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Kardiologie
Herzrhythmusstörungen ausschalten

Herzrhythmusstörungen können mit speziellen Kathetern behoben werden. Dafür wird zunächst eine elektronische Landkarte der betroffenen Herzkammer erstellt, um das kranke Gewebe lokalisieren zu können. Dann folgt die Verödung. Für Ärzte eine Millimeterarbeit.

Von Martin Winkelheide | 18.10.2016
    Ein Stethoskop liegt vor einem Kardiogramm.
    In der Universitätsmedizin Göttingen gibt es ein spezielles Herzkatheter-Labor. (imago/Science Photo Library)
    Prof. Markus Zabel: Mein Name ist Markus Zabel, ich bin Oberarzt in der Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen. Wir sind hier im Herzkatheter-Labor 3. Das ist das Spezial-Herzkatheter-Labor für elektrophysiologische Untersuchungen und Prozeduren.
    Das ist ein Patient mit einer Herzschwäche, einer Herzkranzgefäß-Erkrankung und Herzrasen von der Herzkammer, von der linken Herzkammer - einer sogenannten Herzkammer-Tachykardie.
    Martin Winkelheide (Autor): Und was wollen Sie dagegen unternehmen?
    Prof. Zabel: Wir wollen die Kammer-Tachykardie erst einmal orten, und wir wollen versuchen, diesem Herzrasen den Weg zu verlegen: mit einer Verödung des Herzmuskels.
    Prof. Lars Lüthje: Ich verschaffe mir jetzt gerade die Zugänge in der Leiste.
    Prof. Zabel: Das ist der Professor Lars Lüthje, er ist mein Stellvertreter, auch Oberarzt in der Elektrophysiologie.
    Künstliche Rhythmusstörung auslösen
    Prof. Lüthje: Ich habe jetzt die Vene in der Leiste punktiert und dort Drähte eingebracht, um darüber jetzt diese Plastikschläuche, die sogenannten Schleusen, vorzubringen. Und über die Schleusen kann ich dann wiederum die Katheter vorbringen und im Herzen platzieren. Man kann über diese Katheter einerseits die elektrische Erregung abgreifen aus dem Herzen und sehen, was das Herz selber macht, und andererseits können wir das Herz auch damit reizen. Das heißt, wir reizen das Herz jetzt und versuchen damit, die Rhythmusstörung, die wir heute bekämpfen wollen, die auszulösen.
    Winkelheide: Das heißt, um Herzrasen zu verhindern, müssen Sie erst einmal Herzrasen machen?
    Prof. Lüthje: Ja, tatsächlich. Das ist jetzt wieder die Rhythmusstörung aus der Herzkammer. Haben wir jetzt geschaut, ob sich das mit den Extra-Stimulationen wirklich reproduzierbar auslösen lässt. Und jetzt wird es beendet. Das ist jetzt der Katheter, mit dem ich gleich das sogenannte "Mapping" von der linken Herzkammer mache, also eine elektrische Landkarte erstelle.
    Prof. Zabel: Ja, drei haben wir jetzt. Das sind Referenzpunkte, genau. Damit wir wissen, wo die Klappe ist, die den Eingang in die linke Herzkammer darstellt. Neun Gramm. Punkt. Ja.
    Winkelheide: Was bedeuten die verschiedenen Farben?
    Prof. Zabel: Lila ist gesund.
    Winkelheide: Und rot eher ungesund?
    Prof. Zabel: Rot ist eher "Narbe", aber das ist noch im Entstehen. Den Punkt nehmen?
    Winkelheide: Jetzt hat sich schon ein Modell aufgebaut von der linken Herzkammer.
    Prof. Zabel: Eine Karte von der linken Herzkammer. Die Zone, wo das Gewebe krank ist, ist nicht besonders groß. Eher in Klappennähe, in Mitral-Klappen-Nähe.
    Prof. Lars Lüthje: Dieses hohe laute Piepen ist Ausdruck dessen, dass ich jetzt gerade veröde, indem ich den Strom abgebe.
    Narbenzone Veröden
    Prof. Zabel: Wir veröden jetzt in der Narbenzone, versuchen diese Narbenzone mit einer Ablationslinie zu teilen und abzutrennen. Der Tachykardie den Weg zu verlegen.
    Prof. Lüthje: Ich bewege den Katheter dabei und ziehe hier gerade eine Linie. Es ist jetzt tatsächlich nur noch ein kleines Stück. So vier, fünf Punkte, dann müssten wir eigentlich diese Linie fertig haben. Und jetzt werden wir in einem nächsten Schritt schauen, ob das etwas bewirkt hat hinsichtlich der Auslösbarkeit der bösartigen Rhythmusstörung.
    Der Testlauf hat ergeben, dass die Rhythmusstörung, die wir vorhin ausgelöst haben, jetzt nach Anlage unserer Verödungslinie nicht mehr auslösbar ist. Und damit ist das Ziel erreicht, die Rhythmusstörung ist jetzt zumindest akut nicht mehr auslösbar. Für hier und heute haben wir es geschafft, die richtigen Stellen gefunden, die richtige Linie gelegt, und erfolgreiche Prozedur.
    Winkelheide: Vielen Dank.
    Prof. Lüthje: Ich danke Ihnen.