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Kommentar
Respektlose Bundesliga

Wie wenig sich Bundesliga-Fußballer und Funktionäre um faires Verhalten scheren, ist am vergangenen Bundesliga-Wochenende besonders klar geworden, findet unsere Redakteurin Andrea Schültke. Den vermeintlichen "Männerfußball" der Schalker und Leverkusener Mannschaften fand sie alles andere als vorbildlich.

von Andrea Schültke | 03.10.2016
    Christian Heidel, Manager von Schalke 04
    Christian Heidel, Manager von Schalke 04 (dpa)
    Was soll das? Ihr schreibt Respekt auf Eure Trikots und redet viel von Fair Play. Davon war an diesem Fußball-Wochenende wenig zu sehen und zu hören.
    Da war dieser "fußballerische Auffahrunfall" des Schalkers Choupo Moting. Er erntete dafür einen umstrittenen Elfmeter und sagte danach: "Ich habe ihn provoziert und herausgefordert, ich denke, man konnte ihn geben". Gehört wohl zum Geschäft.
    Gilt das aber auch für den Kommentar von Schalke-Manager Christian Heidel nach dem 4:0 seiner Mannschaft? "Das war Männerfußball", lobte der ehemalige Autoverkäufer, "wir haben dagegengehauen". Gegen die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach im gestrigen Spiel. "Dagegenhauen" ist im sogenannten "Männerfußball" an der Tagesordnung – gehört offenbar zum Geschäft. Es ist aber respektlos und unfair. Beschwerden gibt es kaum.
    Weichei Tuchel
    Am Samstag machte Thomas Tuchel eine Ausnahme: Der Trainer von Borussia Dortmund beklagte zu viele Fouls gegen seine Mannschaft und erntete bestenfalls ein müdes Lächeln. Die Worte, die vielleicht hinter den Kulissen gefallen sind malen wir uns lieber nicht aus, ahnen aber: Da könnte die Heulsuse, die Memme oder auch das Weichei bemüht worden sein. Auf jeden Fall das Gegenteil von vermeintlichem "Männerfußball". Aber vor allem das Gegenteil von Respekt und Fair Play.
    Unseren Kindern erzählen wir gern, wie wichtig der faire Umgang miteinander ist, und dass das natürlich auch für den Sport gilt. Was aber antworten wir ihnen dann auf die Frage, warum Choupo Moting ein Held und "dagegenhauen" männlich ist?
    Nachlesen und nachdenken
    Aus anfänglicher Ratlosigkeit wird dann Ärger über Aussagen von Männern wie Christian Heidel. Herausgehauen ohne nachzudenken. Er muss aber auch nicht fürchten von seinen Nachwuchskickern im Schalke-Fußballinternat danach gefragt zu werden. Sie werden doch auf Männerfußball gedrillt. Fair Play und Respekt steht für sie nur auf Trikots und an Banden. Und auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes:
    "Fußball benötigt Fair Play", heißt es da. "Der Fair-Play-Gedanke zielt darauf ab, sportlich gegeneinander anzutreten, doch bei allem Wettkampf und Rivalität dennoch fair und respektvoll zu handeln". Solche Leute wie Christian Heidel sollten da mal nachlesen und dann vielleicht sogar nachdenken – obwohl - lernt man das im Männersport eigentlich?