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Kölner Moschee
Sanierungsfall statt Integrationszeichen

Als Symbol gelungener Integration war sie geplant - jetzt gleicht sie immer mehr einer Bauruine: Noch vor ihrer Eröffnung präsentiert sich die Kölner Zentralmoschee als Sanierungsfall. Die große Freitreppe ist mit Bauzäunen versperrt und auch im Inneren ist man noch weit von einer Fertigstellung entfernt.

Von Anja Wölker | 31.08.2014
    Ansicht der Kölner Zentralmoschee, eines geschwungenen Gebäudes mit Kuppel aus Beton und Glas, davor Autos auf einer Straße und ein Baustellenschild
    Baufirma und Bauherr streiten sich seit Jahren über Mängel an der Kölner Zentralmoschee. (dpa / Oliver Berg)
    Die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld sollte zum Symbol gelungener Integration werden. In der Vergangenheit gab es jedoch permanent Probleme. Die rechtsradikale Protestbewegung "Pro Köln" wollte den Bau gänzlich verhindern. Anwohner empfanden den Bauentwurf als zu pompös. Würde die Moschee so zum Symbol islamischer Machtdemonstration werden?
    Als die Fronten schon einigermaßen befriedigt schienen, kam es zum Zerwürfnis mit dem Architekten und Bauleiter Paul Böhm. Ein Gutachter der Bauherrin Ditib wollte 2011 insgesamt 2000 Baumängel am Rohbau festgestellt haben. Paul Böhm:
    "Am 21. Februar kam er zu mir ins Büro und teilte mir mit, dass ich ein Problem hätte. Ich sollte mir einen guten Anwalt nehmen. Wenn ich kooperieren würde, würde es schlimm werden. Wenn ich nicht kooperierte, würde es viel schlimmer werden. Das war natürlich eine Art, die mich ziemlich vor den Kopf stieß."
    2000 Baumängel am Rohbau
    2012 konnte in der Auseinandersetzung zwischen Böhm und Ditib ein Kompromiss gefunden werden. Böhm wurde als Bauleiter entlassen, sollte aber weiterhin projektbegleitend beraterisch tätig bleiben. Wie präsentiert sich nun die Moschee, deren Eröffnung schon für das Frühjahr 2012 geplant war? Die Außenfassade steht, im Inneren ist man aber noch weit von einer Fertigstellung entfernt. Zu viele Fehler verhindern den Weiterbau. Wird die Moschee nun zum Symbol misslungener Integration? Ditib Sprecherin Ayse Aydin weist das entschieden zurück:
    "Der Baufortschritt ist nicht gleichzusetzen mit einer Integration, weil wäre dem so, dann ich weiß ich nicht, was wir über den Berliner Flughafen sagen würden oder über die Elbphilharmonie. Ich denke, Integration ist was anderes als ein Baufortschritt. Darüber hinaus gab es nie einen Baustopp, wir haben immer weiter gebaut, wir waren immer sehr aktiv schon am Bau."
    Teile der Moschee würden außerdem schon aktiv genutzt. Die verschiedenen Büros der Ditib sind bereits Anfang des Jahres in den Komplex eingezogen und ein temporärer Gebetssaal ist seit mehreren Jahren in Nutzung. Zudem werden Veranstaltungen angeboten, an Führungen durch den Bau hätten schon mehr als 20.000 Menschen teilgenommen. Frau Aydin präsentiert die Moschee in anderem Licht als Negativschlagzeilen der vergangenen Jahre vermuten lassen würden:
    Eröffnungsdatum steht immer noch nicht fest
    "Viele Dinge, da müssen die Medien sich vielleicht auch selbst etwas reflektieren, arbeiten leider immer noch unter dem Leitsatz 'only bad news are good news'. Ich glaube, wenn man diesen Ansatz mal etwas anders sehen würde und wenn man ein bisschen mehr am Puls des Menschen wäre, dann würde man ganz andere Schlagzeilen produzieren. Ich glaube, man muss gerade bei diesem Bau auch ein bisschen von diesem Problemzentrierten wegkommen, und auch diese Emotionalisierung des Baus, das schadet eigentlich mehr als das es nützt."
    Ayse Aydin würde sich wünschen, dass man den Bau einfach nur als Bau wahrnehmen würde, fernab aller Konflikte. Die Moschee sei für viele Menschen schon jetzt ein Leuchtturmprojekt. Einfach, weil sie als sakraler Ort erlebbar sei, nämlich in der Interimsmoschee im bereits genutzten Bereich des Gebäudes. Da sei es egal, wenn noch ein paar Bauzäune manche Außenfassaden säumten.
    Polarisierend bleibt der Bau.
    Für eine Anfrage, welche Rolle die Moschee für die Stadt im Jahr 2014 spielt, konnte kein Gesprächspartner auf offizieller Seite gefunden werden. Der Terminplan von Oberbürgermeister Jürgen Roters: völlig ausgelastet. Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma, der damals als Vermittler zwischen Architekt Böhm und Ditib eingesetzt wurde: im Urlaub. Ebenso Bezirksbürgermeister Josef Wirges. Zuletzt fand auch Paul Böhm keine Zeit für eine Unterhaltung. Jetzt, Ende August, steht nur eins fest: dass ein Datum für die Eröffnung der Zentralmoschee nicht feststeht.