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Katar 2022
Zwei Millionen Dollar wofür?

Der ehemalige FIFA-Spitzenfunktionär Jack Warner und seine Söhne sollen laut einem Bericht des britischen Telegraph vom Katarer Mohamad Bin Hammam Geld erhalten haben. Im Raum steht die Frage: Ging es um Bestechung bei der WM-Vergabe oder um Machtspiele?

Von Jürgen Kalwa | 18.03.2014
    Es geht um etwas mehr als 2 Millionen Dollar, die Anfang 2011 auf ein Konto in einer New Yorker Bank überweisen wurden. Absender: Eine Firma, die dem ehemaligen katarischen Fußballfunktionär Mohamad Bin Hammam gehört. Empfänger: Jack Warner, damals FIFA-Vizepräsident, und seine zwei Söhne.
    Wofür das Geld wirklich bezahlt wurde, ist nicht klar. Erste Spekulationen gehen davon aus, dass es sich um eine Bonuszahlung für Warners Hilfe bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an den persischen Golf handelt. Ebenso wahrscheinlich jedoch ist, dass es sich um eine Vorabzahlung für ein neues Projekt gehandelt haben könnte: den Aufstieg von Hammam zum FIFA-Präsidenten, der wenige Monate später spektakulär scheiterte.
    Denn beide waren für ein Treffen von karibischen Fußball-Verbandsvertretern in Warners Heimat verantwortlich. Hammam brachte illegal 1 Million Dollar in bar nach Trinidad und verteilte das Geld großzügig.
    Eine Aufzeichnung mit Warners Anweisungen gelangte später an die Öffentlichkeit.
    "And the gift you get is for you to determine how best you want to use it for development of football in your country."
    Hammam wurde von allen Ämtern ausgeschlossen. Jack Warner trat zurück, ehe im vergangenen Jahr ein Untersuchungsbericht des nordamerikanischen Verbands CONCACAF das Ausmaß der undurchsichtigen Geschäfte dokumentierte. Danach hat der 71-Jährige im Laufe der Jahre zig Millionen in seine eigenen Taschen gewirtschaftet. Warner konzentriert sich seitdem auf seine politische Karriere.
    Die neuerlichen Enthüllungen entspringen offensichtlich den Ermittlungen der amerikanischen Strafverfolgungsbehörden, die bereits zwischendurch einen der Söhne in Florida unter Hausarrest gestellt hatten. Es geht um Geldwäsche und Steuerstraftaten. Theoretisch drohen Warner auch in seiner Heimat Konsequenzen. Sportreporter Lasana Liburd, der seit Jahren auf der Karibikinsel die Praktiken von Warner mit kritischen Berichten verfolgt, weiß allerdings um die Schwierigkeiten:
    "Als die Ermittlungen angeblich begannen, wurde er Minister für nationale Sicherheit und verantwortlich für die Polizei. Da haben Sie schon eine Vorstellung von der politischen Landschaft in Trinidad."
    Das Ministeramt musste Warner im letzten Jahr unter öffentlichem Druck abgeben. Er wurde wenig spätter allerdings als Parlamentsabgeordneter wiedergewählt. Zu den neuen Vorwürfen verweigerte er eine Stellungnahme. Warner hat seit drei Jahren nicht mehr das Land verlassen. Offensichtlich aus Sorge, den US-Behörden in die Fänge zu geraten.