Zum Tod des Künstlers Joachim John

"Der Mann hatte wirklich Witz"

Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern): Der Maler, Zeichner und Autor Joachim John, fotografiert am 08.01.2003 in Schwerin. Unter dem Titel «Der Freiheit Licht und Schatten» zeigt der Künstler derzeit im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus aus Anlass seines 70. Geburtstages 95 Zeichnungen und Gemälde, die seit 1960 entstanden sind.
Der Maler und Zeichner Joachim John. © picture alliance/dpa/Zentralbild
Carsten Probst im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 29.03.2018
Joachim John scheute den Kunstbetrieb - sowohl den seiner Heimat, der DDR, als auch den des Westens. Die letzten 50 Jahre lebte und arbeitete der Maler und Grafiker in einem kleinen Ort bei Schwerin, wo er nun mit 85 starb. Kunstkritiker Carsten Probst würdigt John als "unabhängigen Charakter".
Den Egmont-Schaefer-Preis für Zeichnung, der in diesem Jahr an ihn vergeben wurde, konnte Joachim John vor seinem Tod nicht mehr entgegennehmen. Doch bis zuletzt war der 85-Jährige, laut seinem Sohn, ein ungeheuer produktiver Künstler. Das hat ihn im Verlauf der letzten 50 Jahre weit über seine Wahlheimat Mecklenburg-Vorpommern hinaus bekannt gemacht. Im Gedächtnis werden vor allem seine Zeichnungen bleiben. Die, so sagt Kunstkritiker Carsten Probst, verraten seinen hintersinnigen Humor: "Der Mann hatte wirklich Witz." John widmete sich dabei politischen und gesellschaftlichen Fragen, der Literatur und dem Theater ebenso intensiv wie dem Alltäglichen, den Menschen und der Landschaft um ihn herum.

Pendler zwischen Ost und West

Auch Johns Biografie ist außergewöhnlich. In seinen ersten Lebensjahrzehnten pendelte er ständig zwischen Ost und West, ehe er sich dann entschloss, in der DDR zu bleiben, ohne sich jedoch der offiziellen Kunstdoktrin unterzuordnen. John sei stets ein unabhängiger Charakter geblieben, sagt Probst. Dass John sich in Frauenmark bei Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern niedergelassen habe – "in the middle of nowhere – da konnte er in Ruhe arbeiten" -, könne man durchaus so verstehen, dass er sich, wie etliche andere Künstler auch, aus den offiziellen Kunstzentren der DDR habe herausziehen wollen.

Er mied den Kunstbetrieb

Aber: Joachim John sei in der DDR zwar "überhaupt kein Parteigänger der offiziellen Staatsdoktrin der DDR" gewesen und habe regelmäßigen Kontakt zu westlichen Kollegen gehabt. Dennoch sei ihm der westliche Kunstbetrieb suspekt gewesen: Er habe ihn "als große Selbstverwirklichungsmaschine" bezeichnet, die sich immer nur nach wechselnden Moden orientiert habe.
John aber habe als Künstler etwas anderes im Blick gehabt: Nach eigenen Aussagen sei es ihm nie um die Kunst an sich, sondern um die Wirklichkeit gegangen.
Seit 1986 war John Mitglied der Akademie der Künste der DDR in Berlin. Als Sekretär der Sektion Bildende Kunst der Ost-Akademie (1991-1993) nahm er in dem vom Dramatiker Heiner Müller berufenen "Zwanziger-Gremium" aktiv am Vereinigungsprozess der beiden Akademien teil.
(mkn)

Anlässlich der Verleihung des XII. Egmont-Schaefer-Preises an Joachim John zeigt die Galerie Parterre Berlin ausgewählte Arbeiten von ihm. Die Ausstellung, die auch wichtige Leihgaben aus der Kunstsammlung der Akademie der Künste enthält, wird am 10. April 2018 eröffnet.

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