Freitag, 29. März 2024

Archiv


Klangcollagen aus der Flunder

Seit es Tablet-PCs und Smartphones gibt, kommen immer mehr Apps auf den Markt, mit denen sich Musik machen und aufnehmen lässt. Eine außergewöhnliche unter diesen Mini-Softwares trägt den Namen TC-11.

Von Maximilian Schönherr | 17.09.2012
    Ich tippe gerade mit einem Finger auf dem Bildschirm meines iPads herum. Je nachdem, wo ich tippe, kommt ein anderer Klang aus dem Lautsprecher. Tippe ich weiter rechts, ertönt er weiter rechts. Ein breites Stereospektrum. Und wenn ich mehrere Finger über den Bildschirm ziehe, wird aus dem zaghaften digitalen Klickklack ein verwobenes Soundgebilde.

    Diese App heißt TC-11 und kommt mit knapp 100 vorgefertigten Klangmustern. Das hier zum Beispiel hat der Programmierer Kevin Schlei – natürlich ein Musiker und Toningenieur von Beruf – "Galaxy Pad" genannt. Man hört diesem Klang gar nicht an, dass ich wie wild auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm herumtippe, mit zwei Händen, und damit dieses komplexe Geflecht herstelle.

    Was unter meinen Fingern passiert, ist bei dieser TC immer ein Genuss. Hier erzeugt jedes Tippen einen hellblauen Kreis, dessen Radius sich mit der Fingerbewegung ändert – und damit auch den Klang ändert.

    Smartphones und Tablet-Computer wie dieser haben Beschleunigungssensoren eingebaut. Die App nutzt diese Möglichkeiten aus. Zum Beispiel habe ich diesen Sound mit einem Vibrato ausgestattet. Es erklingt erst, wenn ich das Gerät beim Spielen mit den Fingern schüttle. Es ist ein dezentes Vibrieren, wie man es mit einem Computerkeyboard nicht hinbekäme. Wenn ich das Gerät neige, wird der Klang dumpfer, in die andere Richtung geneigt, schneidender, je nachdem ich das eingestellt habe.

    Hätte ich das iPad wie eine Gitarre vor meinem Bauch hängen, könnte ich jetzt auf einer Bühne auftreten.

    Jeder Klang lässt sich umprogrammieren, auch hier hat Kevin Schlei Ästhetik walten lassen. Es macht Spaß, neue Filter oder neue rhythmische Muster anzulegen.

    Ich kann einen Klang erst anspringen lassen, wenn ein zweiter Finger den Bildschirm berührt und dann, wie hier, mit den beiden Fingern, eine Art Gummi auseinander ziehen. Er erscheint am Bildschirm knallrot. Jetzt gehe ich mal zur Mitte und spreize vier Finger weit auf. Je nach Drehrichtung klingt er wärmer oder aggressiver.

    Die meisten Musik-Apps für solche tastaturlosen Computer kosten einen Euro oder gar nichts. TC-11 fällt mit seinen 24 Euro völlig aus dem Rahmen. Aber was sind schon 24 Euro, wenn man damit händisch mal eben Klänge erzeugt, die am PC unendlich viel Mühe machen würden? Und noch dazu sieht es toll aus.