Gesine Schwan über Habecks Kritik an Trump

Undiplomatisch, aber treffend

06:03 Minuten
Das Foto zeigt Donald Trump auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Donald Trump auf dem Weltwirtschaftsforum: Er macht das, was er immer macht. © picture alliance / KEYSTONE / Gian Ehrenzeller
Moderation: Korbinian Frenzel · 22.01.2020
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Grünen-Chef Habeck kritisiert US-Präsident Trump scharf für dessen Davos-Rede und wird seinerseits dafür scharf kritisiert. Muss ein Politiker immer diplomatisch sein? Die SPD-Politikerin Gesine Schwan hat dafür Verständnis, einfach auch mal die Empörung rauszulassen.
Die SPD-Politikerin Gesine Schwan nimmt Grünen-Chef Robert Habeck in Schutz. Der hatte auf die Rede von US-Präsident Trump in Davos harsch reagiert und gesagt, Trump sei "der Gegner, er steht für all die Probleme, die wir haben". Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hatte ihm daraufhin "eine erschreckende außenpolitische Einfältigkeit" vorgeworfen.
Habeck hatte auch noch andere, ungewöhnlich deutliche Formulierungen gefunden. So sagte er unter anderem, Trumps Rede sei ein "einziges Desaster" gewesen: "nur Selbstlob, Ignoranz, Missachtung von allen Leuten, kein Gespür für globale Probleme".
Die Rede sei von Habeck treffend charakterisiert worden, sagt Gesine Schwan. Trump habe das in Davos gemacht, was er immer mache - er verabschiede sich völlig aus der Kommunikation mit allen anderen und frage nicht nach Richtig oder Falsch.

"Trump tönt und will seine Macht stärken"

Eine andere Frage sei allerdings, ob Habeck diplomatisch und professionell gehandelt habe, so Schwan. Sie selbst hätte an Habecks Stelle der Empörung "Zügel angelegt" und die Kritik nicht so drastisch, sondern eher analytisch verpackt: "Aber ich finde es auch nicht schlimm, wenn ein Politiker Empörung zum Ausdruck bringt."
Trump selbst lasse sich davon überhaupt nicht beeindrucken, betont Schwan - wie dieser mit einem umgehe, hänge nicht an Umgangsformen, sondern an der Frage, welche Interessen er habe.
Das Foto zeigt die SPD-Politikerin Gesine Schwan auf einer Regionalkonferenz zur Präsentation der Kandidatinnen und Kandidaten für den SPD-Parteivorsitz.
Gesine Schwan: "Ich finde es nicht schlimm, wenn ein Politiker Empörung zum Ausdruck bringt."© picture alliance / dpa / Sven Simon
Zur Rede von Trump sagt Schwan, dieser sei bei all seinen Auftritten ein Wahlkämpfer: "Er tönt etwas hinaus und will damit seine Macht stärken. Das Schema verlässt er an keiner Stelle."
Trump hatte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos seine eigene Politik ausführlich gelobt. Die USA hätten unter seiner Führung den Glauben an sich zurückgewonnen: "Es gibt keinen besseren Ort auf der Erde als die USA." Auf den Klimawandel war er nicht direkt eingegangen.
(ahe)
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