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Katar 2022
Bestechungsvorwürfe gegen Ex-FIFA-Vize Warner

Die Vergabepraxis zur Fußball-WM in Katar steht erneut im Fokus: Der britischen Zeitung "Telegraph" liegen Dokumente vor, wonach unter anderem der ehemalige Vize-Präsident des Weltfußballverbandes FIFA unmittelbar nach der Vergabeentscheidung Geld erhalten haben soll.

Von Jochen Spengler | 18.03.2014
    Die Fußball-WM 2022 an Golf-Emirat Katar zu vergeben, war eine der kontroversesten Entscheidungen des Weltfußballverbandes FIFA. Nicht allein wegen der generellen Eignung des Wüstenstaats. Dort ist die Hitze im Sommer so hoch, dass es nun Überlegungen gibt, die WM in den Winter zu verschieben. Und auch nicht nur wegen der inzwischen bekannt gewordenen Ausbeutung von Gastarbeitern auf den WM-Baustellen.
    Sondern vor allem, weil immer wieder die Rede davon ist, dass bei der Vergabe Bestechung im Spiel war. Schon vor drei Jahren berichtete die BBC, dass ein Drittel des 24-köpfigen FIFA-Exekutiv-Komitees unter Korruptionsverdacht stehe. Schon vor der Abstimmung im Dezember 2010 hatten britische Zeitungsreporter zwei Funktionäre der Korruption überführt, so dass sie nicht mit votieren durften.
    Doch einer, der mit abgestimmt hat, obwohl er immer wieder im Fokus von Bestechungsvorwürfen stand, ist Jack Warner aus Trinidad und Tobago, 14 Jahre lang der FIFA-Vizepräsident. Heute meldet der britische "Telegraph", es lägen ihm Dokumente vor, die belegten, dass Jack Warner, seine beiden Söhne Daryll und Darian sowie einer seiner Angestellten unmittelbar nach der Vergabe-Entscheidung für Katar insgesamt zwei Millionen Dollar erhalten hätten. Eine Reporterin des "Telegraph" versuchte, Jack Warner vergeblich zu einer Stellungnahme zu bewegen.
    Überwiesen wurden die Millionensumme von einer Firma namens Kemco. Sie gehört Mohamed Bin Hammam, dem Ex-FIFA-Exekutiv-Mitglied von Katar. Der hatte 2011 gegen Sepp Blatter antreten wollen, um FIFA-Präsident zu werden, wurde aber wegen Bestechungsvorwürfen suspendiert und trat Ende 2012 von allen Ämtern im Weltverband zurück. Schon ein Jahr zuvor hatte Jack Warner das Handtuch geworfen.
    An ihn persönlich seien von Kemco allein 1,2 Millionen Dollar geflossen, schreibt der "Telegraph", wegen angeblicher "professioneller Dienstleistungen zwischen 2005 und 2010". Eine ursprünglich mit der Abwicklung beauftragte Bank auf den Cayman Inseln weigerte sich, so dass der Geldtransfer über eine New Yorker Bank erfolgte. Inzwischen ermittele das FBI; kooperierender Zeuge sei Jack Warners ältester Sohn.
    FIFA Vize-Präsident und CONCACAF-Präsident Jack Warner
    Es ist nicht das erste Mal, dass der 71-jährige Warner der Korruption bezichtigt wird. (picture alliance / dpa / Tannen Maury)
    Der Ex-Chef des Britischen Fußballverbandes Lord Triesmann sagte vor einem Parlamentsausschuss aus, dass Jack Warner Geld verlangt habe, wenn er die englische Bewerbung um die WM 2018 unterstützten solle:
    "We are talking probably about 2,5 million pounds Jack Warner nodded but then said that the funds could be channeled through him and he would guarantee that they would properly spent."
    Ein norwegischer Zeuge beschuldigte Jack Warner, er habe bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland 800 Tickets im Wert von rund 80.000 Euro auf dem Schwarzmarkt verkauft, wo Warner das Dreifache kassiert habe.