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Kinderreport
Zweifel an Demokratiefähigkeit der jungen Generation

Wie viel Vertrauen haben Erwachsene in das Demokratieverständnis der jungen Generation? Viele sind da eher skeptisch. Das geht aus dem heute vorgestellten Kinderreport 2017 vor. Außerdem sehen viele Menschen in Deutschland Kinderarmut als großes Problem - auch das zeigt der Bericht des Kinderhilfswerks.

02.02.2017
    Das gut 50 Seiten lange Papier macht deutlich: Ein Drittel der Deutschen hat nur geringes Vertrauen in die Demokratiefähigkeit der jungen Generation. So bezweifeln 33 Prozent der Befragten, dass die Kinder und Jugendlichen von heute die Demokratie in ihrer heutigen Form auch künftig bewahren können. Die Mehrheit der Erwachsenen ist jedoch zuversichtlich: 64 Prozent trauen der jungen Generation durchaus zu, als Erwachsene Verantwortung für den Erhalt der Dekomkratie zu übernehmen.
    Unterschiede je nach Parteipräferenz
    Je nach Parteipräferenz der Befragten ergab sich dabei ein differenziertes Bild: Besonders skeptisch in Bezug auf die Demokratiefähigkeit junger Menschen sind demnach Anhänger von AfD (58 Prozent) und Linken (56 Prozent). Das größte Vertrauen in die Jugend haben die Anhänger von FDP (84 Prozent) und Grünen (78 Prozent), während SPD- (69 Prozent) und Unionsanhänger (66 Prozent) nur knapp über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegen.
    Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, sagte anlässlich der Vorstellung der Studie in Berlin: "Das geringe Vertrauen Erwachsener in die Fähigkeit von Kindern und Jugendlichen, die Demokratie in Deutschland auch zukünftig zu bewahren, erfüllt uns mit Sorge." Eine Förderung demokratischer Kompetenzen müsse "frühzeitig ansetzen und vor allem milieuübergreifend erfolgen", wenn sie nachhaltig wirken solle.
    Wunsch nach mehr Geld für Kinder- und Jugendarbeit
    Nach Ansicht der Befragten sind vor allem Familie und Eltern (90 Prozent) in der Pflicht, die Demokratieförderung von Kindern und Jugendlichen voranzutreiben. 65 Prozent sehen zudem Schule und Kita in der Verantwortung (65 Prozent), mit großem Abstand folgen Vereine und politische Parteien.
    Eine große Mehrheit der Studienteilnehmer (92 Prozent) hält außerdem mehr Geld für die Kinder- und Jugendarbeit für nötig, um das Demokratieverständnis bei jungen Menschen zu fördern. Als wichtig werden auch die Stärkung des Gesellschaftskundeunterrichts an Schulen und die Vorbildfunktion von Trainern in Sportvereinen erachtet. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) meinen, dass politische Bildung ein Pflichtfach für angehende Lehrer und Erzieher sein sollte.
    Angst vor Kinderarmut
    Der aktuelle Report widmet sich auch dem Thema Kinderarmut. 87 Prozent der Kinder und 75 Prozent der Erwachsenen meinen, dass sich Politiker zu wenig um Kinderarmut kümmerten. Eine deutliche Mehrheit nennt dabei die zu niedrigen Einkommen vieler Eltern als wichtigsten Grund für dieses Problem. 86 Prozent der Kinder und 82 Prozent der Erwachsenen sehen zudem einen Zusammenhang mit einer zu geringen Unterstützung von Alleinerziehenden.
    Für den Kinderreport befragte das Institut Infratest Dimap insgesamt rund 1.700 Menschen, darunter 623 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren.
    (gwi/nin)