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Kolumbien
Der Anfang vom Ende des Krieges

Die seit mehr als 50 Jahren andauernde Gewalt in Kolumbien soll endlich ein Ende haben: Die Farc-Guerilla will dem bewaffneten Kampf abschwören. Nach langwierigen Verhandlungen haben sich die Rebellen mit der Regierung auf einen Waffenstillstand geeinigt. Der Frieden ist damit in greifbare Nähe gerückt.

23.06.2016
    Wandbild in der Stadt Cali in Kolumbien, wo das Ende des jahrzehntelangen Bürgerkriegs in Sicht ist.
    Wandbild in der Stadt Cali in Kolumbien, wo das Ende des jahrzehntelangen Bürgerkriegs in Sicht ist. (dpa/picture-alliance/Christian Escobar Mora)
    Farc-Kommandeur Carlos Lozada rief "den letzten Tag des Krieges" aus, Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos schrieb auf Twitter: "Wir arbeiten für ein Kolumbien in Frieden - ein Traum, der beginnt, Realität zu werden".
    Im Laufe des Tages wollen Santos und Farc-Chef Rodrigo Londoño das ausgehandelte Waffenstillstandsabkommen unterzeichnen. Zu der Zeremonie in der kubanischen Hauptstadt Havanna werden auch Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon und mehrere lateinamerikanische Staatschefs erwartet. Das Abkommen sieht sieht vor, dass die Rebellen ihre Waffen niederlegen. Im Gegenzug garantiert die Regierung für ihre Sicherheit. Einzelheiten, wie etwa dem Zeitplan der Entwaffnung und zu Amnestieregelungen sollen bei der Unterzeichnung bekanntgegeben werden.
    Der Waffenstillstand gilt als Voraussetzung für einen Friedensvertrag, über den beide Seiten seit Ende 2012 verhandeln und der zügig unterzeichnet werden soll. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Kolumbiens Präsident Santos sagte, seiner Meinung nach könnten die Friedensgespräche bis zum kolumbianischen Nationalfeiertag am 20. Juli abgeschlossen werden.
    "Historisches Ereignis"
    Regierungen aus der ganzen Region begrüßten den Durchbruch in Havanna. Chiles Präsidentin Michelle Bachelet sprach von einem "historischen Ereignis für Lateinamerika". Boliviens Staatschef Evo Morales sagte, er hoffe, das sei der letzte bewaffnete Konflikt auf dem amerikanischen Kontinent gewesen.
    Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte die Einigung einen "entscheidenden Durchbruch auf dem Weg zum Frieden". Er versprach Kolumbien die Unterstützung der Bundesregierung bei der Aufarbeitung des Konflikts und beim Umgang mit Vertriebenen.
    Längster Konflikt Südamerikas
    Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) kämpfen seit einem halben Jahrhundert gegen den kolumbianischen Staat und Großgrundbesitzer. In dem blutigen Konflikt zwischen linken Rebellen, Paramilitärs, Drogenmafia und Armee wurden mehr als 260.000 Menschen getötet. 6,6 Millionen weitere wurden vertrieben. Derzeit haben die Farc noch etwa 7.000 Kämpfer unter Waffen.
    Vor knapp einem Jahr hatte die Farc bereits einen einseitigen Waffenstillstand verkündet. Die kolumbianischen Streitkräfte stellten daraufhin ihre Luftangriffe auf Stellungen der Rebellen ein. Die Intensität des Konflikts ließ dadurch spürbar nach.