Rechtsterrorismus

Der Gedenktag ruft die Erinnerung wieder wach

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Gedenken zum fünften Jahrestag des Anschlags am Olympia-Einkaufszentrum OEZ mit Kränzen und Fotos der Ermordeten.
In München wird der Ermordeten am Olympia-Einkaufszentrum im Jahr 2016 mit Kränzen und Fotos gedacht. © picture alliance/ dpa / Peter Kneffel
Jana Puglierin im Gespräch mit Anke Schaefer  · 22.07.2021
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Die Erinnerungen an die rechtsterroristischen Taten in München und in Norwegen sind keineswegs verblasst. Gerade offene, liberale Gesellschaften stünden da vor einer besonderen Herausforderung, sagt die Politologin Jana Puglierin.
Es ist der Tag des doppelten Gedenkens an rechtsextremen Terror. Genau fünf Jahre ist es her, dass in München ein Attentäter am Olympia-Einkaufszentrum aus rassistischen Motiven neun Menschen erschoß. Fünf weitere wurden verletzt, viele traumatisiert. Ein Abend, den viele Münchner nie mehr vergessen.
In Norwegen jährt sich das Massaker in einem Ferienlager auf der Insel Utøya und im Regierungsviertel von Oslo. Vor zehn Jahren ermordete der rechtsextreme Attentäter Anders Breivik 77 meist junge Menschen. Bis heute ist das in Norwegen ein nationales Trauma.

In München sei zunächst von einem Amoklauf die Rede gewesen, erinnert die Politologin Jana Puglierin an die Ereignisse von 2016. Es gebe in Deutschland immer die Tendenz, nicht anzuerkennen, dass wir ein großes Problem mit Rechtsterrorismus haben.
Die Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin leitet die deutsche Zweigstelle des außenpolitischen Think Tanks European Council on Foreign Relations.
Die Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin erinnert an die Terrorakte in München und in Norwegen. © DGAP / Dirk Enters
Dabei hätten die Anschläge auf die Synagoge in Halle und andere Ereignisse vor Augen geführt, dass es in der Gesellschaft und in den Sicherheitsbehörden ein "fulminantes Problem" gebe. Dagegen müsse genauso entschieden vorgegangen werden wie gegen Hasskriminalität.


Nach den Attentaten in Norwegen habe es den Versuch gegeben, dass die Bevölkerung zusammenhält und sich davon nicht kleinkriegen lässt. Es habe sich aber dann gezeigt, wie wirkungsmächtig dieser Terror sei, wieviel Angst geschürt werde und wie verletzbar gerade offene, liberale Gesellschaften seien.

Schwierige Antwort auf Terror

"In Frankreich sieht man das noch viel mehr", sagt Puglierin. Der Terror habe das Land sehr stark verändert. Es sei immer noch nicht richtig klar, welche Antwort man darauf finden könne. "Rechtsradikalismus und Rechtsterrorismus waren zu lange nicht auf der Agenda, gerade in Deutschland."
(gem)

Jana Puglierin leitet das Berliner Büro der Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR). Sie studierte Politikwissenschaft, Völker- und Europarecht und Soziologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Venice International University und der State University of New York (SUNY) at Albany und promovierte über Leben und Denken des deutsch-amerikanischen Politologen John H. Herz.

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