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Kasseler Ökofeldtage
Gentechnik ist tabu

Bei den Feldtagen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wird der Einsatz der Gentechnik im Ackerbau gefeiert - anders bei den Ökofeldtagen in Frankenhausen bei Kassel. Hier setzen die Ökobauern alles daran, zu beweisen, dass es auch gut ohne Gentechnik geht.

Von Anke Petermann | 22.06.2017
    Kinder stehen in einem Maislabyrinth bei Frankenhausen (Landkreis Kassel) vor THC-freien Hanfpflanzen.
    Kinder stehen in einem Maislabyrinth bei Frankenhausen (Landkreis Kassel) vor THC-freien Hanfpflanzen. (picture alliance / dpa / Uwe Zucchi / lhe)
    Genveränderte Pflanzen mit Herbizid-Resistenzen braucht der Biolandbau mangels Einsatz chemischer Unkrautvernichtung nicht. Aber maschinelle Unterstützung schon. Als Alternative zum potentiell krebserregenden Totalherbizid Glyphosat präsentiert Thomas Gennen, Projektleiter bei der Aachener Zasso-Gruppe, den Prototyp der Maschine namens "Elektro Herb": Sie tötet Unkraut zwischen den Nutzpflanzen-Reihen, und zwar mit Hochspannung.
    "Also, nur wenn ein Kontakt besteht, wird die Pflanze zerstört, systemisch zerstört."
    Das heißt, die Applikatoren, die das Fahrzeug vor sich herschiebt, leiten den Strom in den Boden und die Wurzel, so dass das ganze Kraut abstirbt, als hätte es Roundup von Monsanto abbekommen. Projektleiter Gennen hat Erfahrungswerte aus dem Anbau von Soja und Mais aus Brasilien, wo die Maschine entwickelt wurde.
    "Die Langzeitwirkung ist ziemlich gut. Der Wiederaufwuchs lässt auf sich warten."
    Die Forschung geht weiter
    Marktreif vermutlich 2019, dann will Zasso damit ins Leasinggeschäft einsteigen. Felix Prinz zu Löwenstein vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, kurz BÖLW, schaut noch skeptisch.
    "Was macht das Bodenleben?"
    "Wir waren jetzt in der Schweiz, da war es etwas feuchter. Da kam das Bodenleben hoch, also die Regenwürmer. Das ist immer das Hauptanliegen, die haben noch alle gelebt."
    Weiter zu forschen, ist geplant. Jäteroboter, Hackmaschinen mit Satellitensteuerung oder geführt von optoelektronischen Kameras – die Neuerungen tragen dazu bei, so Hessens grüne Agrarministerin Priska Hinz:
    "... dass der Öko-Landbau wirtschaftlich und wirtschaftlicher betrieben werden kann. Zum anderen ist es wichtig, dass sich auch die ökologischen Betriebe immer wieder überlegen: Wo können sie besser werden, wo brauchen sie Anregungen aus der Wissenschaft."
    Landwirtschaft mit Hilfe von Drohnen
    Anregungen aus der Genforschung will die Bio-Branche nicht, das stellt der Vorsitzende des BÖLW als Schirmherr der Öko-Feldtage klar.
    "Sie bringt uns keine Fortschritte, die es wert wären, diese Risiken einzugehen."
    Das gelte auch für die von manchen Pflanzenzüchtern als nachhaltig dargestellte Methode CRISPR/Cas, mit der sich bestimmte Gene gezielt ausschalten lassen.
    Eine Drohne fliegt über ein Versuchs-Maisfeld, diese Art Innovation gefällt Prinz zu Löwenstein. Die Drohne kann Schlupfwespen-Larven abwerfen. Die Insekten attackieren den Maiszünsler – biologische Schädlingsbekämpfung, ganz ohne Gen-Resistenzen. Hessens grüne Umweltministerin Hinz glaubt nicht, dass CRISPR/Cas eine Zukunft im Öko-Landbau hat.
    "Natürlich ist die Diskussion da nicht zu Ende und auch die Forschung nicht zu Ende. Aber ich sehe das als äußerst kritisch an. Bevor man am Ende von wissenschaftlichen Bewertungen ist und auch gesellschaftlichen Diskussionen, sollte man hier die Finger von diesen Verfahren lassen."
    Aber Folgenabschätzung sei jetzt gefragt, die Diskussion dürfe man nicht verschlafen.
    "…und sie nicht anderen überlassen, nämlich solchen Unternehmen, die erstmal Gewinne wittern, indem sie Verfahren auch verkaufen. Das glaube ich, sollten die ökologischen Verbände selber in die Hand nehmen und selber die Diskussion befeuern."