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USA
Ende der Netzneutralität?

Die amerikanische Aufsichtsbehörde für Telekommunikation FCC könnte zukünftig erlauben, dass Daten im Internet unterschiedlich behandelt werden. Während große Tech-Unternehmen sich noch zurückhaltend äußern, befürchten kleinere Start-ups Nachteile.

Von Marcus Schuler | 14.12.2017
    Internetkabel an einem Breitbandanschluss.
    Noch werden im Internet alle Daten gleich behandelt. (imago / Christian Ohde)
    Viele der großen Tech-Unternehmen hier im Silicon Valley scheinen sich weg zu ducken. Nur Facebook antwortet auf unsere Anfrage. Zitat: Man sei enttäuscht, dass sich die FCC von einer starken Netzneutralität verabschieden wolle. Google dagegen reagiert auf ARD-Anfrage nicht.
    Etablierte Unternehmen können bezahlen
    Konzerne wie Google, Amazon oder Netflix könnten sich mit ihren Milliarden Gewinnen bevorzugte Datenleitungen kaufen, sagt Corinne McSherry von der "Electronic Frontier Foundation" in San Francisco:
    "Vor allem etablierte Unternehmen wie zum Beispiel Netflix und Marken, die jeder kennt, werden für eine schnelle Datenautobahn bezahlen. Aber eines ist auch klar: diese Mehrkosten geben sie natürlich an ihre Nutzer weiter."
    Aber nicht nur das. Die großen Tech-Unternehmen fürchten nach der gelungenen und mittlerweile bewiesenen Wahleinmischung Russlands, dass ihnen die Politik in Washington jetzt noch stärker auf die Finger schaut und sie reguliert. Auch das dürfte ein Grund für das relative Schweigen sein. Bloß kein Risiko eingehen in einer ohnehin verlorenen Schlacht.
    Interessenverband will klagen
    Die Dummen dürften aber nicht nur die Verbraucher sein. Tausende Start-ups im Silicon Valley sind auf einen schnellen und gleichberechtigten Zugang ins Web angewiesen. Wenn die Netzneutralität nun kippt, könnten gerade kleine Firmen das Nachsehen haben.
    Dass die Netzneutralität in ihrer jetzigen Form abgeschafft wird, das ist im Silicon Valley allen klar.
    Dennoch gibt sich Michael Beckerman, Chef der "Internet Association", einer der Interessenvertretung der meisten großen Silicon Valley Unternehmen kämpferisch: Die Netzneutralität sei noch nicht verloren, sagt er. Man werde sich vor Gericht wiedersehen, kündigte er gegenüber dem Wirtschaftssender Bloomberg in San Francisco an:
    "Die Rückabwicklung muss hinterfragt werden. Denn es hat sich seit der Einführung der Netzneutralität im Jahr 2015 nichts negativ geändert. Sicher ist nur: die Abschaffung wird Verbraucher und Wirtschaft schaden."