Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Karadzic-Prozess
Mladic verweigert die Aussage

Der frühere bosnisch-serbische Armeechef Ratko Mladic will im Prozess vor dem UNO-Tribunal gegen seinen früheren Weggefährten Radovan Karadzic nicht aussagen. Er führte gesundheitliche Gründe an. Außerdem beschimpfte er das Gericht als "teuflisch".

28.01.2014
    Ratko Mladic 2012 in Den Haag vor dem Sondertribunal
    Ratko Mladic 2012 in Den Haag vor dem Sondertribunal (picture-alliance / dpa / Martin Meissner)
    Es war eine skurrile Situation, als Ratko Mladic nach seinem Gebiss fragte. Das Verfahren in Den Haag wurde für 20 Minuten unterbrochen, es gab Gelächter auf der Zuschauertribüne. Die Gerichtsdiener holten dann tatsächlich Mladics künstliches Gebiss aus seiner Zelle.
    Der Auftakt des Verhandlungstages war durch drastische Äußerungen von Mladic geprägt. Er beschimpfte das Gericht als "teuflisches Tribunal", das er nicht anerkenne. Später verweigerte er dann ausdrücklich die Aussage im Prozess gegen Radovan Karadzic. Das heutige Verhältnis von Mladic und Karadzic gilt als angespannt.
    Mladic war gegen seinen Willen als Zeuge geladen worden - weil Karadzic darum gebeten hatte und das Gericht dem stattgab. Schon im Vorfeld hatte Mladic versucht, den Antrag abzuwehren und darauf verwiesen, dass er gesundheitlich angeschlagen sei. Der 68-jährige Karadzic erhoffte sich durch Mladics Aussagen, entlastet zu werden, berichtete Kerstin Schweighöfer im Deutschlandfunk:
    "Denn Mladic, das jedenfalls hofft Karadzic, soll mit seiner Aussage deutlich machen, dass Karadzic unmöglich etwas vom Völkermord in Srebrenica oder den Angriffen auf den Markt von Sarajewo gewusst haben konnte. Fraglich allerdings ist, ob Maldic überhaupt etwas sagen wird. Denn der General ist ja selbst angeklagt, er könnte sich mit einer Aussage selbst belasten."
    Karadzic werden ebenso wie Mladic Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Beide werden unter anderem für das Massaker von Srebrenica 1995 mitverantwortlich gemacht, bei dem 8.000 muslimische Jungen und Männer ermordet wurden.
    Radovan Karadzic 2013 in Den Haag vor dem Sondertribunal
    Radovan Karadzic 2013 in Den Haag vor dem Sondertribunal (picture-alliance / dpa / Michael Kooren)
    Karadzic will von Nichts gewusst haben
    Der bosnische Serbenführer Karadzic hatte zu Beginn des Prozesses klargestellt, dass er weder vom Völkermord in Srebrenica, noch von Gräueltaten während der Belagerung Sarajewos gewusst habe. „Anstatt wegen des Bürgerkrieges angeklagt zu sein, sollte ich eigentlich belohnt werden, weil ich alles Denkbare getan habe, um einen Krieg zu verhindern“, sagte Karadzic beim Prozessauftakt. Er habe weder den Massenmord in Srebrenica, noch die Anschläge auf den Marktplatz von Sarajewo angeordnet. Die ihm zur Last gelegten Verbrechen seien entweder von Muslimen inszeniert, oder von bosnisch-serbischen Einheiten ohne sein Wissen verübt worden.