 370 qm auf 1550 qm vervierfacht. Neben das schmale, spätklassizistische Wohnhaus im Bonner Norden hat das Bonner Architekturbüro Schommer einen eleganten, dreigeschossigen Museumsbau mit Flachdach ohne postmodernen Schnickschnack gesetzt, der sich in die benachbarte Wohnbebauung unaufdringlich einpasst und sie aufwertet. Jetzt ist alles beieinander: Depot, Bibliothek, Ausstellungsflächen, Museumspädagogik, Veranstaltungsbereich, Gastronomie, Shop, Dachterrasse.
Klara Drenker - Nagels: "Ziel der Erweiterung war jetzt im Grunde genommen, all diese Dinge wieder unter ein Dach zu bekommen, und das Künstlerhaus, also das ehemalige Wohn- und Atelierhaus von August Macke, eben auch wirklich nur dem Künstler zu widmen. Da können Sie im Grunde genommen, vom Erdgeschoss bis oben in sein Atelier quasi einmal durch sein Leben gehen."

Haushohes Portrait auf Glas

Verbunden werden der alte und der neue Baukörper straßenseitig durch eine markante Glaswand. Sie schirmt von der belebten Straßenkreuzung ab und gibt den Blick auf den historisch angelegten Garten und das Museum frei. Das sorgt für Ruhe. Die gute Akustik fällt gleich angenehm auf. Auf die gut 9 m hohe Glasfront ist Mackes Selbstporträt mit Hut von 1909 haushoch eingraviert. Die Glas-Haut ist nicht nur ein leichtes Element, sie spiegelt auch Mackes Gedanken, dass hinter den gesehenen Oberflächen noch anderes wirkt.
Im Erweiterungsbau gibt es, anders als im engen Wohnhaus, breite Aufgänge, geräuchertes Eichen-Parkett und bodentiefe Glasfronten. Alt und Neu, historisches Atelierhaus und musealer Funktionsbau gehören jetzt zusammen.
Klara Drenker-Nagels: "Wir legen den Schwerpunkt auf das Biografische. Letztlich ist es auch so, dass dieses Künstlerhaus sich sehr gut eignet, ein breites Publikum anzusprechen, denn es ist die Aura des Künstlers, die fasziniert. Und das ist uns immer wieder auch begegnet, wenn Besucher im Haus waren, die waren so fasziniert davon, `Aha, hier hat Macke gelebt´, und konnten sich dann vorstellen, aha, hier oben hat er gestanden, hier hat er zum Fenster rausgeschaut du auf die Marienkirche geguckt und das dann gemalt."
Die Werke sind überwiegend Dauerleihgaben und Geschenke von Förderern. Die meisten Gemälde hängen im Kunstmuseum Bonn. Das Wohn- und Atelierhaus wird betrieben vom Verein August Macke Haus e.V. und getragen von der Stiftung August Macke Haus der Sparkasse, also nicht von der Kommune. Der ehemalige Bonner Abgeordnete und Außenminister Guido Westerwelle hat maßgeblich dafür gesorgt, dass der Bund die Sanierung des Hauses unterstützte. Kultur Staatsministein Grütters nahm vor zwei Jahren den Spatenstich vor.
Klara Drenker-Nagels: "Es war immer bürgerschaftliches Engagement, was hier eingebracht worden ist. Und ganz besonders bei dem Erweiterungsbau war es Guido Westerwelle, der uns sehr, sehr unterstützt hat."

Verdopplung der Besucherzahlen

Mit der Vergrößerung steigen künftig auch Betriebs- und Personalkosten. Aber es gibt auch Mehreinnahmen. Die Besucherzahlen werden sich - ähnlich wie bei vergleichbaren Maßnahmen - von gegenwärtig 18.000 jährlich auf ca. 36 .000 verdoppeln lassen.
Klara Drenker-Nagels: : "Es kommt hier auch Multimedia rein, so ein paar spielerische Elemente, so zum Beispiel oben im Bilderkämmerchen, in Mackes Atelier, kommt ein Tisch, der ist mit einer Landkarte unterlegt. Auf dieser Landkarte sind alle Orte, an denen heute Macke Werke sich befinden."
Im Dachgeschoss, in dem nach Mackes Plänen sein Atelier ausgebaut wurde, traf der Maler seine Künstlerfreunde Max Ernst, Franz Marc und Robert Delaunay.
Klara Drenker-Nagels: "Wir sind der Meinung, dass Macke eben einen ganz besonderen Stellenwert in der deutschen Kunst vor dem 1. Weltkrieg hat, und hier mit dem Haus haben wir ein ganz großes Potential, das auch zu vermitteln."
Kurz vor Weihnachten wird nicht nur ein gelungener Erweiterungsbau eröffnet, sondern auch ein neues Kapitel der Wirkungsgeschichte aufgeschlagen. Und Mackes Bedeutung, als Vater des rheinischen Expressionismus, unterstreicht einmal mehr, dass es jenseits von Weimar und München, Dresden und Berlin eine maßgebliche Moderne im Rheinland gab.
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