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Keine Konkurrenz für Obama in Sicht

Eigentlich müsste Obama bangen: Weder konnte er seine Reformversprechen halten, noch die außenpolitisch hohen Erwartungen erfüllen. Doch bislang haben die Republikaner nur solche Kandidaten ins Rennen geschickt, die sich bei ihren Wahlkampfauftritten selbst demontieren.

Von Klaus Remme | 26.11.2011
    Vor vier Jahren um diese Zeit begann der Höhenflug eines Kandidaten namens Barack Obama. Nach einer schwierigen frühen Phase seines Wahlkampfs begann der Zweikampf gegen Hillary Clinton, der bis zur Jahresmitte 2008 dauern sollte. Sein eigentlicher Gegner, John McCain, hatte sich im konservativen Lager weit schneller durchgesetzt, für ihn waren wertvolle Monate gewonnen, um seine Kampagne zu organisieren, um Spenden zu sammeln und um Obama zu beobachten.

    Ganz anders die aktuelle Ausgangslage: Ohne parteiinternen Gegenkandidaten kann sich Barack Obama, wie hier in seiner Ansprache zum Thanksgiving Fest am Donnerstag, präisidial als Vater der Nation zeigen. Seine Wahlkampfmannschaft sitzt derweil in einer Zentrale in Chicago, entwirft die Strategie für das kommende Wahljahr und beobachtet die Auslese der Republikaner:

    Noch immer sind es acht Konservative, die in öffentlichen Fernsehdebatten um die Gunst der Wähler werben - hier am vergangenen Dienstag in Washington. Der ehemalige Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney ist die eine Konstante im republikanischen Lager, in Umfragen liegt er einerseits landesweit immer mit an der Spitze mit etwa 25 Prozent Zustimmung, doch schafft er es andererseits bisher nicht, diese Stellung weiter auszubauen.

    In diesem Fernseh-Spot verspricht Mitt Romney einen schlankeren, klügeren Staat. Es ist der kleinste gemeinsame Nenner einer Partei, die traditionell wenig homogen ist und spätestens seit Entstehung der Tea-Party-Bewegung in eine eher moderate mainstream, man könnte auch sagen Romney-Hälfte, eingeteilt werden kann und die anderen, erzkonservative Christen, Fiskalfundamentalisten, Staatsgegner. Sie sind seit Monaten auf der verzweifelten Suche nach einer Alternative zu Mitt Romney. Rick Perry, der Gouverneur von Texas und Herman Cain, ehemaliger Chef einer Pizza-Kette gewannen und verloren Favoriten-Status, ihre Schwächen in Substanz und Stil sind inzwischen You-Tube Renner:

    Newt Gingrich heißt der aktuelle Liebling des Rechts-Flügels der Republikaner. Anders als Perry ist Gingrich sicher in der Debatte, anders als Cain ist Gingrich politisch erfahren, kämpfte als Sprecher im Abgeordnetenhaus schon Mitte der 90er-Jahre gegen einen demokratischen Präsidenten im Weißen Haus. Gegen Bill Clinton.

    Ganz wie Reagan oder Thatcher sei er eine Ausnahmeerscheinung, gibt Gingrich im Interview mit CNN Auskunft. An Selbstbewusstsein mangelt es also nicht. Kritiker meinen: an der Fähigkeit zur Selbstkritik schon. Gingrich hat sich wieder aufgerappelt. Als er kurz nach seiner öffentlichen Bewerbung zunächst in Urlaub flog, trat sein Mitarbeiterstab fast geschlossen zurück, er legte sich mit der Parteiführung im Kongress an, er plädiert für den Verbleib eines Teils der elf Millionen Illegalen im Land. "Er will die Amnestie", kritisieren seine Gegner empört, diese Position könnte ihm schaden. Er verteidigt seine Millionenhonorare von der seinerzeit halb-staatlichen Hypothekenbank Freddie Mac, er lebt in dritter Ehe, für eine christlich geprägte Basis kein Ausweis von Qualität. Baggage nennen die Amerikaner das alles, Gepäck also, das Gingrich im Wahlkampf belastet. Wenn er jetzt in Iowa, wo am 3. Januar die erste Wählerentscheidung fällt, in Umfragen dennoch führt, zeigt das die Unzufriedenheit mit dem Mormonen Romney und die Ratlosigkeit der in Iowa einflussreichen christlichen Wähler gleichermaßen. Doch eine starke Basis in Staaten wie New Hampshire und Michigan, eine vergleichsweise üppige Wahlkampfkasse, seine lange Erfahrung als Wahlkämpfer landesweit und die Tatsache, dass er zurzeit der einzige Republikaner ist, der in Umfragen gegen Obama eine Chance hat – all das spricht dafür, dass sich Mitt Romney, der vor vier Jahren gegen John McCain unterlag, diesmal durchsetzt.