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Kein Anschluss mit diesem Stecker

Wer Laptop, Mobiltelefon oder MP3-Player benutzt, braucht zum Aufladen immer auch ein Netzteil. Und das sieht für jedes Gerät anders aus. In Zukunft soll aber Schluss sein mit dem Netzteilwirrwarr. Der Verbraucherrat beim Deutschen Institut für Normung in Berlin fordert, Netzteile für mobile elektronische Geräte nach einheitlichen Vorgaben zu gestalten.

Von Peter Kolakowski | 24.04.2008
    "Ich hab hier meine Netzteile für meinen Laptop, für mein Handy, für meinen i-pod, für meinen MP3-Player. Auch fürs Ausland hab ich ein Netzteil, weil die Steckdosen nicht passen. Und insgesamt sind es fünf, sechs Stück ungefähr und das ist es halt alles."

    Für seine Netzteile hat dieser junge Mann extra eine eigene Schublade reserviert. Und jedesmal, wenn er sich zum Beispiel ein neues Mobiltelefon zulegt, ist natürlich auch ein anderes Netzteil mit dabei. Ärgerlich ist, wenn er es mal vergessen oder verloren hat. Ein anderes passt nämlich nicht, weil sich die Leistung und auch Anschlüsse völlig voneinander unterscheiden. Aber auch für die Umwelt stellt die Vielzahl der Netzteile eine immense Belastung dar. Werden sie nicht mehr gebraucht, landen sie entweder im Hausmüll oder müssen aufwendig wiederverwertet werden. So Dr. Gabriela Fleischer vom Verbraucherrat beim Deutschen Institut für Normung Berlin, kurz DIN.

    "Es ist völlig unverständlich, warum man hier noch keine Normung hat. Dass ich zum Beispiel mein Handy, wenn ich dann unterwegs bin und ich habe mein Netzgerät vergessen, nicht mit einem Netzteil von einem Kollegen aufladen kann. Aber die Hersteller haben hier immer noch nicht den Vorschlag aufgegriffen. Wir sind jetzt dabei, über die Öko-Design-Richtlinie die Normung für die Schnittstellen von diesen Netzteilen und den Endgeräten voranzubringen."

    Der Verbraucherrat hat bereits vor drei Jahren eine Machbarkeitsstudie zur Normung von Netzteilen und Schnittstellen vorgelegt und forciert das Projekt seit Jahren auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene. Nun scheint auch die EU endlich den Anschluss an genormte Netzteile bzw. Schnittstellen zu suchen. Ende Februar fand dazu ein Konsultationsforum mit europäischen Verbraucherorganisationen statt.

    "Ich habe ja nicht ein Netzteil in der Schublade, sondern ich habe in einer Schublade zehn Netzteile. Und irgendwann geht das Endgerät kaputt, das Handy oder der MP3-Player, das heißt, ich habe ein Netzteil zu Hause, was zwar noch völlig funktionsfähig ist, aber weil ich es eben für andere Geräte nicht verwenden kann, weil die Schnittstelle eben nicht genormt ist, muss ich das Netzteil wegschmeißen. Wir haben also auch ein Abfallproblem hier."

    Die Normung verspricht für Verbraucher und Umwelt gleich eine ganze Reihe von Vorteilen. Sie macht es möglich, dass mehrere Geräte mit einem Netzteil aufgeladen werden. Mit standardisierten Schnittstellen an den Netzteilen werde dann auch ein neuer Markt für externe Netzteile entstehen. Verbraucher können sich dann herstellerunabhängig für Netzteile mit dem besten Ökoprofil entscheiden.

    "Warum die Schnittstellennormung sinnvoll ist, ist, dass ich auch besonders effiziente Geräte, die eben neu am Markt sind, dann auch für verschiedene Geräte verwenden kann. Also es gibt ja auch Entwicklungen bei den Netzteilen, dass hier die Ladeprozesse effizienter werden. Und wenn ich hier eine genormte Schnittstelle habe, dann kann ich dieses neue Gerät auch für die anderen Endgeräte nutzen."

    Was vor dem Hintergrund von Energie-, Material- und Abfallersparnis auch der Umwelt gut tut. Und nicht zuletzt: Mit der Normung könnten auch international gültige Qualitätsanforderungen in Bezug auf Sicherheit und Umwelt erarbeitet werden. Was dann selbstverständlich nicht nur für Informations- und Unterhaltungselektronik gelten soll, sondern auch für den gesamten Heimwerkerbereich. Dr. Gabriela Fleischer vom Verbraucherrat beim DIN:

    "Es geht nicht nur um die Handys, sondern es geht aus unserer Sicht auch um die Werkzeuge, akkubetriebene Werkzeuge, ob Bohrer, Bohrmaschine oder sonstiges sind heute immer noch nicht genormt. Also Sie können einen Bohrer nicht mit jedem Ladegerät aufladen. Wenn Sie dann einmal das Problem haben, dass der Akku zum Beispiel nicht mehr zu kaufen ist, weil das ein zehn Jahre altes Gerät ist, sind Sie heute gezwungen, das Netzteil wegzuschmeißen."