Dienstag, 16. April 2024

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Silke Burmester
Auf das Lob

Es gibt etliche Journalisten, die für ihre Arbeit schlecht bezahlt, geringgeschätzt oder beleidigt werden. Doch auch Journalisten sind Menschen und freuen sich über Lob. Also ruft Silke Burmester auf: "Schreiben Sie an den Journalisten und die Journalistin, den oder die Sie am meisten schätzen."

Von Silke Burmester | 01.02.2018
    Porträt von Silke Burmester
    @mediasres-Kolumnistin Silke Burmester (imago / Sven Simon)
    Hallo liebe Hörerinnen und Hörer dieser kleinen Kolumne,
    seit meinem letzten Einsatz an dieser Stelle vor vier Wochen ist etwas passiert. Es gab eine Pressemitteilung, dass ich die Redaktionsleitung der dritten Ausgabe von "Die Dame" übernehmen würde - einer Zeitschrift, erstmals erschienen 1912, die letztes Jahr wieder aufgelegt wurde. Ein paar Tage, nachdem das bekannt wurde, rief mich der Redaktionsleiter dieser kleinen Sendung hier an. Er wollte wissen, ob das mein Ausscheiden als Kolumnistin bedeuten würde. Das konnte ich fröhlich verneinen, denn auch in der Verantwortung für "Die Dame" bleibe ich freie Journalistin und werde so einige meiner üblichen Tätigkeiten fortsetzen.
    "Sie haben Fans" – "Wissen Sie, wie schön das ist?"
    Wissen Sie aber, liebe Hörerinnen und Hörer, was noch größer war als die Freude des Sendungsverantwortlichen? Das war meine. Herr Koldehoff zeigte sich nämlich nicht nur beruhigt, dass er sich keine neue Kolumnistin suchen müsse, sondern er sagte auch, dass es Mails von einigen Hörerinnen und Hörern geben würde, die fragten, ob mein Tun an anderer Stelle ein Ende an dieser bedeuten würde.
    "Sie haben Fans", sagte Herr Koldehoff. "Es gibt auch Leute", sagte er weiter, "die anrufen und fragen, wann Sie wieder auf Sendung sind."

    So – und nun zu Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer. Wissen Sie, wie schön das ist? Wissen Sie, wie gut es tut, das zu hören? Zu wissen: da sind Menschen, die meine Arbeit schätzen, die sie anerkennen und mehr davon möchten?
    "Wir sind schuld – an allem"
    Sie wissen ja, viele von uns Journalisten werden nicht mehr adäquat bezahlt. Obendrein werden wir angegangen, beschimpft, bepöbelt und für alles verantwortlich gemacht. Wir sind schuld – an allem. Wir haben angeblich die AfD groß gemacht, wir sind Schuld, wenn Deutschland als letzte beim Eurovision Song Contest abschneidet. Was einmal ein schöner Beruf war, hält man heute aus. Man duckt sich weg und hofft, dass der Sturm vorübergeht und irgendwann die Sonne die Welt wieder hell ausleuchtet und die Vögel das Lied der Vernunft zwitschern.
    "Sagen Sie, wie wichtig Ihnen diese Arbeit ist"
    Können Sie sich vorstellen, wie schön es in so einer Zeit ist zu hören, es gäbe Leute, die anriefen, um zu fragen, wann man wieder auf Sendung sei? Haben Sie eine Ahnung, was das bedeuten kann zu hören, man habe Fans? Ich glaube, liebe Hörerinnen und Hörer dieser kleinen Kolumne, Sie haben diese Ahnung, Sie können sich das vorstellen. Und ich hätte gern, dass Sie etwas damit machen. Dass Sie dieses Gefühl, diese Ahnung nutzen.
    Schreiben Sie mal eine Mail oder einen Brief an den Journalisten, die Journalistin, den oder die Sie am meisten schätzen. Schreiben Sie, rufen Sie an und sagen Sie, wie wichtig Ihnen diese Arbeit ist, wie fröhlich Sie diese macht oder wie sehr sie Sie berührt. Sagen Sie, was man einem Menschen sagt, der Aufmunterung vertragen kann.
    "Wir Journalisten haben uns verändert"
    Allein, weil die, die ihn in Frage stellen, seine Arbeit schlecht machen oder sogar Gewalt androhen auf Dauersendung sind und mit ihrer schlechten Stimmung und Demokratiefeindlichkeit die Lust am Weitermachen nehmen können.
    Und glauben Sie mir, nicht nur die Stimmung in diesem Land hat sich verändert – auch wir Journalisten haben uns verändert. Sogar die arroganten, die früher getragen von ihrem herrlichen Selbst durch die Sender schwebten und die Verlagsflure mit ihrem Sternenstaub bedeckten, sind bescheidener geworden. Selbst die, die sich früher toll genug fanden, um auf den Zuspruch ihrer Hörerinnen und Hörer, ihrer Zuschauer und Leser nicht angewiesen zu sein, freuen sich heute, wenn sie merken, sie sind nicht allein, es gibt Leute, die zu ihnen stehen.
    Tun Sie mir diesen Gefallen. Melden Sie sich bei denen, deren Arbeit Sie schätzen und sagen Sie ihnen das. Die freuen sich. Glauben Sie mir.