Filmwirtschaft

Disneys Deal mit "21st Century Fox"

Das Logo des US-Unterhaltungsriesen Disney auf einem Bildschirm, im Hintergrund das Handelsparkett der New Yorker Börse
Der Disney-Konzern möchte mehr Marktmacht. © AP Photo/Richard Drew
Caspar Busse im Gespräch mit Gesa Ufer · 14.12.2017
Der Unterhaltungskonzern Walt Disney steht kurz davor, Teile des Medienunternehmens "21st Century Fox" von Rupert Murdoch zu kaufen. Dies sei eine Reaktion auf die digitale Konkurrenz wie Netflix oder Amazon, erklärt Caspar Busse von der "SZ".
Monatelang war es nur ein Gerücht, heute bestätigte der US-amerikanische Konzern Disney den Deal - sofern die Behörden dem zustimmen. Der mögliche Kaufpreis beläuft sich auf 52,4 Milliarden Dollar (rund 60 Milliarden Euro). Disney will einige US-Kabelsender übernehmen, die europäische Senderkette Sky und das traditionsreiche Hollywood-Studio von Century Fox.
Es geht Disney dabei um die Stärkung der eigenen Marke, den Zugriff auf neue Inhalte und möglicherweise um eigene Streamingdienste, erklärt Caspar Busse, leitender Wirtschaftsredakteur bei der "Süddeutschen Zeitung":
"Ganz klar ist das auch eine Reaktion auf diese neue Konkurrenz, weil gerade Netflix zum Beispiel, aber auch Amazon Prime, die produzieren selber Serien, auch teilweise schon Kinofilme zumindest als Koproduzenten. Die machen ihre eigenen Inhalte und bringen sie direkt zum Kunden. Und genau darauf will Disney damit auch reagieren, indem sie selber mehr produzieren und auch in Zukunft wahrscheinlich selber Streamingdienste und Fernsehsender etablieren werden, wo sie auch direkt zum Kunden kommen."
Als Nachteil dieser Übernahme sieht Busse, dass der US-amerikanische Filmmarkt damit weniger Vielfalt und mehr kommerzielle Einheitsware produzieren könnte - eine Entwicklung, die auch die deutschen Kunden zu spüren bekommen könnten.
(cosa)

ARD-Korrespondent Marcus Schuler berichtet aus Los Angeles:
Eigentlich wollte Disney Chef Bob Iger im Sommer aufhören. Doch dann wurden die Gespräche mit Rupert Murdoch immer spannender und der 66-Jährige verlängerte seinen Vertrag bei Disney bis Ende 2021.
"Hätten Sie mich im August gefragt, ob wir jemals abschließen werden, hätte ich keine Wette abgeben wollen. Jetzt bin ich froh, dass wir es geschafft haben und ich freue mich auf die Zukunft."
Für Disney markiert die Übernahme von Teilen des Murdoch-Imperiums vor allem eine Aufholjagd, die dem Traditionskonzern nun bevorsteht. Die TV-Landschaft in den USA hat sich mit den Streaming-Plattformen von Netflix, Hulu und Amazon radikal verändert. Und darauf muss Disney reagieren, sagt Iger im Wirtschaftssender CNBC:
"Die Verbraucher schauen viel mehr Inhalte als jemals zuvor. Die Qualität ist genauso wichtig wie der Zugang. Er muss benutzerfreundlich und leicht zu erreichen sein."

Unabhängiger werden vom TV-Geschäft

Disney will vor allem vom klassischen Fernsehgeschäft unabhängiger werden. In den USA sind hier die Kabelnetzbetreiber zwischengeschaltet, die an den Einnahmen partizipieren und am Ende mitentscheiden, wo und wie die Inhalte beim Konsumenten ankommen. Doch dieses Geschäftsmodell geht seit fast zwei Jahrzehnten zurück. Es geht vor allem um die Inhalte, sagt die CBS-Analystin Jill Schlesinger:
"Wer den meisten Inhalt hat, egal wo er ausgespielt wird, der gehört zu den Unternehmen, die überleben werden."

Netflix und Amazon angreifen

Auf der Haben-Seite stehen nicht nur viele neue Filmrechte, die mit der Übernahme des 20th Century Fox Studios in die Disney Bibliothek kommen. Disney bekommt nun auch die volle Kontrolle über Hulu - nämlich zu 60 Prozent, weil es die Fox-Anteile an dem Streaming-Dienst übernimmt. Mit dem Knowhow, das bei Hulu liegt, will Disney Chef Iger Netflix und Amazon angreifen.
"Wir können jetzt noch mehr Inhalte in Hulu einbringen und zwar aus beiden Unternehmensteilen. Unser Ziel hier in den USA ist ein neuer Streamingdienst im Jahr 2019: Mit Inhalten von Disney, mit Pixar mit Marvel und Lukas."

Risiko liegt bei Disney

Für Murdoch, einem engen Freund von US-Präsident Trump, wird seine Medienwelt ein Stück übersichtlicher und risikoärmer. Er kann sich in den USA - neben der Zeitung "Wall Street Journal" - nun auf das TV-Geschäft konzentrieren. Allen voran mit dem Trump-freundlichen Sender Fox News. Die Formel dort heißt Nachrichten und Sport. Und das geht beim Konsumenten immer. Das große Risiko liegt bei dem Deal vor allem bei Disney, weil der Inhalte-Anbieter nun auch Technologie-Unternehmen sein will. Für Hollywood dürfte sich wenig ändern, sagt CBS Analystin Schlesinger:
"Hollywood wird jetzt weniger Studios haben, aber es gibt dort so viele Inhalte-Anbieter, dass die Leute dort insgesamt ziemlich glücklich über den Deal sein werden."
Mehr zum Thema