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Karnevalsprinzenpaar mit afrikanischen Wurzeln
Ratingen feiert Prinz Samuel und Prinzessin Jacinta

Mit Weiberfastnacht geht der Karneval auf seine Zielgerade, und in Ratingen eine ganz besondere Session: Eines der ersten schwarzafrikanischen Prinzenpaare bundesweit hatte dort dieses Mal die närrische Regentschaft übernommen - und dabei die Herzen der Rheinländer dabei erobert.

Von Peter Hild | 23.02.2017
    Das Karnevalsprinzenpaar Samuel und Jacinta Awasum, Prinz Samuel I.und Prinzessin Jacinta I. von Ratingen
    Das Karnevalsprinzenpaar Samuel und Jacinta Awasum, Prinz Samuel I.und Prinzessin Jacinta I. von Ratingen (picture alliance / dpa / Horst Ossinger)
    Mit einem Lächeln kommen Prinz Samuel und Prinzessin Jacinta ins Foyer und werden von den vielen Narren herzlich begrüßt. Die Stimmung in der ausverkauften Dumeklemmerhalle in Ratingen nähert sich an diesem Abend langsam dem Höhepunkt. Kein Wunder, schließlich feiert die Prinzengarde Blau-Wess närrisches Jubiläum, acht mal elf Jahre. Und ihr Prinzenpaar aus Kamerun hat gleich noch seinen großen Auftritt. "Heute hatten wir schon drei Termine, und jetzt die große Galasitzung von der Blau-Weiss, von der Prinzengarde der Prinzessin, wir freuen uns drauf, und heute wird’s Party geben."
    Samuel als Prinz trägt das große Ornat in rot und weiß, Jacinta hat ein langes blaues und verziertes Abendkleid an, mit hohem Kragen. Während Samuel schon auf Feiern eingestellt ist, geht Jacinta mit ihrem Adjutanten nochmal ihre Rede durch. Ein kurzer Blick aufs Kleid, ob alles richtig sitzt - leichte Nervosität ist ihr anzumerken. Dann geht es los.
    "Ich freue mich ganz besonders, hier oben auf der Bühne begrüßen zu dürfen, die Prinzengarde Blau-Weiss Ratingen, die Prinzengarde Rot-Weiss und ihr diesjähriges Prinzenpaar." Auf ihrem minutenlangen Weg zur Bühne müssen sie viele Hände schütteln. Dass die beiden zum Prinzenpaar geworden sind, ist auch Samuels Engagement zu verdanken. Seit drei Jahren ist er Vorsitzender des Ratinger Integrationsrates.
    Zeichen für mehr Integration
    "Es gibt viele Veranstaltungen, die ich begleitet und mitorganisiert habe, und alles nur für den Zweck Integration, Vielfalt und Miteinander sein. Und das ist wohl dem Karnevalsausschuss aufgefallen, und die wollten eine Botschaft senden und sagen und einfach zu zeigen, wie Ratingen eigentlich tatsächlich so ist, eine Stadt der Vielfalt und Besonderheit."
    Ein Zeichen für mehr Integration in Zeiten, in denen Ausländer und Flüchtlinge von vielen kritisch beäugt werden. Bei seiner Frau Jacinta musste Samuel aber erst Überzeugungsarbeit leisten: "Ich bin jetzt richtig stolz, dass ich das gemacht habe, weil vorher, ich war nicht so sicher. Aber ich hab's meinem Mann zuliebe gemacht und auch für mich als Herausforderung. Und jetzt genieße ich es einfach."
    Auf der Bühne weist Jacinta ihren Prinzen dann humorvoll in die Schranken, schließlich steht an diesem Abend ihre Garde im Mittelpunkt: "Spiel nicht den Helden, du hast hier heute nichts zu melden, du bleibst jetzt schön auf deinem Platz, und hast jetzt Funkstill, mein Schatz."
    Die Narren sind von ihrem ungewöhnlichen Prinzenpaar begeistert: "Ja super, 'n guten Eindruck", "schönes Prinzenpaar, is' mal wat anderes", "die Natürlichkeit, aus 'nem anderen Land zu kommen, 'ne andere Hautfarbe zu tragen und gleichzeitig den rheinischen Karneval zu leben, das zeichnet die beiden aus, das nimmt man denen auch sofort ab, das is'ne tolle Sache", "merkt man aber auch bei jedem Auftritt. Sie sind einfach stolz in ihrer Rolle, und dat kommt einfach total gut rüber, dass sie das Prinzenpaar der Ratinger sind".
    Stolze Regenten
    Und dass die beiden feiern können, stellen sie auch an diesem Abend unter Beweis. Im Elferrat auf der Bühne verfolgt das Prinzenpaar die restliche Sitzung, schunkelt und klatscht eifrig mit. Samuel zeigt sich bei vielen Liedern textsicher. Beide sind froh, nach über zehn Jahren in Deutschland den Karneval nun richtig kennenzulernen - ob auf Sitzungen, mit Kindern oder in Seniorenheimen. "Ganz ehrlich, ich finde es schade, dass viele Leute Karneval nur vom Bier oder Besäufnisse kennen und nicht als Brauchtum, was es eigentlich ist. Es ist 'ne Gesellschaft, Leute gehen da hin, Kinder gehen da hin, und tanzen, und das ganze Jahr über gibt's Programm, es ist Gesellschaftsaktivität."
    Die Oma passt an diesem Abend auf die beiden ein und drei Jahre alten Kinder der beiden auf, die offenbar auch schon mit den Karnevalsvirus infiziert sind. "Wir haben gedacht, die werden uns nicht loslassen wollen und weinen und so weiter und so fort. Aber alles ist gut: Unsere Tochter, wenn sie weiß oder die Adjutanten kommen, sagt die sofort: Ah Papa, Ratingen Helau? Ja, Ratingen Helau! Dann: Tschüüß!"
    Samuel und Jacinta sind stolz darauf, so positiv von den Narren angenommen zu werden und als Prinzenpaar viele unterschiedliche Menschen kennenzulernen. Und auch das diesjährige Ratinger Sessionsmotto "Dume huch, un makhe" - Daumen hoch, und machen - ist ihnen schon in Fleisch und Blut übergegangen: "Jetzt geht’s richtig ab!"