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Klanggenuss auf der Langwelle

Lange zögerten Verbraucher bei der Anschaffung digitaler Radiogeräte und Hersteller beim Angebot entsprechender Ware angesichts der geringen Nachfrage. Der Deutschlandfunk erweitert jetzt sein Programm um einen Digitalkanal in besonderer Qualität.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Helmut Hornreiter | 05.09.2005
    Manfred Kloiber: Wir kommen noch einmal zurück zum Stichwort DRM, die Digitalisierung von Kurz-, Mittel- und Langwelle. Warum machen das eigentlich Programmanbieter, was versprechen sie sich davon? Diese Frage richte ich an Herrn Hornreiter, er ist der technische Direktor von Deutschlandradio.

    Helmut Hornreiter: "Was wir konkret seit der IFA machen, nämlich die Umschaltung der Langwelle 177 Kilohertz, über die das Programm von Deutschlandradio Kultur verbreitet wird, und auf der Mittelwellenfrequenz 855 Kilohertz in Berlin, da haben wir eine Vorleistung erbracht für diese digitale Umgebung. Das heißt also, wir haben ja immer das Problem Henne-Ei: Wer macht etwas. Und unsere Auffassung ist, wir können nicht warten, bis die Leute vor der Tür stehen und sagen "Wir wollen jetzt etwas machen", sondern wir senden. Die Industrie kann entsprechende Empfänger verkaufen. Die ersten Exemplare gibt es hier auf der Internationalen Funkausstellung schon. Es ist angekündigt, dass es angeblich zum Weihnachtsgeschäft was gibt. Unsere Perspektive ist, dass man hauptsächlich auf dem Markt der so genannten Weltempfänger digitale Empfangstechnik haben können wird. Und es wird sozusagen die vorauseilende Maßnahme sein, mit der Umstellung dieser beiden Frequenzen. Weitere Frequenzen sehe ich im nächsten Jahr noch nicht. Das hängt dann ab von der weiteren Entwicklung."

    Kloiber: Bedeutet das denn jetzt für die Hörer von Deutschlandradio und Deutschlandfunk, dass sie auf die gewohnte Mittelwellen- und Langwellenausstrahlung verzichten müssen, wenn sie noch alte Geräte haben?

    Hornreiter: "Also jetzt mit dieser Umstellung trifft das die Hörer von Deutschlandfunk überhaupt nicht, sondern es gibt ein zusätzliches Angebot auf 855 Kilohertz. Allerdings kann es den einen oder anderen Hörer treffen. Betroffen werden auch sein "Schiffskapitäne", Segler, die unseren Seewetterbericht bisher gerne entgegen genommen haben. Da haben wir aber über die Mittelwelle in Zukunft ein, so glaube ich, ganz gutes Angebot, denn bisher musste man sich auf drei oder vier Zeiten am Tag konzentrieren, um diesen Seewetterbericht zu hören. Über die digitale Langwelle wird der auch permanent in einem zweiten Tonkanal verbreitet werden. Wer diese Gerätschaft hat, kann dann sozusagen auch den Seewetterbericht hören."

    Kloiber: Heißt das denn jetzt für unsere Mittel- und Langwellenfrequenzen einen dauerhaften Weg hin zu Digitalisierung?

    Hornreiter: "Ja, wenn der Übergang angeschlossen ist, wird es so sein, aber das wird erst in einigen Jahren sein. Und sozusagen dieser Bereich Lang-, Mittel-, Kurzwelle ist der letzte Teil der kompletten Digitalisierung."

    Kloiber: Über die Vorteile für den Hörer haben wir schon informiert. Für den Betreiber, gibt es da auch massive Vorteile?

    Hornreiter: "Für den Betreiber gibt es den Vorteil, dass er möglicherweise etwas Strom sparen kann. Also wir sparen nicht wirklich viel Strom, aber es kommt es uns ein kleines bisschen billiger, aber das ist nicht unser alleiniger Beweggrund."