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Klaviermusik
Ausdrucksreiches und seelenvolles Spiel

Die kanadische Pianistin Janina Fialkowska verbindet man eher mit geschliffenen Interpretationen der Werke Chopins, Schumanns oder Liszts; mit der nun beim Label Atma Classique veröffentlichten CD mit einer Auswahl von Edvard Griegs "Lyrischen Stücken" wandelt sie auf ganz untypischen, aber durchaus reizvollen "nordischen" Pfaden.

Von Klaus Gehrke | 28.06.2015
    Die Tastatur eines Klaviers
    Die kanadische Pianistin Janina Fialkowska ist Kind polnischer Einwanderer (imago / fotoimedia)
    Im Mittelpunkt der heutigen Sendung steht die Neueinspielung einer Auswahl von Edvard Griegs "Lyrischen Stücken" mit der kanadischen Pianistin Janina Fialkowska, die nun beim Label Atma Classique erschienen ist. Am Mikrofon begrüßt Sie Klaus Gehrke.
    Grieg, Lyrische Stücke, Arietta
    Die "Arietta" eröffnet den ersten Band von Edvard Griegs "Lyrischen Stücken", der 1867 unter der Opuszahl 12 erschien; die darin enthaltenen acht kleinen Kompositionen sind überwiegend leicht zu spielen und bilden bis heute für zahllose Klavierschülerinnen und Klavierschüler den idealen Einstieg in die Klangwelt der nordischen Spätromantik. Insgesamt schrieb Grieg 66 von diesen zumeist kurzen Charakterstücken, die er bis 1901 in zehn Heften veröffentlichte. Die wenigsten der "lyrischen Stücke" sind allerdings so schlicht gehalten wie die im ersten Band; vielmehr braucht man schon eine gute Fingertechnik, um solche Stücke wie "Bächlein" oder "Heimwärts", die Nummern vier und sechs aus op. 62, ordentlich hinzubekommen.
    Grieg, Lyrische Stücke, Bächlein und Heimwärts
    Janina Fialkowska, die die Stücke "Bächlein" und "Heimwärts" aus den "Lyrischen Stücken" op. 62 spielte, hat sich schon früh in ihrer Karriere mit Edvard Grieg auseinandergesetzt; allerdings war es zunächst dessen a-Moll-Klavierkonzert, das bis heute zu ihren Lieblingswerken und den am häufigsten aufgeführten Stücken ihres umfangreichen Repertoires gehört. Erst durch ihren Mentor Arthur Rubinstein lernte sie Griegs vermeintlich einfachen "lyrische Stücke" kennen und schätzen. Mittlerweile beginnt die Pianistin mit ihnen gerne einen Klavierabend oder spielt sie als Zugabe. Unter den 25 für die CD-Produktion ausgewählten Stücken befinden sich so bekannte Klassiker wie die anfangs gehörte "Arietta" oder der berühmte "Hochzeitstag auf Troldhaugen"; auch der "Zug der Zwerge" aus dem fünften Heft op. 54 ist mit dabei. Allerdings wählt Janina Fialkowska für ihre Interpretation ein gemäßigteres Tempo - und nimmt damit dem Stück seinen oft zur Schau gestellten bloßen Virtuosencharakter.
    Grieg, Lyrische Stücke, Zug der Zwerge
    Vermutlich hat Grieg den ursprünglich so bezeichneten "Zug der Trolle" zwischen 1889 und Frühjahr 1891 komponiert; das Manuskript ist im Gegensatz zu den meisten anderen Stücken aus op. 54 nicht datiert. Das Gleiche gilt für die 1893 veröffentlichten sechs "lyrischen Stücke" op. 57, von denen nur zwei im Autograf überliefert sind. Die Nummer zwei daraus überschrieb Grieg mit dem Titel "Gade"; obwohl die Originalhandschrift verschollen ist, kann man davon ausgehen, dass das Stück unmittelbar nach dem Tod seines Freundes und Förderers Niels Wilhelm Gade im Dezember 1890 entstand. Statt eines Trauergesangs schrieb Grieg hier eine bewegend innige Hommage an den dänischen Komponistenkollegen.
    Grieg, Lyrische Stücke, Gade
    Janina Fialkowska spielte "Gade" aus den "Lyrischen Stücken" op. 57 von Edvard Grieg. Die Pianistin, die in ihrer Heimat Kanada mit den höchsten Ehren für einen Künstler wie dem "Officer of the order" oder zuletzt 2012 mit dem "Governor General" s Award" für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, ist hierzulande als exzellente Interpretin der Werke Frédéric Chopins und Franz Liszts bekannt. Ebenso schätzt man ihre Auseinandersetzung mit Wolfgang Amadeus Mozart und Robert Schumann. Weniger bekannt ist Janina Fialkowskas Engagement für die polnische Musik des 20. Jahrhunderts; und mit der neuen Einspielung ausgewählter "Lyrischer Stücke" von Grieg hat die Pianistin ihr ausdrucksreiches und seelenvolles Spiel um eine interessante "nordische" Facette erweitert.
    Grieg, lyrische Stücke, Albumblatt
    Das war das "Albumblatt", die Nr. 2 aus den "Lyrischen Stücken" op. 47 von Edvard Grieg mit der kanadischen Pianistin Janina Fialkowska. Ihre neue CD mit 25 der Charakterstücke Griegs sind beim Label Atma Classique erschienen und über den Heidelberger Vertrieb New Arts International erhältlich. Damit ging die heutige Ausgabe der "Neuen Platte" zu Ende; am Mikrofon bedankt Klaus Gehrke sich für Ihr Interesse.
    Janina Fialkowska (Klavier)
    "Grieg - Lyric Pieces"
    Atma Classique (im Vertrieb New Artists International, Heidelberg)
    Bestellnummer: ACD2 2696