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Kohleabbau in Mosambik verschärft Armut

Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze von weniger als einem halben US-Dollar pro Tag. Durch Investoren aus dem Ausland, die Kohle abbauen, sollte Armut verringert werden. Doch genau das Gegenteil sei geschehen, so ein Bericht von Human Rights Watch.

Von Andreas Herrler | 23.05.2013
    Maria Cavallero ist eine Bäuerin aus Mosambik. Sie ist nicht reich, aber sie hatte immer ihr Auskommen.

    "Ich habe Hirse und Bohnen angebaut, Mais, Nüsse, Wassermelonen und Kürbisse. Wir hatten einen fruchtbaren Boden und es hat viel geregnet. Dadurch hatten wir immer eine gute Ernte und genug zu essen fürs ganze Jahr."

    Diese Zeiten sind nun vorbei. Denn die global tätige Bergbaugesellschaft Rio Tinto kam nach Mosambik, riss ihr Ackerland auf und baute Kohle ab. Maria Cavallero wurde umgesiedelt in eine Gegend ohne Fluss und ohne Wasserversorgung.

    "Jetzt sind wir vom Regen abhängig, um die Felder zu bewässern. Und wenn es nicht regnet, gibt es keine Ernte."

    Die Aussagen dieser Bäuerin stammen aus einem Film, den die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in Mosambik gedreht hat. Das Ergebnis ihrer Recherchen steht in ihrem neuesten Bericht – und dieses Ergebnis ist erschütternd: Statt die Armut durch die Milliarden-Investitionen aus dem Ausland zu verringern, geht es vielen Menschen heute schlechter als zuvor. Nisha Varia, Mitautorin des Berichts, sagt:

    "Eine Menge der Probleme bei der Umsiedlung sind darauf zurückzuführen, dass sich die Regierung nicht mit der nötigen Sorgfalt um neues Land gekümmert hat. Die mosambikanische Regierung hat so viele Bergbaulizenzen vergeben, dass es kaum noch gutes Ackerland für die umgesiedelten Menschen gibt. Fast 60 Prozent des Landes in der gesamten Provinz sind für bewilligte oder vorgesehene Bergbaulizenzen reserviert."

    Mosambik wird reich durch seine Ressourcen: Kohle, Eisenerz, Gold, Kohle, Titan, seltene Erden. Das Bruttoinlandsprodukt steigt und steigt, doch der Großteil der Bevölkerung bekommt davon nichts mit. Durch die katastrophale Umsiedlungspolitik seien viele Existenzen zerstört worden, sagt die Menschenrechtlerin.

    "In den vergangenen Jahren konnten die Menschen, wenn die Ernte mal schlecht war, zum Markt gehen und Holz oder Früchte verkaufen, um sich von dem Geld Essen zu kaufen. Jetzt wurden sie 40 Kilometer vom nächsten Markt angesiedelt, und das macht es noch schwieriger, denn jetzt können sie weder Nahrungsmittel anbauen noch welche kaufen."

    Die Bergbaufirmen haben zwar mittlerweile erkannt, dass sie etwas tun müssen. Sie schicken Lebensmittelpakete an die umgesiedelten Bewohner. Doch nachhaltig geholfen wird den Bauern damit nicht.

    "Die Regierung, aber auch Firmen wie Vale und Rio Tinto müssen sofort handeln, um die Probleme zu beheben, denen diese Gemeinden gegenüberstehen. Sie müssen sicherstellen, dass diese Menschen gutes Ackerland haben, um ihre Früchte anzubauen, und zwar bis zur nächsten Erntesaison - und sie müssen eine Entschädigung zahlen für die Not, in die viele Gemeinden geraten sind, weil sie bisher noch keine Abfindung bekommen haben."

    Human Rights Watch sieht aber auch die Regierungen der Länder in der Verantwortung, aus denen die Bergbaufirmen stammen. Die Organisation appellierte deshalb an die Regierungen von Brasilien, Indien, Großbritannien und Australien, sicherzustellen, dass Firmen aus diesen Ländern auch in Mosambik die Menschenrechte achten.