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Klein Jasedow
Leben vor dem Kollaps

Öd und leer muss es sein, am Verfallen und der Erweckung bedürftig. Das alles erfüllte Klein Jasedow in den 90er-Jahren, ein Dorf ganz weit im Osten, fast in Polen schon, verlassen von allen guten Geistern.

Von Alexa Hennings | 27.05.2016
    Vor einer baufälligen Scheune in Klein Jasedow stehen am 16.11.97 der Musiktherapeut Johannes Heimrath (l) und der Bürgermeister von Pulow, Mathias Andiel.
    Vor einer baufälligen Scheune in Klein Jasedow stehen am 16.11.97 der Musiktherapeut Johannes Heimrath (l) und der Bürgermeister von Pulow, Mathias Andiel. (picture-alliance / dpa )
    Eine bayerische Lebensgemeinschaft - allesamt klassisch ausgebildete Musiker um Johannes Heimrath - packte 1997 in den Alpen ihre Sachen und kam ins Flachland. Sie hatten einen Spiegel-Artikel gelesen, in dem der damalige Bürgermeister von Jasedow sagte, dies sei der "Arsch der Welt" und er wünsche sich dringend Leute mit Ideen hier, am besten Künstler.
    Sie kamen in den Osten des Ostens und proben dort ein enkeltaugliches Leben, so nennt Johannes Heimrath seinen Gesellschaftsentwurf. Er beschreibt ihn in seinem Buch "Die Post-Kollaps-Gesellschaft. Wie wir mit viel weniger viel besser leben werden - und wie wir uns heute schon darauf vorbereiten können".
    In dem Bandwurm-Titel liegt das ganze Programm: Weniger haben, besser leben. Was davon schon realisiert ist, kann man überprüfen in Klein Jasedow. Jener Gegend, der Angela Merkel einst den "Endpunktnachteil" attestierte.
    Produktion: DLF 2016