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Kleines Emirat mit großen Ambitionen

Der Emir von Katar mischt derzeit wie kaum ein anderer die arabische Politik auf. Vor einem Jahr machte er sich für den Kampf gegen Muammar al-Gaddafi stark – jetzt für den Kampf gegen Bashar al-Assad. In der Nachbarschaft ist das Land jedoch am Erhalt des Status quo interessiert.

Von Stephanie Doetzer | 19.03.2012
    Die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkul Karman singt eine Revolutionshymne für Syrien und Jemen – der Emir von Katar sitzt im Publikum und klatscht begeistert mit. Beim 15. Geburtstag des Fernsehsenders Al Jazeera Ende letzten Jahres bekommen sie alle zusammen Standing Ovations: die Friedensnobelpreisträgerin, die eingeladenen Helden der arabischen Revolutionen und der Emir, der die ganze Party finanziert.

    Mit vollem Namen heißt er Sheikh Hamad Bin Khalifa al Thani – und wie kaum ein anderer mischt er derzeit die arabische Politik auf. Vor einem Jahr machte er sich für den Kampf gegen Muammar al-Gaddafi stark – jetzt für den Kampf gegen Bashar al-Assad. Er selbst beschreibt seine politische Linie so:

    "We have started our Qatari spring a long time ago. We are supporting the people in those countries who are asking for justice and dignity."

    Unterstützung liefert er derzeit vor allem für die syrische Opposition: Katar war das erste arabische Land, das letzten Sommer seinen Botschafter abzog, das Erste, das sich im Herbst für Sanktionen aussprach – und das jetzt für eine Militärintervention plädiert, erklärt Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin:

    "Die Kataris haben sich an die Spitze der anti-syrischen Bewegung in der arabischen Welt gestellt. Ich gehe davon aus, dass schon Geld und Waffen von katarischer Seite geliefert werden. Ob sie auch Ausbildung anbieten, kann ich noch nicht belegen, aber ich denke, dass auch das nur eine Frage der Zeit ist."

    Syrien löst damit auf der katarischen Prioritätenliste Libyen ab: Ohne Katars Unterstützung wäre die NATO-Intervention in Libyen nicht so schnell zustande gekommen, und ohne Millionenbeträge aus Doha zur Bewaffnung und ideologischen Unterstützung der Rebellen wären diese wahrscheinlich noch nicht an der Regierung.

    Am Tag des Sturzes von Gaddafi spielt sich in Tripoli eine denkwürdige Szene ab: Die Rebellen hissen auf Gaddafis ehemaligem Hauptquartier nicht nur ihre eigene Flagge, sondern auch die von Katar. Die dunkelrot-weiß-gezackte Flagge war vorher recht unbekannt. Jetzt taucht sie immer öfter an unvermuteten Stellen auf. Zum Beispiel am Fenster einer Unterkunft für syrische Flüchtlinge im Libanon – und die Bewohner berichten begeistert, Katar habe im Ramadan einen Monat lang sogar das Essen für alle bezahlt. Ob nur Abendessen oder gleich Waffenlieferungen – am katarischen Budget wird es nicht scheitern. Katar hat die drittgrößten Erdgasvorkommnisse der Welt und gilt in einigen Rankings als derzeit reichstes Land überhaupt. Dass das kleine Land so große Politik macht, liegt aber nicht nur an seinem ökonomischen Schwergewicht. Katar profitiert davon, dass traditionelle arabische Führungsnationen selbst in der Krise stecken: Ägypten ist mit eigenen Problemen beschäftigt, Saudi-Arabien bei den meisten Arabern zu unbeliebt. Katar dagegen gilt vielen in der arabischen Welt als Land an der Seite der Unterdrückten. Michael Stephens, wissenschaftlicher Mitarbeiter eines britischen Think Tanks in Doha, hat da Zweifel:

    "Die Kataris sagen natürlich, dass es ihnen um die hohe Zahl getöteter Zivilisten und um die Menschenrechte geht. Aber ich denke, sie nutzen die Situation zu ihrem eigenen Vorteil aus. Katar möchte als freundlicher Staat wahrgenommen werden, aber im tatsächlichen politischen Entscheidungsprozess geht es um knallharte Interessen, die sanft ausgedrückt werden. Wenn Katars Politik wirklich von einer Sorge um Menschenleben motiviert wäre, dann hätten sie auch Bahrain viel mehr kritisieren müssen."

    Als im Nachbaremirat Bahrain die Proteste brutal niedergeschlagen wurden, hielt sich Katar dezent im Hintergrund. Ein gestürzter Monarch in den Golfstaaten hätte für Katar ganz andere Folgen als zurückgetretene Präsidenten in Nordafrika. In der unmittelbaren Nachbarschaft ist das Land der Revolutionstreiber am Erhalt des Status quo interessiert. Denn während die katarische Regierung anderswo Diktatoren zum Sturz bewegen will, ist das System zu Hause alles andere als eine Demokratie. Manche nennen es eine absolutistische Monarchie. Salman Sheikh, ein ehemaliger Politikberater der First Lady des Landes, vermeidet eine genaue Charakterisierung:

    "Es ist ein hybrides System, zwischen einem traditionellen und einem modernen, mehr repräsentativen System. Der Emir weiß, dass er seine Entscheidungen mit anderen Familiendynastien absprechen muss. Anders als in anderen Ländern gab es hier bislang keine Forderungen nach mehr Demokratie. Für die Menschen in Katar sind Wohlstand und Stabilität das Allerwichtigste."

    Materiellen Wohlstand gibt es für die meisten Kataris in Hülle und Fülle. Erst im Herbst letzten Jahres gab es Gehaltserhöhungen, die jeden Gewerkschaftler vor Neid erblassen lassen: 60 Prozent mehr für alle Staatsangestellten und in den großen Unternehmen, 100 bis 120 Prozent für Polizei und Militär. Das Motto scheint zu sein: Kaufkraft statt Mitspracherecht. Bisher scheint das zu funktionieren. Denn während andere arabische Führer um ihre Position bangen, gibt es in Doha keine einzige Demonstration, kein Aufbegehren, noch nicht einmal öffentliche Kritik an der Regierung.

    "Die Familie des Emirs genießt eine hohe Legitimität. Und der Gesellschaftsvertrag der Golfstaaten ist der eines Rentierstaates: Ihr dürft regieren, aber lasst uns in Ruhe. Und wir lassen euch in Ruhe, wenn ihr für uns sorgt."

    Fast alle politischen Entscheidungsträger kommen aus dem Familienclan der Al Thanis, die das Land seit gut 200 Jahren regieren. 1996 übernimmt der jetzige Emir die Macht – nach einem gewaltlosen Staatsstreich gegen den eigenen Vater, der gerade Ferien in der Schweiz machte. Seitdem entwickelt sich Katar mit atemberaubender Geschwindigkeit: Die Hauptstadt Doha wächst und wächst, hat mittlerweile eine beeindruckende Skyline mitten in der Wüste, massenhaft Fünf-Sterne-Hotels, amerikanische Universitäten und jede Woche internationale Konferenzen. Einige Söhne und Töchter des Emirs gehören zu den ersten Absolventen, die in Doha amerikanische Diplome erhielten. Und Sheikha Mayassa al Thani, die prominenteste Tochter, ist mittlerweile Chefin der katarischen Museen und des Internationalen Film Festivals. Bei einer der internationalen TED-Konferenzen spricht sie über den Spagat des Landes zwischen eigener Identität und Globalisierung.

    "Wir verändern unsere Kultur von innen heraus. Natürlich will Katar ein modernes Land sein, aber gleichzeitig sind wir stolz auf unser arabisches Erbe. Die Welt wird immer globaler, aber wir wollen nicht alle gleich werden, wir wollen einander respektieren und uns verstehen lernen. Und deshalb wird Tradition immer wichtiger und nicht weniger wichtig."

    Jeden Donnerstagabend ist im Souk von Doha traditionelle katarische Musik zu hören. Das ganze Viertel ist einer arabischen Altstadt nachempfunden. Manche halten die Architektur für gelungen, andere halten sie für ein arabisches Disneyland. Katarische Tradition findet sich zwar in der Kleidung, in der Folklore, aber vielmehr springt etwas anderes ins Auge: amerikanische Fast-Food-Ketten, überdimensionierte Shopping Malls und so viele Gesichter aus aller Welt, dass man die Einheimischen darunter suchen muss. Für westliche Expatriates wurden Nischen geschaffen, in denen man leben kann wie im Westen: Golfplätze, Museen, Kirchen, Bars mit Alkoholausschank und Strände, an denen Baden im Bikini erlaubt ist. Viele Kataris fühlen sich davon überrollt. Und so muss die katarische Regierung jonglieren: mit den Interessen der liberalen Kataris genauso, wie mit den Sorgen derjenigen, die ihr eigenes Land kaum wiedererkennen und sich eine religiösere Politik wünschen. Mit den Interessen der ausländischen Firmen genauso, wie mit den komplizierten Nachbarn in der Region. Als kleine Halbinsel eingeklemmt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran kann man Katars Lage zu Recht als heikel bezeichnen. Dementsprechend versuchte das Land jahrelang einen diplomatischen Balanceakt: Keinem die Oberhand zu gewähren, aber auch keinen zu verprellen. In alle Richtungen Brücken zu bauen, war lange oberstes Prinzip der Außenpolitik: Katar betreibt Handel mit Israel, beherbergt aber auch regelmäßig die Führungsspitze der Hamas. Und neben einer riesigen amerikanischen Militärbasis gibt es in Doha nun auch ein offizielles Büro der Taliban. Was schizophren klingen mag, hatte laut Salman Sheikh seine Vorteile:

    "Katar handelt nicht wie andere nach dem Grundsatz: 'Wer nicht mit uns ist, der ist gegen uns.' Das Land kann in der gleichen Minute mit den Libanesen sprechen, mit den Syrern, mit den Iranern, mit den Saudis. Und kann die Situation entschärfen. Mir fällt kein anderes Land ein, dass das auf die gleiche Weise tun könnte."

    Und es gibt wohl auch kein anderes Land, dessen Diplomatie ebenso subtil wie effizient von einem Fernsehsender unterstützt wird.

    Geschätzte 50 Millionen Araber schauen täglich Al Jazeera, haben die Erkennungsmusik im Ohr und verfolgen im eigenen Wohnzimmer die arabischen Aufstände. Die Meinungen dieser Zuschauer werden vom Sender gebündelt, gespiegelt, zu einem gewissen Grad aber auch erst gemacht. Die Gründung des Senders war 1996 eines der ersten politischen Wagnisse des jetzigen Emirs – und vielleicht sein genialster Schachzug.

    "Ich bewundere diesen Sender. Im letzten Jahr aber ist diese Funktion als Propagandainstrument der Regierung so sehr in den Vordergrund getreten, dass auch viele Bewunderer in der arabischen Welt mittlerweile abschalten."

    Um Katar geht es in den Nachrichten von Al Jazeera fast nie. Bis vor einem Jahr war das leicht zu rechtfertigen, es hieß einfach: In dem Emirat passiert ja nicht genug. Jetzt aber werden in Dohas Fünf-Sterne-Hotels immer öfter die Weichen für die Zukunft der arabischen Welt gestellt. Doch statt der Regierung ab sofort besonders kritisch auf die Finger zu schauen, geht der Sender meist mit der politischen Linie des Königshauses konform. Al Jazeeras Starmoderator, der Syrer Faisal al-Kasim, verteidigt den Sender dennoch leidenschaftlich. Er meint: Natürlich habe Al Jazeera eine politische Agenda, aber eben eine sehr Gute:

    "What is wrong with transforming the Arab world from tyranny and despotism into democracy? What's wrong with this? If there is an agenda, it's a very good agenda!"

    Sicher ist: In dem Maße, wie Araber Al Jazeera Arabic schauen und immer mehr Westler Al Jazeera English für sich entdecken, transportiert Katar seine Botschaft in die Welt. Mittlerweile sogar mit Erfolg in die USA. Während sich die vorhergehende amerikanische Regierung bemühte, Al Jazeera als Sprachrohr Bin Ladens zu diffamieren, klingt Hillary Clinton so:

    "Al Jazeera has been the leader. And like it, or hate it, it is really effective. And viewership of Al Jazeera is going up in the United States because it's real news!"

    Der Link zu diesem YouTube-Video ist bei zwei Gruppen besonders beliebt: Bei denjenigen, die beweisen wollen, dass Al Jazeera eben doch ein seriöser Sender ist – und bei den anderen, die darin den Beweis sehen, dass Al Jazeera eben nicht mehr Al Jazeera ist, sondern das gleiche wie CNN. Es ist eine Frage der Perspektive: schließlich finanziert Katar nicht nur ein Al Jazeera, sondern ein ganzes Sendernetzwerk. Der arabische und der englischsprachige Nachrichtensender haben völlig unterschiedliche redaktionelle Linien. Der englischsprachige Sender ist tendenziell links-liberal, der arabische Sender dagegen steht mehrheitlich der Muslimbruderschaft nahe. Der Emir von Katar verbindet in seiner Politik beides: Er ist pro-westlich und pro-islamistisch, meint Guido Steinberg.

    "Es ist sehr schwer, bei so pragmatischen Politikern, wie der Emir Hamad einer ist, tatsächlich die Ideologie, die dahinter steckt herauszugraben. Man kann schon sagen, dass er pro-westlich ist, wobei das wahrscheinlich eher seinem Pragmatismus geschuldet ist. Eigentlich sind seine eigenen Präferenzen zum ersten Mal ganz deutlich hervorgekommen im Jahre 2011, als er nämlich im arabischen Frühling vor allem auf Islamisten gesetzt hat. Also er vertritt da eine sehr sehr positive Haltung gegenüber den islamistischen Bewegungen, die ziemlich genau das widerspiegelt, was Gelehrte wie Yusuf Al Qaradawi vertreten, also der Islamgelehrte der arabischen Welt überhaupt. Ursprünglich ein Ägypter, der aber seit 1961 in Katar residiert und praktisch zu einem religionspolitischen Sprachrohr des katarischen Staates geworden ist."

    Yusuf al Qaradawi hat auf dem arabischen Sender von Al Jazeera seine eigene Sendung: "Ash-Sharia wal Hayat", die Scharia und das Leben. Hier hört man ihn gegen Gaddafi wettern und die Libyenpolitik seiner Wahlheimat Katar legitimieren. Nun ist Katar selbst zwar wahabitisch geprägt, also von derselben islamischen Strömung wie Saudi-Arabien, doch die Religionspolitik des Landes wird bestimmt von Gelehrten, die aus der Tradition der Muslimbruderschaft stammen. Bei den arabischen Aufständen unterstützt Katar den politischen Islam in ganz unterschiedlichen Ausprägungen.

    "Im schlimmsten Fall fördern die Kataris sogar von En-Nahda in Tunesien bis hin zu Al Qaida. Und wenn man sich den Emir anhört, dann scheint er wirklich der Meinung zu sein, dass Leute nur deshalb zu Al Qaida gehen, weil eben die politischen Verhältnisse in ihrem Heimatland sie dazu zwingen."

    Der Emir geht davon aus, dass eine demokratische arabische Welt eine Welt ist, die friedlich mit dem Westen zusammenlebt. Wenn islamistische Parteien an die Macht kommen, meint er, sei das mit der christlichen Rückbesinnung der amerikanischen Parteien vergleichbar.

    "If you will have a Christian party in the United States, nobody will tell you: No, we shoudn't accept this. For our region they have to accept any sort of movement going towards democracy."

    Dass Katar selbst von Demokratie weit entfernt ist, machen dem Land derzeit weder die USA noch die EU zum Vorwurf. Die Berichterstattung ist im Westen so positiv wie nie zuvor. Vielleicht bringen die meisten Katar zunächst mit anderen Dingen in Verbindung. Schließlich finanziert Katar nicht nur Revolutionäre, sondern auch Fußballvereine, meint Michael Stephens.

    "Katar sponsort den FC Barcelona und hat damit einen Platz in den Köpfen der Spanier. Und Paris St. Germain ist jetzt ein Fußballverein, der fast komplett den Kataris gehört. Das ist zwar keine klassische Diplomatie, aber Katar hat keine große Armee, mit der sich Macht so ausdrücken könnte, wie das größere Länder tun. Aber sie setzen ihre Ressourcen ziemlich clever ein."

    Gudio Steinberg ist ganz ähnlicher Meinung:

    "Public Relations wird da ganz ganz groß geschrieben. Und Al Jazeera, der Fernsehsender, ist sicherlich nur das wichtigste Indiz dafür. Sie versuchen auf allen Ebenen – politisch, sozial, kulturell - sich als Partner darzustellen, der nicht von der Erdoberfläche verschwinden darf."

    Und das ist keine Übertreibung, denn wenn Katar außenpolitisch jetzt eine so große Rolle spielt, dann geht es dabei nicht nur ums Prestige, sondern auch um die eigene Existenz. Während die Welt noch über das iranische Nuklearprogramm diskutiert, patrouillieren im Persischen Golf längst amerikanische Flugzeugträger und israelische Unterseeboote.

    "Ja, das ist eine Horrorvorstellung der Kataris, dass der Iran angegriffen wird und sich an den Kataris rächt. Und die iranische Führung hat das, Berichten zufolge, den Kataris auch schon angedroht."

    Sollte der Iran angegriffen werden, ist der Schutz von Katars Erdgas-Förderungsanlagen eines von vielen Problemen. Noch gravierender ist: 94 Prozent aller Arbeitnehmer im Land sind Ausländer. Wenn die plötzlich nach Hause wollen, dann bricht das System zusammen. Deshalb bemüht sich Katar mehr denn je um die Schutzmacht USA und präsentiert sich als deren enger Verbündeter. Dafür bezahlt Katar eine hohen Preis: Das Land verprellt den Iran, zu dem es früher gute Beziehungen hatte. Aus dem Balanceakt ist eine eindeutige Entscheidung geworden. Das Emirat hat sich auf die Seite der USA und Saudi-Arabiens geschlagen. Islamisten werden unterstützt, aber nur, wenn sie Sunniten sind, und nichts mit dem schiitischen Iran zu tun haben.

    Die neue Außenpolitik kommt nicht bei allen gut an. Bei einer Demonstration in Tunesien wird Katar vorgeworfen, sich an Amerikaner und Israelis verkauft zu haben. Diesmal wird die katarische Flagge nicht stolz zur Schau getragen, sondern von den Demonstranten verbrannt. Das neue Katar spaltet die arabische Welt. Sunnitische Revolutionäre in Syrien und Libyen fühlen sich zu Dank verpflichtet, säkulare Kräfte dagegen beobachten Katars Politik mit Misstrauen. Und Schiiten im Libanon und in Bahrain sind schlichtweg entsetzt. Kamal Wazni, ein libanesischer Aktivist in Beirut, hält die katarische Syrienpolitik für einen folgenschweren Fehler.

    "Das ist selbstzerstörerisch. Katar muss sich abwenden von amerikanischen Plänen in der Region, die nur Krieg bringen. Wir haben Katar sehr gemocht. Wir wollen das alte Katar zurück."

    Katar aber will kein altes Katar sein, sondern eine arabische Führungsnation, an der keiner vorbei kommt – und die inmitten aller Turbulenzen den eigenen Erfolgskurs fortsetzen kann. Denn zehn Jahre vor der Fußballweltmeisterschaft, für die Doha 2009 den Zuschlag bekam, will Katar Stadien bauen, Einkaufszentren und noch mehr Hotels. Das Letzte, was das Emirat gebrauchen könnte, wären Umstürze in der Golfregion oder ein Angriff auf den Iran. Und so fällt auch dem katarischen Premierminister im Fernsehinterview nur dieses ein:

    "Wir leben sehr gut hier. Lassen Sie uns beten, dass sich die Probleme um uns herum beruhigen."