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Keine Spur von Krise

Griechenland und Ägypten stehen nicht mehr ganz oben auf der Reiseliste der Deutschen. Ansonsten aber bleibt es dabei: Die "schönste Zeit im Jahr" lassen sich die Bundesbürger einiges kosten.

Von Dieter Nürnberger | 06.03.2012
    Der Ruf der Deutschen als Reiseweltmeister ist nicht gefährdet, ganz im Gegenteil, dieser Titel wurde auch 2011 wieder souverän verteidigt. 61 Milliarden Euro gaben die Bundesbürger allein für Auslandsreisen im vergangenen Jahr aus, und nirgendwo auf der Welt waren diese Ausgaben höher. Generell ist die Reiselust ungebrochen – zum Auftakt der Internationalen Tourismusbörse in Berlin deshalb Optimismus. Jürgen Büchy, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes:

    "Krisen oder politische Unruhen drücken nicht auf die Urlaubsstimmung. Die wirtschaftlichen Eckdaten in Deutschland sind hervorragend: Die Arbeitslosenzahlen sind niedrig, die Konsumstimmung ist gut."

    2011 war ein Rekordjahr für die Branche. Es gab mit 394 Millionen gewerblichen Übernachtungen einen neuen Rekord. Der Umsatz des Gastgewerbes beispielsweise stieg um 3,8 Prozent auf knapp 60 Milliarden Euro. Damit sei das Vorkrisenniveau wieder erreicht worden. Allerdings seien diese guten Ergebnisse kein Selbstläufer – so wäre beispielsweise ohne die von der Branche so heftig kritisierte Luftverkehrssteuer ein deutlicheres Plus möglich gewesen, sagt Klaus Läpple, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft.

    "Auch die Zahl der Fluggäste an den internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland legte um fünf Prozent zu. Die angepeilte 200-Millionen-Marke wurde aber verfehlt. Hätte es die Luftverkehrssteuer nicht gegeben, dann hätten wir diese magische Zahl von 200 Millionen im vergangenen Jahr geknackt."

    Das Berliner Ausstellungsgelände ist mal wieder ausgebucht zur weltgrößten Tourismusmesse. Eindeutige Trends sind diesmal nicht erkennbar, Tendenzen der vergangenen Jahre werden aber fortgeschrieben. Beispielsweise eine überraschend gute Entwicklung bei den Reisebüros, trotz der harten Konkurrenz durch das Internet. Jürgen Büchy.

    "Deren Umsatz kletterte ebenfalls um zwei Milliarden Euro, um 9,5 Prozent auf nunmehr 22,4 Milliarden Euro. Somit erlebt das Reisebüro mehr als nur eine Renaissance. Es zeigt sich, dass die persönliche Beratung, die Fachkompetenz und der vielfältige Service von den Reisenden gefragt sind."

    Ein deutlicher Wachstumsmarkt sind beispielsweise zielgruppenspezifische Angebote. Das können spezielle Kultur- oder Sporttrips sein oder auch das zunehmende Segment des Ökotourismus. Gleichzeitig wachsen aber auch weiterhin die All-Inclusive-Angebote, so Reiseverbandespräsident Jürgen Büchy.

    "Vor allem Familien, die ja diese finanzielle Berechenbarkeit brauchen, nutzen immer wieder diese Angebote."

    Partnerland der Tourismusbörse ist in diesem Jahr Ägypten. Die nordafrikanischen Länder hoffen generell auf eine Erholung bei den Besucherzahlen nach den politischen Umbrüchen im vergangenen Jahr.

    Auch der Branchenriese TUI legte heute in Berlin erste Zahlen vor. Der Konzern verzeichnete analog zur Gesamtbranche 2011 ebenfalls ein Rekordergebnis. Allerdings seien die aktuellen Buchungszahlen für das Reiseziel Griechenland um rund ein Drittel zurückgegangen.

    Doch wird für 2012 allgemein ein weiteres Wachstum erwartet. zwischen zwei und drei Prozent lautet die Prognose. Das wäre etwas weniger als im Rekordjahr 2011.