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Deutscher Karikaturenpreis 2020
Weniger ist mehr

Beim 21. Deutsche Karikaturenpreis unter dem Motto "Weniger ist mehr" gewinnt der Karikaturist MARUNDE für das Einfangen der Leere auf einer Tankstelle während der Corona-Pandemie den goldenen Bleistift. Silber sichert sich Miriam Wurster und mit Bronze wurde Ari Plikat prämiert.

16.11.2020
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„Wenn einem soviel Gutes widerfährt" von MARUNDE (Deutscher Karikaturenpreis / MARUNDE)
"Weniger ist mehr": Die Sieger des 21. Deutschen Karikaturenpreises stehen fest: "Ausgezeichnet für ihre Werke wurden MARUNDE, Miriam Wurster und Ari Plikat. Der Preis, verliehen von "Sächsischer Zeitung" und "Weser-Kurier", ist mit insgesamt 11.000 Euro dotiert. Zum 21. Mal wurden am 14.11.2020 die Geflügelten Bleistifte des Deutschen Karikaturenpreises verliehen, diesmal allerdings im Live-Stream aufgrund der Corona-Pandemie. 262 Künstler hatten sich mit über 1.000 Werken am Wettbewerb beteiligt.
Jury- und Gründungsmitglied des Deutschen Karikaturenpreises Dr. Peter Ufer blickt im Deutschlandfunk auf 21 Jahre Karikaturenpreis zurück und stellt unter anderem fest, dass "selbst die familiärste Karikatur viel, viel politischer ist als noch vor ein paar Jahren." Heutzutage könne sich keiner mehr raushalten "aus der Debatte, die angezündet ist."
Geflügelter Bleistift in Gold: MARUNDE - "Wenn einem soviel Gutes widerfährt"
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„Wenn einem soviel Gutes widerfährt" von MARUNDE (Deutscher Karikaturenpreis / MARUNDE)
Mit dem "Geflügelten Bleistift in Gold" wurde der norddeutsche Karikaturist MARUNDE für sein Werk "Wenn einem soviel Gutes widerfährt" geehrt. Die Begründung der Jury:
"Die Dorftankstelle, die verzweifelt versucht, mit veganen Snacks und achtsamen Autowäschen der Autokrise etwas entgegenzusetzen – ohne Erfolg. Nur der Pächter schaut auf in den bedeckten Abendhimmel und eine Katze läuft über die zugewachsenen Betonplatten, sonst ist da niemand. Eine menschenleere Tankstelle wird zum Sinnbild der Ohnmacht, die wir empfinden, wenn wir das Wort "Krise" lesen. Diese kunstvolle Karikatur besticht durch ihre detaillierte Darstellung der Leere. Sie hilft, dem Weniger-Werden mehr abzugewinnen. Die Tristesse tröstet sich selbst mit Schönheit und Witz."
Wolf-Rüdiger Marunde begann 1972 ein Studium im Fach Visuelle Kommunikation an der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung und schloss dies vier Jahre später als Diplom-Designer ab. Danach zeichnete er für verschiede Zeitschriften Cartoons und Illustrationen, zunächst für den Stern, dann Brigitte, SZ-Magazin, Hörzu und weitere. Seit 1995 arbeitet er als fester Cartoonist bei Hörzu und übernahm 2010 auch eine Seite in dem neuem Ableger Hörzu-Wissen. Marunde arbeitet seit 1995 zunehmend mehr mit Öl auf Leinwand und Digital-Pixel-Technik. In den letzten 20 Jahren gab es mehr als 40 Marunde-Ausstellungen, der Zeichner geht mit seinen Bildern gern in die Provinz, zu kleinen Kunstvereinen und regionalen Museen. Seine bislang größte Einzelausstellung fand 2004/2005 im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover statt.
Marunde, ein etablierter Karikaturist, hat mit diesem Preis gar nicht mehr gerechnet. Nach der Verleihung schlug er vor, lieber noch einen zweiten Newcomer-Preis einzuführen. "Vielleicht sollte man uns alte Säcke da jetzt ein bisschen rauslassen, ich würde mich weiter beteiligen an diesem Wettbewerb, weil ich es wirklich wichtig finde, dass es den gibt und den auch zu unterstützen, aber den Nachwuchs zu fördern finde ich eigentlich noch wichtiger, ich habe so einen Preis eigentlich gar nicht mehr nötig."
Geflügelter Bleistift in Silber: Miriam Wurster - "Einzeltäter"
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"Einzeltäter" von Miriam Wurster (Deutscher Karikaturenpreis / Miriam Wurster)
Der "Geflügelte Bleistift in Silber" ging an die Hamburgerin Miriam Wurster für "Einzeltäter". Der Karikaturenpreis und seine Verleihung – so die Zeichnerin - sei wichtig für ihre Branche, er zeige "die ganze Bandbreite, die möglich ist, im Cartoon. Es kann eine politische Zeichnung sein, oder auch nur ein guter Gag, der Spaß macht und das spiegelt sich wider in diesem Wettbewerb."
Miriam Wurster wurde in Hamburg geboren, wuchs jedoch in Schwaben auf – in einem lieblichen Tal zwischen Rechberg, Stuifen und dem Kalten Feld. In Bremen studierte sie Illustration und Cartoon an der Hochschule für Künste. Dort lebt und arbeitet sie heute als freie Cartoonistin und Illustratorin u.a. für Spiegel Online, Stern, Titanic und Nebelspalter (Schweiz). Die Künstlerin hat beim Internationalen Cartoonfestival Langau 2007 den Hauptpreis gewonnen und zusammen mit Bettina Bexte zwei Bände veröffentlicht: "Fröhliche Weihnachten", erschienen bei Carlsen, und »Wann ist es denn soweit«, erschienen bei Schünemann. Die beiden Frauen bilden zusammen das Duo "mutterwitz", das jeden Sonntag im Weserkurier, in den Frauenmagazinen Welt der Frau (Österreich), "Sonja – das Frauenmagazin für Witze" und "Für Sie" Cartoons präsentiert.
Geflügelter Bleistift in Bronze: Ari Plikat - "Nicht den Opa".
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„Nicht den Opa“ von Ari Plikat (Deutscher Karikaturenpreis / Ari Plikat)
Den "Geflügelten Bleistift in Bronze" sicherte sich der Dortmunder Ari Plikat mit "Nicht den Opa". Ari Plikat sagte im Deutschlandfunk: "Ich wollte auf jeden Fall vermeiden das Virus zu personifizieren, mit Augen dran, oder lustiger Ball, oder so. Irgendwie kann ich damit nicht so viel anfangen, auch wenn das dann symbolisch manchmal hilft. Ich wollte auf was andere hinaus, auf was theatralisches, was dramatisches hinaus, dazu neigen ja Menschen auch in der Krise."
Plikat wurde 1958 geboren. Er studierte Visuelle Kommunikation in Leeds und Dortmund. Als Cartoonist veröffentlicht er u. a. in Titanic, Eulenspiegel, Zitty, Pardon, taz, Stern und im Berliner Tagesspiegel. Außerdem ist er als Illustrator für verschiedene Buchprojekte und für die Werbeindustrie tätig. Viele seiner Cartoons sind in Buchform erschienen. Plikat lebt und arbeitet in Dortmund.
Bester Newcomer: Felix Gropper - "Applaus am Fließband"
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„Applaus am Fließband“ von Felix Gropper (Deutscher Karikaturenpreis / Felix Gropper)
Felix Gropper aus Krefeld wurde für "Applaus am Fließband" als bester Newcomer ausgezeichnet. Der Preisträger sagte nach der Verleihung: "Das ist auf jeden Fall eine tolle Bestärkung und motiviert mich weiter zu zeichnen."
Gropper wurde 1992 in Krefeld geboren, verbrachte seine Jugend in Braunschweig und studiert seit 2012 (unterbrochen von einem Praxis- und einem Auslandsemester in Nürnberg und Bratislava) in Saarbrücken an der HBK Saar Kommunikationsdesign.