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Keine Ausnahmen

Mit Beginn der Sitzung des Bundestag Sportausschusses musste auch Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, den Saal verlassen. Nach sechs Jahren Öffentlichkeit beschloss der Ausschuss in der letzten Sitzung mit den Stimmen von Union und FDP, nicht mehr öffentlich zu tagen.

Von Robert Kempe | 09.11.2011
    Der Grund: Kritische Medienberichterstattung. So wurde Bach erst in den Konferenzraum gebeten, als im höchsten sportpolitischen Gremium über die gescheiterte Olympiabewerbung - München 2018 - diskutiert wurde. Dies sei nach Geschäftsordnung klar definiert, sagte die Vorsitzende des Sportausschusses Dagmar Freitag, SPD:

    "Dann heißt es für mich auch, dass die Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes, selbst wenn es sich um den Präsidenten und IOC-Vizepräsidenten handelt, dass diese Vertreter auch draußen warten müssen bis sie zu ihrem Tagesordnungspunkt hereingerufen werden. Diese Entscheidung hat die Mehrheit des Ausschusses zu verantworten."

    Der DOSB will auch weiterhin die Entscheidung des Ausschusses nicht kommentieren. DOSB-Präsident Thomas Bach:

    "Es ist schlichtweg der Respekt vor dem Parlament, dass wir dessen Entscheidung respektieren und hier die Autonomie des Ausschusses respektieren. So wie wir umgekehrt eben auch erwarten, wie wir im DOSB unsere Entscheidungen regeln."

    Fehlende sportpolitische Transparenz wird es auch weiterhin geben. Anträge von SPD und Grünen Öffentlichkeit im Ausschuss ganz oder teilweise wieder zu zulassen, kamen nicht durch. CDU-Obmann Klaus Riegert verteidigte die Nicht-Öffentlichkeit. Besonders den sprachlichen Stil einzelner Berichte über den Ausschuss - vor allem im Internet - kritisierte Riegert scharf:

    "Da bin ganz deutlich der Meinung, die zielen nicht daraufhin Parlamentarismus zu stärken, sondern ihn zu untergraben. Da können sie in bestimmten Foren mal selber nachlesen."

    Doch ganz überzeugt von dem Aussperren der Öffentlichkeit sind nicht alle Unionspolitiker. Aus den Reihen der CDU-Fraktion war zu hören, dass nicht jeder über die Entscheidung glücklich ist.