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KfW-Bilanz
Gibt die Förderbank die niedrigen Zinsen weiter?

In den vergangenen Jahren haben die deutschen Unternehmen immer weniger Kredite aufgenommen. Deshalb hat die staatliche Förderbank von Bund und Ländern, die KfW, schon mit dem Gedanken gespielt, ihren Kunden noch Geld dazu zu schenken. Das würde dann heißen: Wer einen Kredit aufnimmt, der muss keinen Zinsen mehr zahlen, sondern verdient noch am Kredit dazu. Möglich wäre es.

Von Brigitte Scholtes | 02.05.2016
    Die KfW- Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt
    Die KfW- Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt (imago stock&people)
    Wenn die KfW aktuell Geld aufnimmt, dann zahlt sie für Laufzeiten bis zu sechs oder sieben Jahren keine Zinsen, sondern ihr werden Zinsen gutgeschrieben. Deshalb hatte ihr Chef Ulrich Schröder schon im vergangenen Jahr laut darüber nachgedacht, ob die staatliche Förderbank diese negativen Zinsen nicht an ihre Kunden weitergeben müsse. Zu einem klaren Ergebnis ist er inzwischen gekommen:
    "Wir haben keine Absicht, unsere Zinsen so zu gestalten, dass der Endkunde Negativzinsen sieht."
    Aber: Die Förderbank könnte auf anderem Weg ihren Vorteil weitergeben, erklärt der KfW-Chef:
    "Dort haben wir einen Spielraum, den wir zurzeit noch nicht nutzen, das sind die sogenannten Hausbankmargen, also wenn eine Sparkasse, eine Volksbank, eine Privatbank einen Kredit der KfW durchleitet, dann kriegt sie von uns einen Einstand. In dem Einstand ist aber ihre sogenannte Hausbankmarge mit drin. Dass heißt, die darf sich ein Stück rausschneiden."
    KfW-Konzerngewinn von knapp 2,2 Milliarden Euro
    Und diesen Einstand könnte die KfW senken, die Hausbank behielte ihre Marge, gleichzeitig aber könnte der Endkunde zumindest von niedrigeren Zinsen profitieren. Leisten kann die Förderbank sich das: Im vergangenen Jahr hat sie einen Konzerngewinn von knapp 2,2 Milliarden Euro erzielt. Der Grund waren Sondereffekte: Die KfW musste weniger für faule Kredite vorsorgen. Zins- und Währungsrisiken weniger stark absichern. Und die Nachfrage nach Fördermitteln boomte: Die staatliche Förderbank sagte Kredite im Volumen von gut 79 Milliarden Euro zu. Für 2016 bremst Schröder aber die Erwartungen:
    "Wir werden ein Ergebnis haben, was nicht in all diesen Feldern wieder Sondereffekte positive Sondereffekte bringt, sondern was auch mal Normalisierungseffekte bringt. Insofern ist es glaube ich realistisch, davon auszugehen, dass wir ein Ergebnis erzielen werden um die Milliarde. Das entspricht der Planung, die liegt sogar ein bisschen drunter. Ich bin mal mutig und sage ein bisschen besser als geplant werden wir sein."
    Vor einigen Jahren hatte es aus der Politik Begehrlichkeiten gegeben, die KfW möge doch einen Teil ihres Gewinns an ihre Eigentümer, also Bund und Länder, ausschütten. Dieses Thema habe sich offenbar erledigt, sagt der KfW-Chef:
    "Die Eigentümer haben schon verstanden, dass es klüger ist, der KfW ihren Ertrag zu lassen und zu thesaurieren, und damit nicht vor der Situation stehen, dass ich denen sagen muss: Liebe Leute, wenn ihr wollt, dass wir noch dies oder jenes Programm machen, dann bitte Eigenkapital in die Bank, weil ohne das Eigenkapital kann ich das Programm nicht mehr machen. Ich hab da im Augenblick keine Angst, der Markt richtet es. Auch hier ist die Bankenaufsicht Drück zur Professionalisierung. Herrlich."
    Die KfW wird nämlich seit Jahresbeginn behandelt wie andere Geschäftsbanken – mit kleinen Ausnahmen. Und professionaler agieren will sie auch, indem sie die Digitalisierung vorantreibt. Helfen dabei soll ihr bald Joachim Nagel, der bis Ende April im Bundesbank-Vorstand für Informationstechnologie zuständig war. Im November wechselt er zur KfW, ein Jahr später soll er in deren Vorstand einziehen.