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Klimakonferenz in Lima
Hohe Hürden für einen Erfolg

Zwei Wochen wird der Klimagipfel in Lima dauern. Während in den letzten Jahren oft eher resignative Stimmung herrschte, so zeigen sich jetzt doch viele optimistisch: Die Verhandlungen könnten Grundlage für den Abschluss eines weltumspannenden Klimaschutzvertrags in einem Jahr in Paris sein.

Von Georg Ehring | 01.12.2014
    COP20 - Weltklimagipfel in Peru - dauert vom 1. bis 12. Dezember 2014
    COP20 - Weltklimagipfel in Peru - dauert vom 1. bis 12. Dezember 2014 (dpa / picture alliance / Paolo Aguilar)
    Fast immer herrscht dicke Luft in Lima. In der acht-Millionen-Stadt am Pazifik ist der Smog Alltag und ein Demonstrationszug von einigen hundert Angehörigen von Kirchen und anderen religiösen Gruppen macht sich am Vorabend des Klimagipfels von Lima zu einer Demonstration für die Umwelt im Allgemeinen und das Klima im Besonderen auf.
    "Wir sind gekommen, um die Natur zu schützen, um glücklich auf der Erde zu leben, die Gott uns gegeben hat," sagt eine Teilnehmerin. "Fasten für das Klima" ist das Motto und diese Bewegung hat vor einem Jahr beim letzten Klimagipfel in Warschau begonnen. Seitdem hat sie sich über den ganzen Planeten ausgebreitet, erläutert Caroline Richter vom Lutherischen Weltbund. Heute soll sie mit einem weltweiten Aktionstag zur Eröffnung des Gipfels in Lima einen neuen Höhepunkt erreichen.
    "Wir wissen zum Beispiel, dass die gesamte Nation Tuvalu am 1. Dezember fastet."
    Tuvalu ist eine Inselgruppe im Pazifik, die durch den Klimawandel vom Untergang bedroht ist – der höchste Punkt liegt gerade einmal fünf Meter über dem Meeresspiegel.
    Viele der Demonstranten sind zuversichtlich, dass sich etwas bewegt beim Klimaschutz und auch Klima-Diplomaten geben sich vor Gipfelbeginn betont optimistisch. Zum Beispiel beim Thema Geld: Entwicklungsländer wie Peru hoffen auf Hilfen durch die Industriestaaten und deren Vertreter hatten kürzlich bei einem Treffen in Berlin Geld für den "Grünen Klimafonds", versprochen. Er soll die Länder des Südens beim Bau von Deichen, Bewässerungsanlagen und anderen Anpassungsprojekten im Klimawandel unterstützen.
    Auch bei der Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes gibt es Fortschritte: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon konnte bei einem Gipfeltreffen von Staats- und Regierungschefs in New York eine ganze Reihe von Zusagen einsammeln, die USA und China setzten sich in einer gemeinsamen Erklärung Ziele und die Europäische Union nahm sich vor, bis zum Jahr 2030 ihre Emissionen um 40 Prozent zu senken. Zu den Optimisten gehört auch der Umweltminister Perus, Manuel Pulgar Vidal:
    "Vor dieser Konferenz hat es viele positive Signale gegeben. New York, Berlin, der Petersberger Dialog, die Ankündigung, die die Europäische Union gemacht hat, die gemeinsamen Pläne Chinas und der USA – niemals hatten wir eine bessere Gelegenheit."
    "Der Prozess ist schon weiter gediehen"
    Auch die EU-Vertreterin Elina Bardram sprach von überraschend großen Fortschritten bei den Verhandlungen, die in einem Jahr in Paris den Abschluss eines weltumspannenden Klimaschutzvertrags ermöglichen sollen:
    "Wir diskutieren schon über einen Text. Wir sprechen schon heute, also lange vor dem Gipfel in Paris darüber, welche Beiträge die einzelnen Staaten leisten. Der Prozess ist also schon wesentlich weiter gediehen."
    Ergebnis des Gipfels von Lima soll ein erster Entwurf für ein Protokoll von Paris sein. Möglichst viele Inhalte sollen festgeschrieben werden, damit im nächsten Jahr die Verhandlungen nicht in letzter Minute scheitern. Die Hürden für einen Erfolg sind allerdings hoch.
    Eine ganze Reihe großer Staaten hält sich mit Zusagen noch zurück. Unter anderem Indien, das mit Hinweis auf seinen Status als Entwicklungsland vor rechtsverbindlichen Pflichten im Klimaschutz zurückschreckt.
    Die Stadt Lima bietet mit ihrem Smog ein Beispiel zum Einatmen dafür, dass Wirtschaftswachstum nicht alles sein kann. Elina Bardram setzt darauf, dass solche Belastungen ein Umdenken auch im Klimaschutz beschleunigen – auch auf Druck der Betroffenen.
    "Sie sorgen dafür, dass die Menschen auf der Straße merken, welche Folgen die Umweltprobleme haben und damit auch der Klimawandel. Das beeinflusst den Willen, etwas dagegen zu tun und der eigenen politischen Führung zu sagen, dass dies ein wichtiges Feld der Politik ist, wo unbedingt gehandelt werden muss."