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Kampf um Mossul
Die ungewisse Zukunft des multikulturellen Irak

Araber, Kurden, Turkmenen, Christen, Muslime, Jesiden - das nordirakische Mossul war lange so etwas wie ein multikultureller Mikrokosmos des Nahen und Mittleren Ostens. Bis im Sommer 2014 der IS kam. Die Rückeroberung der zweitgrößten Stadt des Irak soll den Status quo ante wiederherstellen. Doch die militärische Herausforderung scheint dabei das kleinste Problem.

Von Marc Thörner | 05.06.2016
    Drei kurdische Peschmerga-Milizen laufen in einer kargen, hügeligen Landschaft nebeneinander her auf den Betrachter zu.
    Kurdische Peschmerga-Milizen beteiligen sich seit Jahren am Kampf gegen den IS im Irak. (AFP/JOSEPH BARRAK)
    "Im Augenblick können wir keine Bewegungen beim Feind erkennen, man sieht nur die schwarze IS-Flagge, gut einen Kilometer von uns entfernt. Da drüben, das ist die irakische Armee."
    Die Anhöhe vor Mossul gleicht einem Feldherrnhügel in Schlachten des 19. Jahrhunderts. Die kurdischen Peschmerga, die hier Wache halten, erkennen mit bloßem Auge die Stellungen der unterschiedlichen Armeen. Direkt vor ihnen liegen Positionen des selbst erklärten Islamischen Staates. Rechts davon, in etwa 500 Metern Abstand, verrät der Rauch von Biwakfeuern die regulären Streitkräfte aus Bagdad. Etwas versetzt dahinter lagern Sunniten-Stämme, die sich zum Kampf gegen den IS verbündet haben.
    "Am 23. März 2016 hat die Operation zur Befreiung des Mossul-Gebiets begonnen. Wir konnten zahlreiche Dörfer einnehmen und die irakische Armee dort stationieren. Der zweite Teil der Operation begann mit dem Angriff auf das Dorf Mahan und läuft seit Anfang Mai 2016. Schritt für Schritt erobern wir jetzt weiteres Terrain hinzu."
    Eine karge Landschaft nahe Mossul. Zwei kurdische Soldaten laufen über ein Feld.
    Zwei kurdische Soldaten nahe Mossul. (Christophe Petit Tesson, dpa)
    General Firdus Baschar trägt die olivgrüne Uniform der regulären irakischen Armee. Sterne und Adler und gekreuzte Säbel zieren die Schulterklappen. Sein Büro-Container befindet sich innerhalb eines Armeelagers, das die kurdischen Peschmerga verwalten. Schließlich liegt Makhmour, wo sich die Truppen zur Eroberung von Mossul sammeln, innerhalb der kurdischen Autonomieregion des Nordirak.
    "Ich persönlich bin aus Bagdad. Insgesamt setzt sich die irakische Armee aber aus Soldaten zusammen, die von überall im Irak herkommen. Wir haben alle ein gemeinsames Ziel: Den IS vernichten. Quadratmeter für Quadratmeter wird jetzt erobert, solange bis wir in Mossul den letzten Meter unter Kontrolle haben."
    Die irakische Armee kann Mossul nicht allein befreien
    Nur 300 Meter von General Baschar entfernt sitzt Najad Ali Salah, der Peschmerga-Kommandeur an der Makhmour-Front auf dem kurdischen Teil des Areals. Die Einlassungen seines irakischen Kameraden kommentiert er mit einem Anflug von Spott. "Als Kommandeur habe ich viel Erfahrung im Kampf mit dem IS. Und deshalb sage ich Ihnen: Die irakische Armee kann Mossul nicht allein befreien. Unmöglich. Wenn die das schaffen, gratuliere ich. Die Lage in Mossul ist verzwickt. Die Stadt lässt sich mit der in Makhmour nicht vergleichen. Mossul hat eine große Bevölkerung. Und der IS verfügt über starken Rückhalt in der Stadt. Auch wenn mir jemand sagen würde, die Peschmerga können Mossul allein erobern, würde ich ihm sagen: ausgeschlossen."
    General Dunford, US-Generalstabschef: "I summarize by saying that with our strikes and in conjunction with Iraqi security forces, the Peshmerga and Sunni tribal forces." Es gibt eine gemeinsame Koordination im Kampf gegen den IS: die US-Armee, die irakische Armee, verbündete Sunniten-Stämme und die kurdischen Peschmerga. Alle Gegner des Terrorstaats ziehen an einem Strang. Tag für Tag geht es voran. Der IS ist entmutigt, verliert zusehends seine Bewegungsfreiheit, seine Schlagkraft und seinen Rückhalt in der Bevölkerung.
    Das ist das Bild das General Dunford, der US-amerikanische Generalstabschef, zeichnet, wenn er die Mitglieder des US-Repräsentantenhauses über die Operationen im Irak informiert. "We reduced ISIS' territorial control and undermined the brand and aura of invincibility and destroyed much of its warfighting capability.The enemy's resources and freedom of movement has been significantly reduced. The pressure we're applying is degrading the enemy's moral."
    Kurdische Peschmerga stellen Bedingungen
    Das klingt zwar stimmig, bildet die Wirklichkeit aber nur teilweise ab. Denn die kurdischen Kräfte, die General Dunford als Teil des gemeinsamen Bündnisses aufzählt, wirken an der Offensive auf Mossul überhaupt nicht mit. Und damit fehlt den Verbündeten dort die schlagkräftigste Bodentruppe gegen den IS. Najad Ali Saleh, der kurdische Kommandeur der Makhmour-Front: "Wenn wir als Peschmerga am Marsch auf Mossul teilnehmen sollen, dann gibt es dafür zwei Vorbedingungen: Erstens: Wir wollen, dass die Peschmerga genauso gut ausgerüstet werden wie die Koalitionsstreitkräfte und die irakische Armee. Wir brauchen dringend moderne und auch schwere Waffen. Die zweite Bedingung ist: Wir müssen schon jetzt wissen, wie wir Mossul regieren und verwalten werden, wenn es befreit ist. Denn in der Vergangenheit hatten wir genau damit ein Riesenproblem. Sobald wir Mossul befreit haben, müssen wir wissen, wie wir es verwalten und organisieren. Dafür brauchen wir eine neue Übereinkunft zwischen dem Irak, Kurdistan und den Koalitionskräften. In dieser Stadt gibt es einen Bevölkerungsmix: Kurden, Araber, Christen, Jesiden, Turkmenen. Sie lässt sich mit anderen Städten nicht vergleichen. Deshalb brauchen wir ein neues Abkommen. Wir wollen vermeiden, dass es nach der Befreiung zu Problemen kommt."
    Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat, angeblich in Mossul aufgenommen
    Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat, angeblich in Mossul aufgenommen (afp)
    Mossul ist nicht nur die zweitgrößte Stadt des Irak, jahrhundertelang bot sie auch so etwas wie ein Mosaik der Religionen und Ethnien des Irak und des gesamten Mittleren Ostens. Christen unterschiedlicher Konfessionen waren hier stets ebenso zu Hause wie Muslime und Jesiden, bis sie 2014 vor den Mordkommandos des Islamischen Staates flohen.
    Feilschen um Einzelheiten der Offensive wie auf dem Markt
    Kurden stellten lange Zeit die Mehrheit, wurden aber seit den 1970er Jahren durch Saddam Husseins Arabisierungspolitik systematisch an den Rand gedrängt. Aus Sicht der Kurden ist Mossul jedoch ein Teil des kurdischen Autonomiegebiets. Die Regierung in Bagdad dominieren inzwischen nicht mehr arabische Nationalisten, sondern schiitische Parteien. Auch sie möchten ihren Einfluss geltend machen, wenn es darum geht, die Karten neu zu mischen in der Stadt, die nahe der türkischen und der iranischen Grenze liegt. Karzan Karim, Publizist und Fernseh-Journalist beim Nachrichtensender KNN in Erbil: "Die Politiker feilschen um die Einzelheiten dieser Offensive wie Händler auf dem Markt. Das verzögert die Operationen. Dabei verfügt die irakische Armee über 350.000 Soldaten. Der IS in seinen Hochburgen Rakka und Mossul hingegen über nicht mehr als 30 000. Bei diesem Kräfteverhältnis stellt sich die Frage, warum der Angriff in einem solchen Schneckentempo laufen muss."
    Vielleicht lässt die Frage sich beantworten, wenn man die jeweiligen Motive unter die Lupe nimmt, die die unterschiedlichen Partner in der Anti-IS-Koalition antreiben. Mossul ist sunnitisch geprägt. Entscheidend dafür, dass die Eroberer auf die Unterstützung der örtlichen Bevölkerung zählen können, ist, dass starke sunnitische Kontingente sich daran beteiligen. Seit Monaten bereiten US-Spezialkräfte ausgewählte Stammesgruppen intensiv auf Operationen vor, trainieren sie und begleiten sie bei ihren Einsätzen.
    Die zuständigen Scheichs laden zwar bereitwillig zum Besuch in ihrem Lager ein, die Hausherren des gemeinsamen Hauptquartiers, die Peschmerga allerdings, warnen vor dem Besuch. Den sunnitischen Stammesleuten, lassen sie durchsickern, sei nicht zu trauen. Die könnten ebenso gut für den IS kämpfen, Ausländer entführen und jederzeit wieder die Fronten wechseln.
    US-Armee setzt auf sunnitische Unterstützung
    "Unsere Kontakte mit den Amerikanern sind sehr eng; unsere direkten Ansprechpartner sind US-Geheimdienstoffiziere." Scheich Sakhar Salman, Anfang Vierzig, schlank, hochgewachsen, trägt eine Tarnuniform in Khaki, dazu eine hohe runde Schirmmütze, wie sie von der US-Armee verwendet wird. Rangabzeichen fehlen. "Unsere Einheit setzt sich aus drei Stämmen zusammen: Den l'Hebi, den Sabawin und den Dschubur. Die Stammesführer dieser drei Stämme haben sie gegründet. Scheich Faras, der inzwischen gestorben ist, Scheich Mohammed, und ich, Scheich Sakhar Salman."
    Der IS bezeichnet sich als Sachwalter und als Retter der irakischen Sunniten. Was motiviert Scheich Salman und seine Stammesleute da eigentlich, die andere Seite zu wählen? "Ursprünglich hatte der IS uns aufgefordert, auf seiner Seite mitzukämpfen, aber wir haben das abgelehnt. Als Reaktion sprengten IS-Kämpfer 250 Häuser unseres Stammes. Die Stammesangehörigen sind Richtung Erbil und Kirkuk geflüchtet. Der IS hat meinen Besitz geplündert und mich zum Tod verurteilt. Den Sohn meines Bruders und meinen Cousin haben sie enthauptet, ebenfalls 56 Mitglieder meines Stammes. Einer von ihnen ist sehr bekannt, er war ein hoher Offizier in Mossul, Isa Othman."
    Irakische Militärfahrzeuge vor Falludscha
    Irakische Militärfahrzeuge vor Falludscha (picture alliance /dpa /EPA /Nawras Aamer)
    Solche vom IS verprellten Scheichs, wie Scheich Salman, sind es, von denen sich die US-Armee vor Ort weitere Unterstützung erhofft. Eine Allianz, die nicht in Stein gemeißelt ist. Sie beruht nicht auf einem gesellschaftlichen Projekt und nicht auf einer Alternative zum Terrorstaat des IS. Wie solide und dauerhaft diese Allianz ist, dürfte auch davon abhängen, wie die andere Seite, also der IS, jetzt und in Zukunft mit den Sunniten-Scheichs in der Region umgeht.
    Beim Angriff auf Falludscha spielten Schiitenmilizen eine Hauptrolle
    Während die Unterstützung durch die Sunniten das Lieblingsprojekt der US-Politik ist, hat die Regierung in Bagdad im Einklang mit schiitischen Geistlichen ihre eigenen Irregulären, die Hascht el Schaabi, ins Leben gerufen, schiitische Freiwilligenverbände, die in der Regel aus Bagdad und dem südlichen Irak her stammen. Karzan Karim, Journalist beim unabhängigen Nachrichtenkanal KNN: "Der irakische Regierungschef, der gleichzeitig Armeechef ist, pocht auf die Beteiligung dieser schiitischen Milizen bei der Eroberung von Mossul. Aber die Sunniten und diejenigen ihrer offiziellen Repräsentanten, die noch in Mossul sind, lehnen das ab. Die Amerikaner wiederum möchten, dass Peschmerga und Sunniten-Milizen an der Eroberung der Stadt teilnehmen. Sie wollen aber die Schiiten nicht dabei haben. Schiitische Einheiten waren nämlich vorher schon in Mossul stationiert gewesen und haben die sunnitische Bevölkerung dort unterdrückt. Beim Angriff des IS sind sie einfach weggelaufen."
    Beim Angriff auf das sunnitische Falludscha spielten Schiitenmilizen eine Hauptrolle. Doch Mossul hat ein anderes Gewicht. In der zweitgrößten Stadt des Irak dürfte es nicht so einfach sein, sich über die Gefühle und Interessen der Mehrheitsbevölkerung hinwegzusetzen. Wie das Verhältnis zwischen schiitischen und sunnitischen Verbänden gewichtet wird und welche Rollen sie dabei übernehmen, das dürfte für den Erfolg der Offensive entscheidend sein. Vor allem aber: wie die Eroberer mit den Bewohnern Mossuls umgehen.
    Im Flüchtlingslager von Dibaga, unweit der Frontstadt Makhmour, leben diejenigen, die während der ersten Phase der Offensive, Ende März 2016, aus den Dörfern rund um Mossul geflohen sind, die bis dahin der Islamische Staat kontrollierte. Sie berichten von schweren Menschenrechtsverletzungen durch die irakische Armee und ihre Hilfstruppen: "Wir fühlen uns wie zwischen Hammer und Amboss, zwischen dem IS und den Schiiten der irakischen Armee. Die irakischen Soldaten haben bei der Eroberung unserer Dörfer viele Zivilisten gefoltert und geschlagen. Sie haben sogar einen Zivilisten ermordet. Ich habe die Leiche gesehen, mit meinen eigenen Augen. Besonders die von den Schiitenmilizen denken, dass alle Sunniten zum IS gehören."
    Bagdad kooperiert eng mit dem Iran
    Solange die irakische Armee ihre Dörfer besetzt hält, sagen die Flüchtlinge, wollen sie dorthin nicht zurückkehren. Am liebsten würden sie auch den Irak verlassen. "Wir Sunniten sehen für uns keine Zukunft im Irak. Im Autonomiegebiet der Kurden zu leben, ist für uns die bessere Wahl. Aber unter der irakischen Regierung gibt es für uns keine Schulen, keine Universität. In einem gemeinsamen Irak sind wir als sunnitische Araber verraten und verkauft."
    Beim Kampf gegen den IS kooperiert Bagdad eng mit dem Iran. Iranische Einheiten wirkten teilweise an Operationen auf irakischem Boden mit. General Soleimani, der langjährige Chef der iranischen Revolutionsgarden, führte sie zeitweise persönlich an. Bagdads Zusammenarbeit und das Interesse des Iran, seinen Einfluss in der Region noch auszuweiten, hat bereits eine neue Front entstehen lassen. Nicht der IS und die Anti-IS-Allianz stehen sich hier gegenüber, sondern die Partner innerhalb der Anti-IS-Koalition selbst. Ein Konflikt, der für den vereinten Kampf gegen die Terrororganisation zum Menetekel werden könnte.
    Duskhurmatu, ein mehrheitlich kurdischer Ort unweit der Ölstadt Kirkuk. Ganze Straßenzeilen sind verwüstet. In einem noch relativ intakten Einfamilienhaus sind die Fenster geborsten, Schmauchspuren an den Mauern erinnern an den Brand, der hier gewütet hat. Im Eingangsbereich liegen Scherben und verkohlte Mauersteine.
    Verbündete kämpfen gegeneinander
    Ein schnurrbärtiger Mann Anfang Fünfzig in den weiten Hosen und der breiten Schärpe, wie sie die Kurden tragen, steht davor und berichtet, wie sein Neffe starb. "Als eine Mörsergranate den Öltank traf, war das Kind auf dieser Außentoilette, die mit einer Kunststofftür verschlossen war. Wir wussten nicht, dass der Junge sich dort aufhielt und sind zuerst auf die Dachterrasse gelaufen, um die Kinder von dort zu retten. Aber dort war der Junge nicht zu finden. Als er unten aus der Toilette kam, sahen wir, dass er brannte. Sein Name ist Abdullah Fakhil Amin. Er war zwölf Jahre alt und in der sechsten Klasse der Grundschule."
    Sie sehen einen Kontrollpunkt der kurdischen Peschmerga-Kämpfer westlich von Erbil im Nordirak.
    Ein Kontrollpunkt der kurdischen Peschmerga-Kämpfer im Nordirak. (AFP / Safin Hamed)
    Seit dem Frühjahr 2016 gibt es nicht nur Tote im Kampf zwischen IS und Anti-IS – sondern auch beim Kampf zwischen den Partnern in der Anti-IS-Front selbst. Im April gerieten kurdische Peschmerga mit den bewaffneten Freiwilligeneinheiten in Streit, die Bagdad in die Region geschickt hat - offiziell, um gegen den IS zu kämpfen. Beide Seiten griffen zu den Waffen. Die sogenannten Freiwilligen Volkskräfte beschossen kurdische Stadtviertel mit Mörsern. Dabei starben mehr als hundert Kämpfer auf beiden Seiten und sieben Zivilisten, unter ihnen der zwölfjährige Abdullah.
    Beobachter wollen gesehen haben, dass sich unter die Freiwilligen auch Soldaten der iranischen Revolutionsgarden gemischt hätten. Die mutmaßlich Verantwortlichen für den Mörserbeschuss auf Zivilisten zeigen zwar überall in Duskhurmatu Präsenz - sie fahren auf Pickups durch die Stadt und unterhalten Stützpunkte – oft blutjunge Männer in zivil, mit grünen Halstüchern und Kalaschnikows, sind aber zu Stellungnahmen nicht zu bewegen. Befinden sich unter ihnen tatsächlich Revolutionsgardisten aus dem Iran? Erst die Fürsprache mehrerer Mittelsmänner ermöglicht es, den Anführer, der in Duskhurmatu stationierten Freiwilligenverbände "Hascht al Schaabi" zu treffen, einen untersetzten hochgewachsenen Mann Ende Zwanzig. Er ist ganz in schwarz gekleidet, trägt eine schwarze Baseballkappe.
    Der eigentliche Konflikt kommt erst noch
    "Mein Name ist Haydar. Ich bin von den Hascht al Schaabi und komme aus Nadschaf im Südirak. Der Stadt Imam Alis, des Führers der Gläubigen, Friede sei mit ihm, der nicht allein zu den Schiiten oder Sunniten gekommen ist, sondern zur gesamten Menschheit." Seine Einheit, betont er, ist erst nach den blutigen Kämpfen mit den Kurden in die Stadt eingerückt. Mit Übergriffen auf Zivilisten hätten sie nichts zu tun. "Wenn das passiert ist, dann war das nicht nur ein Fehler, sondern ein sehr großer Fehler. Die Verantwortlichen dafür müssen bestraft werden."
    Werden er und seine Gefolgsleute tatsächlich vom Iran aus kommandiert? "Nein, das stimmt nicht. Als Einheit Imam Ali sind wir völlig unabhängig. Vielleicht gibt es andere Gruppen, bei denen das anders ist. Aber wir sind als Freiwillige zusammengekommen, nachdem Ayatollah al-Sistani die Gläubigen durch eine Fatwa dazu aufgefordert hat. Deshalb haben wir uns entschieden, gegen den IS zu kämpfen. Sehen Sie sich unsere Waffen an. Sie sind bei Weitem nicht so schlagkräftig wie wir das wollen. Daran allein sieht man, dass uns niemand aus dem Ausland unterstützt. Wir haben weder etwas mit der Türkei zu tun noch mit dem Iran."
    Der Journalist Karzan Karim vom Nachrichtensender KNN in Erbil sieht den eigentlichen Konflikt erst kommen, wenn der IS aus Mossul vertrieben ist: "Ich glaube, dass wir inzwischen nicht allein die Krise mit dem IS zu bewältigen haben. Es ist eine neue Krise dazugekommen: die mit den Schiiten. Sie wollen ihr Einflussgebiet Richtung Norden ausdehnen und die Region weiter schiitisieren. Das lässt uns Kurden keine Wahl, wir müssen uns dagegen wehren."