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Klimakonferenz in Kattowitz
Kampf gegen die Erderwärmung soll verbindlicher werden

Die Weltklimakonferenz in Kattowitz geht in ihre entscheidende Phase. Zur Diskussion stehen eine Reihe von Dokumenten, die klare Regeln für den Kampf gegen den Klimawandel vorgeben sollen. Einige Staaten wollen sogar noch weitergehende Ziele, aber es gibt auch Bremser.

Von Georg Ehring | 14.12.2018
    Die Spodek Arena, das Internationale Kongresszentrum in Kattowitz, in dem die Weltklimakonferenz in Polen am 3. Dezember eröffnet wurde
    Vor dem Abschluss der Weltklimakonferenz gibt es noch eine Reihe ungelöster Fragen (dpa / Mateusz Wlodarczyk / NurPhoto)
    Eine ganze Serie von Dokumenten liegt den Delegierten vor - heute soll die Klimakonferenz in Kattowitz über ihre Annahme entscheiden. Michal Kurtyka, stellvertretender Umweltminister Polens und Präsident der Konferenz, brauchte einige Stunden länger als geplant, um die Texte zusammenzustellen - er hatte Vermittler eingesetzt, um für die zum Teil noch weit auseinander liegenden Standpunkte Kompromissvorschläge auszuloten. Über den Kurznachrichtendienst Twitter erklärte er, es gebe noch eine Reihe ungelöster Fragen.
    Am Vormittag wird sich zeigen, ob seine Vorschläge eine Grundlage für tragbare Kompromisse bilden. Martin Kaiser von der Umweltorganisation Greenpeace sagte, die Texte erforderten noch viele Diskussionen in kurzer Zeit. Der deutsche Delegationsleiter Karsten Sach hoffte vor Herausgabe der Texte auf "ein anspruchsvolles Ergebnis, welches ein robustes, transparentes klares Regelbuch zum Ziel hat, welches mehr Anspruch, mehr Anspruch auch in Umsetzung des Talanoa-Dialogs fordert, und welches zum Dritten auch die Solidarität der großen Emittenten mit den kleinen, verletzlichen Inselstaaten betont."
    Koalition für hohe Ambitionen
    Der Talanoa-Dialog ist eine informelle Gesprächsrunde über anspruchsvollere Maßnahmen im Klimaschutz, er wurde in Kattowitz abgeschlossen und soll den Weg zum einer Anhebung nationaler Ziele in diesem Bereich ebnen. Das Wort kommt aus der Sprache der Fidschi-Inseln, die die Klimakonferenz im vergangenen Jahr in Bonn geleitet hatten.
    Umstritten ist unter anderem die politische Erklärung, die ebenfalls Ergebnis in Kattowitz sein soll. Eine Koalition für hohe Ambitionen forderte bei einem demonstrativen Auftritt, dass die Konferenz die Ergebnisse des wissenschaftlichen Weltklimarats IPCC zur Machbarkeit einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad ausdrücklich begrüßt und von allen Staaten Anstrengungen für eine Erhöhung ihrer Klimaziele fordert. Mitglieder sind die EU, eine Reihe von besonders verwundbaren Inselstaaten sowie weitere Länder wie Neuseeland, Kolumbien, und Argentinien. Nach Ansicht von Martin Kaiser hat die Entwicklung von Wetter und Klima in diesem Jahr dafür gesorgt, dass viele Länder deutlich mehr Klimaschutz wollen.
    "Es zeigt sich einfach, dass nach diesen Wetterextremen die Welt eine andere ist und gerade die kleinen Inselstaaten, aber auch andere Länder, die von Dürre betroffen sind, die von Starkregenereignissen betroffen sind, machen hier sehr deutlich: Es muss sehr viel mehr passieren, wenn wir die globale Erwärmung unter 1,5 Grad halten wollen und damit das Schlimmste auch verhindern wollen, was auf uns zukommen könnte."
    Arabische Staaten als Bremser
    Allerdings nicht alle und das könnte einen Abschluss schwierig machen. Karsten Sach vom Bundesumweltministerium: "Die größten Bremser sind und waren die arabischen Staaten in diesem Prozess und daran hat sich nichts geändert."
    Ein Staatenbündnis aus China, Indien, Brasilien und Südafrika gab sich kompromissbereit – ein gutes Ergebnis der Konferenz sei machbar. Der Klimaschutz ist nach Ansicht des südafrikanischen Umweltministers Derek Hanekom ein Testfall für die Fähigkeit der Welt, Probleme gemeinsam zu lösen.
    "Dies ist eine Demonstration gegenüber der Welt, dass der Multilateralismus nicht nur einfach funktionieren kann. Wenn es eine Sache auf der Welt gibt, in der es absolut nötig ist, dass die Länder zusammenarbeiten, dann ist das der Klimawandel. Denn: Wenn wir nicht zusammenarbeiten, sind wir zusammen dem Untergang geweiht."
    Pflichten zur Berichterstattung umstritten
    Zu den Zielen der Konferenz gehört vor allem ein Regelbuch, eine Art Gebrauchsanleitung für das Pariser Abkommen. Die Arbeiten daran hatten an den vergangenen Tagen deutliche Fortschritte gemacht. Umstritten war vor allem die Frage, ob und wie lange Industrie- und Entwicklungsländer unterschiedliche Pflichten etwa in der Berichterstattung über ihren CO2-Ausstoß übernehmen müssen. Die Europäische Union, die USA und andere Industrieländer wollen die Regeln hier auf Dauer für alle Staaten zumindest vergleichbar machen. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer verlangen dagegen, die unterschiedliche Behandlung auf Dauer festzuschreiben.