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Kobane
Teilerfolg im Kampf gegen IS

Das US-Verteidigungsministerium geht davon aus, dass weite Teile der syrisch-türkischen Grenzstadt Kobane wieder von Kurden kontrolliert werden. Ein Teilerfolg, der womöglich auf die US-Waffenlieferungen zurückzuführen ist. Unklar bleibt jedoch, ob ein Teil der Waffen in die Hände der IS-Terroristen gelangt ist.

Von Björn Blaschke | 22.10.2014
    Die Lage in Kobane bleibt höchst unübersichtlich. Ein Politiker, der aus der nordsyrischen Stadt stammt, sagte einer Nachrichtenagentur, die Situation habe sich gestern Abend wieder etwas beruhigt. Aus den USA heißt es, die jüngste Offensive der Terrororganisation, die sich Islamischer Staat nennt, sei durch die Kombination von Luftangriffen der Anti-IS-Koalition und den Bemühungen der Milizen am Boden immerhin zurückgeschlagen worden. Die Kurden - so ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums - kontrollierten jetzt wieder den größten Teil der Stadt. Die Gefahr sei jedoch noch nicht gebannt. Dieser Teilerfolg mag auch auf den Waffenlieferungen beruhen, die die Milizionäre in Kobane am Wochenende erhielten. Eines der Bündel, wie die Amerikaner die 27 Ladungen nennen, war allerdings an seinem Ziel vorbeigegangen.
    Vorgestern hatte das Zentralkommando in Florida noch mitgeteilt, dass in der Nähe von Kobane herrenlose Waffen und Munition zerstört wurden. Damit habe man verhindern wollen, dass das Bündel in die falschen Hände geriete. Nun sieht es so aus, als sei genau das doch geschehen. Ein Video, das offenbar auf IS zurückgeht, zeigt einen Terroristen dabei, wie er auf einem Feld an Waffen- und Munitionskisten vorbeischreitet. Darin sind Mörser-Granaten zu erkennen. Da die zu den Waffen gehörten, die abgeworfen wurden, sei es durchaus möglich, dass eine der Luft-Lieferungen bei IS landete - musste das US-Verteidigungsministerium nun zugeben. In den Video-Aufnahmen dankt ein schwarz-maskierter IS-Kämpfer sarkastisch den Amerikanern für die Unterstützung.
    Neue Propagandavideos
    Allerdings ist die Ladung für IS wohl vor allem propagandistisch wertvoll und weniger wegen der Granaten. Bei ihrem rasanten Vormarsch im Irak vor einem Vierteljahr konnten die IS-Terroristen zuhauf Waffen erbeuten; hochmoderne Waffen, die die USA einst der irakischen Armee übergeben hatten. Propagandistisch ist wohl auch das Video zu nennen, das seit gestern im Internet kursiert - und gleichzeitig verweisen Aktivisten, die über Verbrechen im syrischen Bürgerkrieg berichten, auf die Bilder: Die Aufnahmen zeigen angeblich die letzten Momente, bevor eine Frau gesteinigt werden soll. Ein langbärtiger Mann erklärt dabei, es sei nach islamischem Recht die Strafe für einen Ehebruch. Die Frau fleht ihren anwesenden Vater permanent an, er möge ihr verzeihen.
    Die Tötung - der Mord an der Frau - ist in dem Video nicht zu sehen. Unabhängige Experten konnten Ursprung und Authentizität des Videos bisher nicht bestätigen. Aber IS-Terroristen sollen bereits im Juli zwei Frauen gesteinigt haben.