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Klimapaket
Busbetreiber beklagen ungerechte Behandlung

Fern- und Reisebusse haben eine bessere Klimabilanz als die Bahn - trotzdem sind sie von der Mehrwertsteuersenkung bei Ticketpreisen ausgenommen. Der Branchenführer Flixbus will deswegen jetzt gegen den Beschluss des Klimapakets der Bundesregierung klagen.

Von Tobias Krone | 18.11.2019
DEU, Deutschland, Baden-Württemberg, Stuttgart, 10.07.2019: Flixbus, unterwegs auf der Autobahn A8 am Flughafen Stuttgart. *** DEU, Germany, Baden Württemberg, Stuttgart, 10 07 2019 Flixbus, on the way on the A8 motorway at Stuttgart Airport
Weil die Bahn teilweise noch mit Dieselloks und Kohlestrom fährt, ist die CO2-Bilanz von Fernbussen Studien zufolge derzeit besser (imago images / Arnulf Hettrich)
Der Pressetermin vor dem 38. Tag der Bustouristik in Augsburg findet passend in einem Reise-Bus statt – ein modernes Modell der Luxusklasse: Man will ein bisschen die Muskeln spielen lassen. In der Branche der Fern- und Touristenbus-Anbieter hat sich Frust angestaut. Denn vom Klimapaket der Bundesregierung profitiere man nicht, erklärt Benedikt Esser, Präsident des Internationalen Bustouristik Verbands RDA, kurz vor der Veranstaltung.
"Die Argumentation für die Mehrwertsteuersenkung bei der Bahn hatte ja einen klimapolitischen Hintergrund. Und wenn man sich dann die Zahlen anguckt vom Umweltbundesamt, dann ist natürlich der Reisebus noch besser als die Bahn und muss natürlich eine steuerliche Senkung erfahren."
Busfahren ist CO2-freundlicher als Bahnfahren
Der Wettbewerb gerade zwischen Fernbus und Bahn sei künftig verzerrt, da Reisende künftig nur noch sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Bahntickets zahlen müssen, aber weiterhin 19 Prozent auf Reisen mit dem Bus. Inzwischen hat der Marktführer Flixbus bekanntgegeben, dass er klagen wolle – möglicherweise mit einer Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz und einer Beschwerde bei der EU-Kommission.
Dass Busfahren derzeit noch CO2-freundlicher ist als die Bahn, die teils mit Dieselloks fährt, und teilweise noch mit Kohlestrom – das bestätigen Vergleichsstudien, auch etwa die des ökologisch-orientierten Verkehrs-Club VCD. Entsprechend hört man auch vom Tourismus-Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag, Christian Zwanziger:
"Wir als Grüne sind für eine emissionsfreie Mobilität. Und im Augenblick ist der Fernbus auch eine gute Alternative für den Individualverkehr, deswegen bin ich auch für eine Steuersenkung im Busverkehr."
In zehn Jahren klimaneutral?
Ganz emissionsfrei sind Fernbusse trotzdem nicht, bemängelt der Grünenpolitiker. Busse mit Batterien machten für Fernbusse keinen Sinn. Benedikt Esser:
"Ja, wenn wir dann alle Sitze ausbauen, weil die Batterien entsprechend schwer sind – das ist vollkommen unvorstellbar auf der Langstrecke. Vollkommen unvorstellbar."
Die Branche will weiter an Dieselantrieben der Euro-6-Schadstoffklasse festhalten. Flixbus dagegen plant, 2021 die ersten Busse mit Methan-Gas- und Wasserstoffmotoren einzusetzen. Klimaneutral wolle das Unternehmen in gut zehn Jahren unterwegs sein.
"Bus-Aversion" in den Großstädten
Sorgen macht der Bustouristik-Branche auch die zunehmende Bus-Aversion in den Großstädten. Rom hat alle Touristenbusse aus der Stadt verbannt. Das sei kontraproduktiv, denn Busse sorgten für weniger Verkehr, sagt der RDA.
Auch in Augsburg wird über die Busse diskutiert. Die Stadt hat hier für den anstehenden Weihnachtsmarkt eine Lösung erarbeitet. Götz Beck, Tourismusdirektor der Region Augsburg.
"Wir haben so einen Service, dass die Busse direkt vor den Christkindlesmarkt fahren können, dann steigen die Gäste aus. Der Bus fährt zurück zum Parkplatz am Plärrer, dort wird der Busfahrer mit einem Shuttle-Service wieder in die Innenstadt gebracht. Man holt dann den Busfahrer nach zwei drei vier Stunden je nachdem wieder ab, bringt ihn dann wieder zum Bus. Er fährt vom Busparkplatz in die Innenstadt, holt seine Leute ab und fährt raus."
Anders als in Rom seien Reisebusse in Augsburg weiterhin willkommen.