Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Rechte Netzwerke
Verzögertes Klickwunder bei der Mittelbayerischen

Auf der Online-Seite der Mittelbayerischen Zeitung explodierten die Zugriffszahlen zu einem Beitrag aus dem Jahr 2014. Einen Zusammenhang zwischen der Debatte um Flüchtlinge hält Redakteur Sebastian Heinrich nach ersten Analysen für wahrscheinlich.

Sebastian Heinrich im Gespräch mit Stefan Fries | 29.03.2018
    Hände tippen an einem Notebook.
    Hohe Zugriffszahlen Jahre nach der ersten Veröffentlichung - wie ist das möglich? (dpa / Hans-Jürgen Wiedl)
    Der Beitrag ging in der Mittelbayerischen Zeitung 2014 online und wurde damals nur mäßig geklickt, doch mehr als drei Jahre nach der Veröffentlichung des Beitrags gibt es 70.000 Zugriffe. Diesem "seltsamen Erfolg" hat Redakteur Sebastian Heinrich nachgeforscht. Im Dlf erklärte er die plötzlichen Zugriffe mit den fast ausschließlich rechtslastigen bis rechtsextremen Facebook-Seiten, die diesen Artikel geteilt haben.
    An Tagen, an denen Gruppen wie die der Republikaner oder von Pegida Nürnberg auf das Stück hingewiesen hatten, seien die Zugriffszahlen explodiert. Mit dem Analysetool, das die Mittelbayerische Zeitung benutzt, habe man das deutlich sehen können.
    Überschriften und Schlagworte aus dem Kontext gerissen
    Besonders hohe Klickzahlen hatte der Artikel im Januar 2016 nach den Vorkomnissen der Kölner Silvesternacht. Ein Zusammenhang zwischen der Debatte um Flüchtlinge und Rente wurde konstruiert. Denn "erst als der Sündenbock Flüchtling da war, explodierte die Meldung". Die Aussage Merkels - "Rente reicht nicht für alle" - sei aus einer "klassischen Merkel-Rede" entnommen gewesen, "völlig emotionsfrei von einem Manuskript abgelesen", so Sebastian Heinrich. Von Seiten der Zeitung aus sei der Text journalistisch einwandfrei aufbereitet worden.
    Es sei schwer, etwas gegen die Verbreitung des Artikels in Sozialen Netzwerken zu unternehmen, so Heinrich, wenn bestimmte Schlagworte und Überschriften aus dem Kontext genommen würden.