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Keine Preiserhöhung
Bahn reagiert auf Fernbuskonkurrenz

Die Bahn bricht mit einer Tradition: Zum ersten Mal seit Jahren wird sie zum Fahrplanwechsel nicht die Fahrpreise erhöhen. Zumindest im Fernverkehr sollen die Preise stabil bleiben. Zurückzuführen ist das wohl auf die Konkurrenz durch die Fernbusse.

Von Dieter Nürnberger | 15.09.2015
    Zwei ICE-Züge fahren am 23.04.2015 einmal in und einmal aus dem Hauptbahnhof von Frankfurt am Main.
    Egal ob 1. oder 2. Klasse, Bahncards oder Pendlerkarten, Sparpreise oder auch Reservierungskosten oder Servicepreise an Bord der Züge - im Fernverkehr bleibt alles so wie es ist. (pa/dpa/Schmidt)
    Bereits im vergangenen Jahr verzichte die Bahn auf Preiserhöhungen beim Fernverkehr in der zweiten Klasse. Zum diesjährigen Fahrplanwechsel am 13. Dezember soll Preisstabilität für fast alle Strecken und Tickets gelten. Die gute Nachricht für Bahnkunden also: Egal ob 1. oder 2. Klasse, Bahncards oder Pendlerkarten, Sparpreise oder auch Reservierungskosten oder Servicepreise an Bord der Züge - es bleibt so wie es ist. Einzige Ausnahme: Mit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Erfurt - Halle /Leipzig werden die Preise aufgrund von deutlichen Fahrzeitverkürzungen angepasst. Beispiel: Eine Fahrkarte von Erfurt nach Berlin wird um 7 Euro teurer, die Reisezeit verringert sich hier aber um 44 Minuten.
    Die Bahn will vor allem für jüngere Reisende wieder interessanter werden, denn diese nutzen inzwischen vermehrt Fernbusse, die der Bahn auf wichtigen Strecken direkt Konkurrenz machen. Vorstandsmitglied Birgit Bohle, zuständig für den Fernverkehr:
    "Wir haben eine Vielzahl von Wettbewerbern - der Fernbus ist nur einer. Vor allem weiterhin auch das Auto - und wir sehen hier beim Benzinpreis einen Preisrückgang in Höhe von rund 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch das ist ein Argument, warum wir jetzt so agieren."
    Bahncard-Angebote sorgen für neue Kunden
    Spekulationen zufolge haben auch Vertreter der Bundesregierung im Aufsichtsrat des Bahnkonzerns eine Preiserhöhung abgelehnt. Die Pünktlichkeitswerte der Züge seien weiterhin nicht zufriedenstellend. Hinzu kommen interne Berechnungen der Bahn, wonach eine Preiserhöhung von einem Prozent zu einem Kundenrückgang in gleicher Höhe führen würde. Im ersten Halbjahr 2015 verdiente die Deutsche Bahn AG unterm Strich 40 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
    Immerhin seien die seit wenigen Monaten geltenden neuen Bahncards und auch die stark beworbenen Sparpreise ab 29 Euro ein Erfolg. Dadurch habe man rund 2 Prozent Kundenzuwachs im Fernverkehr registrieren können, sagt Vorstandsmitglied Berthold Huber, zuständig für den Personenverkehr.
    "Wir haben ja jetzt eine 3-Monats-Bahncard für Studenten, für junge Leute, eingeführt. Wir haben den Preis halbiert. Und wir haben in 3 Monaten doppelt so viele davon verkauft, wie zuvor."
    Der Konzernvorstand musste heute allerdings auch einräumen, dass es weiterhin Probleme beim Komfort für die Reisenden gebe. So müssen Bahnkunden in der 2. Klasse weiterhin auf kostenloses W-Lan warten. Ein verbindlicher und flächendeckender Einführungstermin konnte nicht genannt werden.
    Im Regionalverkehr ist noch nichts entschieden
    Die Bahn verweist aber zudem auch künftig bessere Streckenangebote. Bereits im Mai wurde ein neues Fernverkehrskonzept vorstellt. Berthold Huber:
    "Bis 2030 wollen wir die IC-Verkehre in der Fläche beleben. Wir wollen insgesamt rund 30 Millionen Zugkilometer mehr fahren. Auch alle Städte über 100.000 Einwohner im Zwei-Stunden-Rhythmus anbinden."
    Die gute Nachricht für die Kunden ist aber sicherlich, dass es für 2016 keine Fahrpreiserhöhungen im Fernverkehr geben wird. Im Regionalverkehr hingegen ist noch nichts entscheiden. Der DB-Konzern setzt die Preise in diesem Segment nicht allein fest, federführend sind hier auch die regionalen Verkehrsverbünde sowie die Bundesländer.