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Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft
Ein Verband in der Krise

Zwei Rücktritte sorgen für große Ratlosigkeit im deutschen Eisschnelllauf-Sport. Bundestrainer Jan van Veen und Sportdirektor Robert Bartko kündigten ihren Rückzug an. Vor der Zukunft des Verbands steht finanziell wie sportlich ein großes Fragezeichen.

Von Matthias Friebe | 19.03.2018
    Bundestrainer Jan van Veen hat seine Zusammenarbeit mit der DESG beendet.
    Bundestrainer Jan van Veen hat seine Zusammenarbeit mit der DESG beendet. (dpa/ picture alliance/ Soeren Stache)
    Schwere Zeiten für die deutschen Eisschnellläufer. Nach den medaillenlosen Spielen von Sotschi 2014 hatte man eine Neuausrichtung angestrebt und mit Bahnrad-Olympiasieger Robert Bartko einen Quereinsteiger als Sportdirektor verpflichtet. Doch auch die Spiele in Pyeongchang blieben ohne den erhofften Erfolg und Edelmetall:
    "Wir sind wieder an dem Punkt, wo wir den kurzfristigen Prozess evaluieren müssen und den Weg bis Peking 22 genau anschauen müssen. Aber wir haben auch immer von der Langfristigkeit gesprochen, die der Prozess braucht und 26 und 30 waren die langfristigen Ziele, die wir dort formuliert haben," versuchte Bartko in der ARD-Sportschau zu erklären und den Blick auf die nächsten olympischen Zyklen zu richten. Nach dem Weltcup-Finale in Minsk folgte jetzt aber der Rücktritt. Auch Cheftrainer Jan van Veen kündigte vorzeitig das Ende der Zusammenarbeit mit der DESG an. Eigentlich sollte der 2016 verpflichtete Niederländer langfristig auch für die Talententwicklung sorgen, jetzt das vorzeitige Ende.
    Rücktritt wurde über Medien kommuniziert
    Entsetzt zeigte man sich bei der Deutschen Eisschnelllauf-Gesellschaft vor allem darüber, dass der Rücktritt zuerst an die Medien kommuniziert wurde. Sinnbild für Kommunikationsprobleme, die offenbar seit Monaten vorherrschen. Ein Interview mit dem Deutschlandfunk lehnte die DESG nach Rücksprache mit dem Deutschen Olympischen Sportbund heute ab.
    Vor allem die schwierige finanzielle Situation sorgt für Ratlosigkeit im Verband. DESG-Präsidiumsmitglied Hubert Graf sagte dem Sport-Informationsdienst, man plane immer so, auf keinen Fall zahlungsunfähig zu sein. Auch wenn die Finanzlage prekär sei, ein qualifizierter Trainer müsse her.
    Und das, obwohl Hauptsponsor DKB sein Engagement nicht mehr in der bisherigen Form fortsetzen wird. Bis zum 22. Mai muss die DESG die 151 Fragen für die neue Potenzial-Analyse (POTAS) beantworten, nach deren Kriterien in Zukunft die Sportförder-Gelder des Bundes zugeteilt werden. Auch dafür wäre Robert Bartko zuständig gewesen. Jetzt steht vor der Zukunft des Verbands finanziell wie sportlich ein großes Fragezeichen.