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Kolchosen, Fermer und Oligarchen

Die Kollektivierung hat den sowjetischen Bauern jeden Antrieb genommen. Als dann die UdSSR zusammenbrach, war die Bilanz katastrophal: Während der Rest der Welt die Ernteerträge vervielfacht hatte, gab es in der Sowjetunion Regionen, wo die Pro-Hektar-Erträge seit den dreißiger Jahren im wesentlichen gleich geblieben waren.

Von Ernst von Waldenfels | 16.12.2006
    " Man nahm ihnen alles weg, die Pferde, das Vieh und zwang sie in die Kolchosen. Früher waren sie ihre eigenen Herren, jetzt musste man sich einem Vorsitzenden unterordnen. Er jedoch weigerte sich. Also sammelten sie Verleumdungen über ihn. Als man Vater dann verhaftete, da sagte er: "Fügt euch nicht, tretet in keine Organisation ein"."

    Jegor Gelugin, ein alter Mann aus Tischanka, einem Dorf hundert Kilometer südlich von Woronesh, erinnert sich an das einschneidendste Erlebnis seiner Kindheit.

    " Mutter blieb allein mit uns zurück. Wir waren sieben Kinder. Ein Fünftel Hektar hatte man uns gelassen. Diese zweitausend Quadratmeter bearbeiteten wir mit der Schaufel, säten und ernteten selbst. Aber als wir im Herbst geerntet hatten, da kamen sie wieder an. Sie nahmen uns die Kartoffeln weg, lieferten uns dem Hungertod aus. Wenn sie wenigstens das Fünftel Hektar nicht angerührt hätten, aber nein, alles nahmen sie weg. "

    Die Kinder überlebten, wie durch ein Wunder, der Vater wurde erschossen.

    Während der Zwangskollektivierung in der Sowjetunion Anfang der dreißiger Jahre wurden Tausende hingerichtet, Hunderttausende kamen in der Verbannung um. Und das war erst der Anfang des Schreckens. Als die Bauern nur noch das anbauten, was sie selbst zum Überleben brauchten, geriet die Versorgung der Städte in Gefahr. Das Regime ließ sich jedoch nicht erpressen. Mit Gewalt wurden den Bauern die letzten Vorräte genommen und Millionen gingen zu Grunde. Jene, die überlebten, fügten sich in ihre neue Rolle als rechtlose Landarbeiter, die gerade genug Naturalien bekamen, um selbst knapp zu überleben. Um eine Flucht dieser Heloten auszuschließen, gab man ihnen keine Inlandspässe, und wer außerhalb seiner Kolchose aufgegriffen wurde, der kam in ein Arbeitslager. So wurden aus den Bauern die landwirtschaftlichen Überschüsse herausgepresst, die man für die Industrialisierung und das damit einhergehende rasante Wachstum der Städte brauchte.

    Doch die Versklavung der Landbevölkerung hatte ihren Preis. Als man den Bauern in den sechziger Jahren endlich Pässe und damit Bewegungsfreiheit gab, wuchs sich die Landflucht zu einer Flut aus. Die, die blieben, erwirtschafteten auf den winzigen Flächen, die man ihnen zur Privatnutzung gelassen hatte, bis zu einem Viertel der landwirtschaftlichen Produktion. Die ungleich größeren staatlichen Betriebe dagegen lieferten nur miserable Erträge - jedes zweite Jahr musste Getreide importiert werden.

    Die Kollektivierung hatte den Bauern jeden Antrieb genommen. Als die UdSSR schließlich zusammenbrach, war die Bilanz katastrophal: Während der Rest der Welt die Ernteerträge vervielfacht hatte, gab es in der Sowjetunion Regionen, wo die Pro-Hektar-Erträge seit den dreißiger Jahren im wesentlichen gleich geblieben waren. Es musste sich etwas ändern.

    Das Künstlertheater am Puschkinplatz im Zentrum Moskaus. Das Große Haus ist komplett ausverkauft, Tickets wurden zu Schwarzmarktpreisen von 100 Dollar gehandelt. Der erste Auftritt der legendären Avantgarde-Rockgruppe "Veshlivi Otkas" seit drei Jahren. Der Sänger der Gruppe, Roman Suslow, hat seine vielversprechende Karriere eigentlich bereits vor Jahren an den Nagel gehängt. Dieses Konzert ist eine Ausnahme.

    " Ich wollte ein Leben in der Natur. "

    Einige Tage später auf dem Land, im Gebiet Tula, gut 300 Kilometer südlich von Moskau. Es ist Anfang Mai, der Schnee ist bereits geschmolzen, aber der Frost noch nicht aus dem Boden gewichen. Überall steht Wasser, und der Feldweg, der zu Suslows Dorf führt, ist nur mit dem Geländewagen passierbar.

    " So kam ich hierher. Damals kaufte ich zwei Stuten. Die kannst du nicht mehr im Stich lassen, du musst sie füttern, ihnen zu trinken geben, auf ihnen reiten, und so sind wir Fermer/Bauern geworden."

    Fermer, das russische Zauberwort der ersten Reformjahre, als man versuchte, ein neues Einzelbauerntum zu schaffen. An die Einzelbauern vor der Kollektivierung konnte man nicht mehr anknüpfen, zu viel Zeit war vergangen, und so übernahm man mit dem Wort auch ein neues Konzept.

    " Das war noch zu der Zeit, als die Regierung sich entschlossen hatte, die Einzelbauern zu unterstützen. Man gab uns 70 Hektar zwar nicht des besten, aber durchaus passablen Bodens. Wir säten Gras und mähten es dann für unsere Pferde. Im ersten Jahr haben wir noch mit der Hand gemäht, wir hatten ja nur zwei Pferde. Vier Tonnen kann man so schaffen. Aber danach, als Fohlen geboren wurden, da mussten wir natürlich mechanisieren. Die Regierung gewährte damals Kredite zu Sonderkonditionen, so konnten wir uns Technik kaufen. "

    Heute besitzt Roman Suslow 370 Hektar Land. Er zählt zu Russlands führenden Pferdezüchtern. Doch in der Gegend, in der er lebt , ist sein Betrieb eine seltene Ausnahme.

    Tatsächlich läuft in weiten Teilen des europäischen Russlands ein historisch einmaliger Prozess ab. Es gibt Gegenden, wo von zehn Dörfern heute nur noch eines bewohnt ist. Riesige Flächen von Kulturland werden aufgegeben und verwandeln sich langsam in Steppe und Urwald zurück. Betroffen sind vor allem die landwirtschaftlich ungünstigen Gegenden im Zentrum und Norden des Landes, wo die Böden schlecht sind und im Oktober der erste Schnee fallen kann. Begonnen hatte dieser Prozess mit der Kollektivierung, die die Bindung der Menschen an ihr Land löste. Und jetzt setzt er sich ungehindert fort, weil die Regionen im Zentrum unter kapitalistischen Bedingungen kaum gegen die Schwarzerdegebiete weiter im Süden Russlands konkurrieren können. Nicht nur sind diese viel fruchtbarer, auch dauert die Vegetationsperiode wesentlich länger.

    Der Staat unternimmt absolut nichts, um diese Nachteile auszugleichen. Von Subventionen wie im Westen, Preisstützung oder auch nur einem geordneten Hypothekenwesen, kann ein russischer Bauer nur träumen. Selbst Roman Suslow mit seinen beachtlichen 370 Hektar kommt ins Grübeln.

    " Mein Maschinenpark ist ziemlich veraltet, ich muss ihn dringend erneuern, aber die Preise sind enorm hoch, sie haben praktisch bereits europäisches Niveau erreicht. Aus der Landwirtschaft kannst du nie im Leben die Erträge erwirtschaften, die du brauchst, um diese Ausgaben zu bestreiten. Wie ich dieses Problem lösen soll, weiß ich noch nicht. Möglicherweise muss ich irgendwann das Land wieder mit den Pferden bearbeiten. "

    Suslow kann sich zur Not mit seiner Pferdezucht über Wasser halten. Aber er ist eine Ausnahme.

    " Wer wurde Fermer? Das waren zum einen Städter, irgendwelche Romantiker oder die Kolchoselite, dass heißt die Organisatoren der Kolchosen, die Agronomen, die Viehexperten und so weiter. Bei solchen Leuten hat es geklappt, wenn dagegen Kolchosbauern mit ihren fünf Hektar Landanteil versuchten, sich auf eigene Füße zu stellen, dann hat das meist nicht funktioniert. Es gibt nur wenig Einzelbauern, und ihre Zahl verringert sich."

    Tatyana Nefedowa, eine bekannte Geographin, forscht und schreibt seit vielen Jahren über die russische Landwirtschaft. Ihr vor drei Jahren erschienenes Buch "Das ländliche Russland am Scheideweg" gilt bereits jetzt als Standardwerk.

    " Das wichtigste Resultat der Reformen war, dass die früheren Sowchosen und Kolchosen ihr Landmonopol verloren haben. Der Boden wurde unter den Mitgliedern aufgeteilt, die das Recht erhielten, die Kolchosen mit ihrem Land zu verlassen. Allerdings haben 96 Prozent ihren Anteil wieder zurückgegeben, so dass die Kolchosen dieses Land wie eh und je nutzen. Die Kolchosen wurden zwar in Genossenschaften, Aktiengesellschaften und so weiter umgewandelt, im wesentlichen jedoch änderte sich sehr wenig. Sie blieben so oder so eine Form der Kollektivwirtschaft. "

    Es hat sich also bis auf die wenigen Einzelbauern nichts verändert?

    " Tatsächlich existiert eine leistungsfähige private Landwirtschaft, aber diese private Wirtschaft funktioniert nur in Symbiose mit den Kolchosen. Dieser Sektor liefert einen wichtigen Teil der Lebensmittel, laut Statistik mehr als die Hälfte, aber das ist meiner Ansicht nach weit übertrieben, vierzig Prozent entspricht eher der Realität. Nehmen Sie das Wolgagebiet. Die Kolchosen sind nicht sehr reich, zahlen keine Gehälter, sondern geben den Leuten Getreide. Jede Familie hat zwei bis drei Kühe, fünf bis zehn Schweine und verkauft das Fleisch. Diese Leute, die sich nicht Fermer, sondern Nebenerwerbsbauern nennen, leben in enger Symbiose mit den Kolchosen. Wenn man ihnen das Getreide der Kolchosen wegnähme und sie zwänge auf eigenen Füßen zu stehen, dann könnten sie nicht überleben. Sie bekommen laut Statistik kein Gehalt, die Arbeitslosigkeit übersteigt fünfzig Prozent, und alles ist angeblich ein einziger Alptraum. Wenn du aber dann in so ein Dorf kommst, dann siehst du vor jedem zweiten Haus ein Auto, das noch in den neunziger Jahren angeschafft wurde. Die Leute bauen und ihre Kinder studieren in der Stadt, was bedeutet, dass man für sie aufkommen und ihnen eine Wohnung mieten kann. Das alles basiert auf den Kühen. Eine ist zum Überleben da, die zweite, um den Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen, die dritte Kuh, um das Haus zu renovieren und so weiter. "

    Es läuft also alles bestens? Eine ideale Symbiose zwischen Kolchoswirtschaft und Kleinlandwirtschaft?

    Die Sache ist viel, viel komplizierter.

    " Es gibt eine Unmenge von Varianten. "

    Wassili Glasitschew hat sich in das Gespräch mit Tatyana Nefedowa eingeschaltet. Der namhafte russische Soziologe untersuchte schon zu Sowjetzeiten die Entwicklung auf dem Land, was damals nicht gern gesehen wurde. Äußerst einfallsreich umging er die offiziellen Beschränkungen der Forschung. Heute gilt er als der beste Kenner der ländlichen Verhältnisse im größten Land der Erde. Darüber hinaus ist er Mitglied im Rat der Nichtregierungsorganisationen, einem Organ, das die Regierung in Moskau bei der Entscheidungsfindung unterstützen soll.

    " Nehmen Sie Livtschino Tschekalino. Dort wartete die örtliche Verwaltung, bis die früheren Kolchosen das Land drei Jahre hintereinander nicht bestellt hatten. Dann brachte sie dieses Land unter ihre eigene Kontrolle, teilte es auf die 1.248 Einwohner auf, und das Städtchen wurde zum größten landwirtschaftlichen Betrieb in diesem Teils des Tulaer Gebietes. "

    In der Landwirtschaft gibt es im heutigen Russland eine verwirrende Vielzahl von Eigentums- und Wirtschaftsformen. Das reicht von Fermer genannten Privatbauern über Kolchosen, die sich in Genossenschaften umbenannt haben, aber wie die alten Kolchosen wirtschaften, bis hin zu hoch mechanisierten Riesenbetrieben mit Tausenden von Hektar.

    Ob muslimisch geprägte Republiken wie Baschkirien oder mehrheitlich russische Regionen wie das Orenburger Gebiet weit im Süden - jede dieser Einheiten betreibt eine ganz eigene Politik, was bisweilen kuriose Folgen für die Statistik hat. Wassili Glasitschew:

    " Fahren Sie zum Beispiel entlang der Grenze zwischen Baschkirien und dem Orenburger Gebiet. Links von der Straße liegt Baschkirien, rechts das Orenburger Gebiet. Gemäß offizieller Statistik werden in Baschkirien 22 Zentner pro Hektar geerntet, aber im Orenburger Gebiet nur 13. In Wahrheit betrügen die einen wie die anderen. In Baschkirien ist die Sowjetzeit noch nicht richtig vorbei, und dort gibt es Orden für hohe Erträge. In Orenburg dagegen verkaufen sie sechs bis acht Zentner schwarz und weisen nur 13 aus, obgleich es 18 sein müssen, wie man auf Satellitenfotos erkennen kann. "

    Kein Mensch vermag zu sagen, wie hoch die landwirtschaftliche Produktion in Russland ist. Sicher ist nur, dass sich das Land immer noch nicht selbst ernähren kann. Allerdings sind die Zeiten vorbei, als Russland regelmäßig riesige Mengen Getreide importieren musste. Heute werden vor allem höherwertige Lebensmittel wie Fleisch oder Butter eingeführt.

    Und die Landwirtschaft wächst. Daran kann kein Zweifel bestehen. Ein eindeutiger Beleg dafür ist das Verhalten der Provinzfürsten im landwirtschaftlich geprägten Süden. In den mageren neunziger Jahren standen Posten an den Provinzgrenzen, um die Ausfuhr von Lebensmitteln zu verhindern.

    " Jetzt wird jeglicher Export gefördert. Weil die Produktion gestiegen ist. Und man versucht den Import zu begrenzen. Der Krasnodarski Krai hat vor eineinhalb Jahren sogar einen Zoll auf die Einfuhr von Lebensmitteln aus den Nachbarregionen eingeführt, was völlig ungesetzlich ist. "

    Mit Putins "Vertikale der Macht" ist es also noch nicht so weit her, wenn die wichtigste Agrarprovinz des Landes eigenmächtig Zölle einführt. Doch ganz so wild, wie unter Jelzin, treiben es die Gouverneure heute nicht mehr.

    " Sehen Sie, Orenburg hat bereits die Grenzen geöffnet, da geschieht so etwas nicht mehr, aber welche Mähdrescher gekauft werden, ob solche aus Minsk oder solche aus Krasnojarsk, das entscheidet der Gouverneur. Er erteilt zwar keine schriftliche Anweisung, aber er trifft sich mit den Leitern der Lokalbehörden und erklärt, aus dem und dem Grund ist es für uns günstiger, Mähdrescher aus Krasnojarsk zu kaufen - und das passiert dann auch. "

    Tatyana Nefedowa hat eine einleuchtende Erklärung für das Verhalten des Orenburger Gouverneurs.

    " In der Sowjetzeit wurden alle landwirtschaftlichen Fragen von der Partei auf Rayonebene entschieden. Jetzt wird die Landwirtschaft zwar nicht mehr direkt gesteuert, aber einige Strukturen haben sich erhalten. Man wird ein oder zwei Generationen brauchen, damit sich das ändert. So etwas geht nicht so schnell. "

    " Zum besseren Verständnis: Orenburgs Gouverneur Tschernischow war früher Kolchosvorsitzender und ein Aktivist der Partei, der, sobald er Gouverneur wurde, schnell in allen Regionen örtliche Komitees der Kommunistischen Partei organisiert hat. Dann ist er in die Partei "Einiges Russland" übergetreten und mit ihm diese Komitees. "

    "Einiges Russland" ist die neue Partei der Macht unter Putin.

    " Aber Tschernischow ist derselbe geblieben. Und obgleich sie alles tun, um den Markt einzuschränken, sind bereits überregionale Handelsnetze entstanden, von denen es eine Reihe mittlerweile auch in Orenburg gibt. Dieser Prozess verläuft zwar langsam, aber er findet statt."

    Es ist nicht nur provinzieller Egoismus, der die Durchsetzung zentraler Zielvorgaben behindert. Die Regionen haben gute Gründe, sich zu wehren. Bestes Beispiel ist das Landgesetz von 2003. - Tatyana Nefedowa

    " Jetzt kann man Agrarflächen im ganzen Land kaufen und verkaufen - und was ist das Resultat? Einige Regionen haben das Gesetz für zwei, drei Jahre zurückgestellt, der Krasnojarski Krai sogar für 49 Jahre und der Stawropolski Krai, glaube ich, auch für 49 Jahre. Das ist totale Sabotage. Und es ist klar, warum das passiert. Es sind die Regionen, wo es eine große Nachfrage nach Land gibt, also der Süden. Sie haben Angst, dass ihre fruchtbare, gewinnbringende Erde von irgendwelchen Firmen aufgekauft wird. Getreide ist zur Zeit sehr profitabel. Im Moment investieren alle möglichen Außenstehenden, sogar Baufirmen in die Landwirtschaft. Mit allen Mitteln versuchen sie, die Betriebe unter ihre Kontrolle zu bringen. "

    Zurück in Tischanka, jenem Dorf, wo Jegor Gelugin vor nunmehr über 70 Jahren erlebt hat, wie sein Vater verhaftet wurde. Tischanka liegt bereits im Schwarzerdegebiet, eben jenem fruchtbaren Landstrich, auf den sich die begehrlichen Blicke der Moskauer Oligarchen richten. Bekanntermaßen braucht man hier nicht einmal zu düngen, um eine gute Ernte einzufahren. Zumindest die ersten Jahre nicht. Aber irgendwann rächt sich das. Doch dann sind die Investoren auch schon wieder weg. Alexander Ponomarow, ein kräftiger Mann Ende fünfzig, schlägt sich seit 15 Jahren als "Fermer" - als Einzelbauer - durch. Ponomarow ist auf die "Moskauer Eindringlinge" nicht gut zu sprechen. Er fürchtet sie wie eine ausländische Besatzungsmacht.

    " Die sitzen vor ihrem Computer und rechnen aus, welche Ernte man bei durchschnittlichen Erträgen von dreitausend Hektar erwarten kann und wollen gleich im ersten Jahr Gewinn machen. Sie kommen an, wenn ein Kolchos bankrott ist, rufen sie eine Versammlung ein und investieren. Doch die Erde liebt geduldige Menschen. Erde ist Erde, sie hat uns alle ernährt und wird uns alle ernähren, aber man muss ihr mit Liebe begegnen. Man darf nicht einfach schnell Geld verdienen wollen und dann wieder verschwinden. Erde ist ein lebendiger Organismus. Wenn du ihr nicht den Dünger gibst, den sie braucht, dann verarmt sie. Ihr Humus verringert sich mit jedem Jahr, und eines Tages werden unsere Kinder nur noch völlig ausgezehrte Erde vorfinden, sonst nichts. "