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Knapp vorbei ist auch daneben
Meteorprozession über Kanada

Vor 105 Jahren war der Himmel über dem Nordosten der USA größtenteils bedeckt. So blieben die meisten Bewohner dort von der Beobachtung eines ungewöhnlichen Himmelsereignisses ausgeschlossen, das zahlreiche kanadische Nachbarn verfolgt haben.

Von Hermann-Michael Hahn | 09.02.2018
    Der deutsch-kanadische Maler Gustav Hahn hielt die große Meteor-Prozession auf der Leinwand fest.
    Der deutsch-kanadische Maler Gustav Hahn hielt die große Meteor-Prozession auf der Leinwand fest. (University of Toronto)
    An diesem Abend zogen mehrere Gruppen von Feuerkugeln ungewöhnlich langsam und fast wie in einem Formationsflug von Nordwest nach Südost über den Himmel.
    Manche Augenzeugen konnten die funkensprühenden Objekte dreißig bis vierzig Sekunden lang verfolgen und verglichen ihre Helligkeit später mit jener der hellsten Sterne.
    Clarence Chant, Astronomieprofessor an der Universität Toronto, trug nahezu 150 Beobachtungsmeldungen zusammen, vom Südosten der kanadischen Provinz Saskatchewan bis hin zu den Bermudas. Später kamen noch Hinweise von mehreren Schiffen im Atlantik hinzu.
    Aus ihrer Auswertung folgerte er, dass an jenem Abend vermutlich mehrere größere kosmische Brocken die Erdbahn so gestreift hatten, dass sie die Erde eine Zeitlang nahezu im Parallelflug begleiten konnten. Erst über dem Südatlantik verloren sich ihre Spuren.
    Das ganze Spektakel hat sich in rund 60 Kilometern Höhe abgespielt. Dort ist die atmosphärische Reibung zwar schon beachtlich, doch bei richtigem Aufprallwinkel und passender Geschwindigkeit wird das scheinbar Unmögliche möglich:
    Dann können aus dem Weltraum eintretende Objekte durchaus mehrere Tausend Kilometer weit in nahezu unveränderter Höhe treiben, ehe sie entweder noch einmal entkommen oder aber abstürzen.