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Kommunikation
Wie Unternehmen E-Mails aus Urlaub und Feierabend verbannen

Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub beginnt meist mit dem Aufräumen des übervollen E-Mail-Postfachs. Konzerne wie Daimler feilen an Strategien, um ihre Mitarbeiter vor der Dauerkommunikation zu schützen - und scheuen auch vor radikalen Schritten nicht zurück.

Von Uschi Götz | 13.08.2014
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    Eine junge Frau sitzt an einem Laptop und schaut skeptisch auf den Bildschirm (picture alliance / ZB)
    "Im Urlaub" diese Antwort kommt künftig zurück, wenn man sich per E-Mail an einen bestimmten Mitarbeiterkreis beim Autobauer Daimler wendet. Gleichzeitig erfährt man in der Abwesenheitsnotiz auch den Namen und die Kontaktdaten der Vertretung. Doch bei Daimler geht man seit heute offiziell noch einen Schritt weiter: Künftig werden auch alle E-Mails gelöscht, die ein Mitarbeiter während seiner Abwesenheit bekommen hätte. Die Beschäftigten sollen nach ihrer Rückkehr mit einem sauberen Schreibtisch starten, sagte heute Personalvorstand Wilfried Porth in Stuttgart.
    Emotionale Entlastung
    Porth sprach von einer emotionalen Entlastung, wenn es keinen Stau im elektronischen Postfach gibt. Wie wahr! Wer kennt das Gefühl nicht? Bereits nach einem Kurzurlaub müssen Dutzende E-Mails beantwortet werden. Bei so viel Vergangenheitsbewältigung ist die Erholung gleich dahin.
    Umfrage: Wie oft lesen Sie im Urlaub oder in der arbeitsfreien Zeit ihre beruflichen E-Mails?
    "Manchmal sind so dringende Sache am Starten, man kann es sich nicht erlauben, eine Woche komplett rauszugehen ... klar, einmal am Tag mache ich das."
    "Also berufliche eher nicht, private natürlich schon. Ich habe auch zwei verschiedene Fächer dafür."
    "Einmal täglich so."
    Einmal täglich – bei einer Kurzumfrage geben diese Antwort fast alle Befragten. Allerdings: Selbstständige schauen bis zu dreimal am Tag ins elektronische Postfach. Wie viele Mitarbeiter bei Daimler künftig ihre E-Mails während des Urlaubs tatsächlich löschen lassen, ohne diese vorher gelesen zu haben, das will das Unternehmen nicht erheben lassen. Natürlich ist die Regelung freiwillig. Auch kann jeder Mitarbeiter wählen, ob er einen üblichen Abwesenheitsassistenten aktiviert oder die etwas ausführlichere sogenannte "on Holiday" Nachricht hinterlässt. So oder so: Das Ziel ist: abschalten!
    Daimler - Betriebsrat und Unternehmensspitze feilen schon lange in verschiedenen Bereichen an grundlegenden Verbesserungen der Arbeitsplatzqualität. Im Mittelpunkt steht dabei die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben – auch work life balance genannt. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg wurde eine Studie erstellt, deren Ergebnisse im Unternehmen diskutiert wurden und was die E-Mail Urlaubsregelung betrifft, auch in einer Pilotphase einem Testlauf unterzogen wurde.
    Regelung bei Volkswagen
    Auch der Autobauer Volkswagen hat schon länger eine Regelung eingeführt, die E-Mail-Pausen am Feierabend vorsehen. Bei der Telekom herrscht am Wochenende Funkstille - zumindest intern. Mitarbeiter bekommen samstags und sonntags sowie im Urlaub keine E-Mail Nachrichten von ihren Chefs.
    Immer mehr Unternehmen regeln zurzeit – wie es heißt –die Kommunikation in der individuellen Arbeitszeit ihrer Beschäftigten. Ziel ist neben einer besseren Vereinbarkeit von Privat und Berufsleben auch die mögliche Selbstausbeutung von Mitarbeitern zu verhindern.