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Klimagipfel in Marrakesch
"Wir brechen alle Rekorde"

Zusammen mit El Nino sorgt der menschengemachte Klimawandel erneut für einen Rekord bei der weltweiten Durchschnittstemperatur. Mit weit über 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird 2016 im Schnitt so warm werden wie kein Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Diese Prognose stellte der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie WMO, Petteri Taalas, heute in Marrakesch vor.

Von Georg Ehring | 14.11.2016
    epa05224288 Finland's Petteri Taalas, newly named as WMO Secretary-General, speaks to the media about the global climate and extreme weather events during a press conference, at the European headquarters of the United Nations in Geneva, Switzerland, 21 March 2016. EPA/SALVATORE DI NOLFI |
    WMO-Generalsekretär Petteri Taalas (dpa)
    Schon in den beiden Vorjahren hatte es Höchstwerte gegeben. Petteri Taalas, sagte:
    "Wir brechen alle Rekorde. Und es ist wahrscheinlich, dass wir in diesem Jahr bei der Erwärmung die Marke von 1,2 Grad überschreiten werden."
    Das Klimaabkommen von Paris sieht vor, dass die weltweiten Temperaturen in diesem Jahrhundert um deutlich weniger als zwei Grad steigen sollen, wenn möglich sogar um weniger als 1,5 Grad. Das Letztere ist jedoch angesichts der jüngsten Temperaturentwicklung fast nicht mehr zu schaffen. Petteri Taalas:
    "Es ist wahrscheinlich, dass wir Technologien zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre brauchen würden, um dieses Ziel zu erreichen. Es ist theoretisch immer noch möglich, doch dafür wäre ein sehr dramatischer Rückgang der Emissionen schon in den nächsten Jahren erforderlich."
    Trendumkehr ist nicht in Sicht
    Und davon kann keine Rede sein. Zwar sind die CO2-Emissionen in den vergangenen drei Jahren weltweit kaum noch gewachsen, doch die erforderliche dramatische Trendumkehr ist nicht in Sicht. Zumal Deutschland das einzige große Industrieland ist, das schon in Marrakesch einen Klimaschutz-Plan für die erste Hälfte des Jahrhunderts vorlegen kann. Beim Gipfel stößt es damit auf viel Zustimmung. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, freut sich vor allem darüber, dass Energieerzeugung, Landwirtschaft, Industrie und Verkehr konkrete Vorgaben haben, wie viel sie noch emittieren dürfen. Die jeweiligen Ministerien sind dafür verantwortlich, dass die Vorgaben eingehalten werden. Flasbarth:
    "Wichtig ist, dass das Budget steht und verteilt ist. Und jeder, der zukünftig eine Million Tonnen loswerden will, die er nicht einspart, muss einen finden, der es für ihn macht."
    Auf UN-Klimaunterhändler kommen turbulente Zeiten zu
    Auf die UN-Klimaunterhändler kommen turbulente Zeiten zu, selbst wenn der künftige US-Präsident Donald Trump seine Ankündigung, aus diesem Prozess auszusteigen, nicht umsetzen sollte. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, will die Hoffnung darauf nicht aufgeben.:
    "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die USA Teil des völkerrechtlichen Abkommens sind, das sie ja nicht nur ratifiziert haben, sondern auch wesentlich mit nach vorne gebracht haben. Und deshalb gehen wir nicht davon aus, dass sich die Position der USA in diesem Regime verändert."
    Viele Länder wollen Druck auf die Amerikaner ausüben, um sie beim Klimaschutz an Bord zu halten, nicht zuletzt China, das in Marrakesch sehr offensiv auftritt und eigene Klimaschutz-Anstrengungen betont. Am morgigen Dienstag eröffnet die erste Sitzung der Vertragsstaaten des Pariser Abkommens – mit Beteiligung von über 60 Staats- und Regierungschefs. Man kann darf gespannt sein, wie engagiert die Bekenntnisse ausfallen werden, trotz der geänderten Weltlage die Anstrengungen zu intensivieren.