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Konferenz der BRICS-Staaten
Weltpolitik in Ufa

Im russischen Ufa treffen sich Vertreter der BRICS-Staaten – also der Schwellenländer Russland, Brasilien, Indien, China und Südafrika. Auf Einladung des Kreml-Chefs soll es um die Einrichtung einer Entwicklungsbank und eines Krisenfonds gehen. Eine Konkurrenz zu Weltbank und IWF?

Von Florian Kellermann | 08.07.2015
    Die Handelsminister der BRICS-Staaten zu Beginn ihrer Konferenz in Moskau.
    Die Handelsminister der BRICS-Staaten zu Beginn ihrer Konferenz in Moskau. (picture alliance / dpa / Mikhail Japaridze)
    Vor allem in Russland sind die Erwartungen an den Gipfel hoch. Gerade haben westliche Staaten, darunter die EU-Staaten, Sanktionen gegen das Land erneuert oder neu verhängt. Moskau hoffe deshalb auf ein Zeichen der Solidarität der anderen BRICS-Länder, sagt Wjatscheslaw Cholodkow, Experte des nationalen, Kreml-nahen Wirtschaftsinstituts RISI:
    "Das ist das Wichtigste für uns: Dass die anderen BRICS-Staaten noch einmal bestätigen, dass sie unsere verlässlichen Verbündeten, unsere politischen und wirtschaftlichen Partner sind. Diese Zusammenarbeit erlaubt es den westlichen Ländern nicht, uns politisch zu isolieren und wirtschaftlich zu blockieren."
    Beim Gipfel in Ufa, der Hauptstadt von Baschkirien, soll das auch in die Tat umgesetzt werden. Die Länder wollen nach und nach das weltweite wirtschaftliche Gleichgewicht verschieben. Sie wollen den Einfluss der USA zurückdrängen und dafür selbst mehr gestalten. Die Hauptlast fällt dabei natürlich China zu - der mit Abstand größten Volkswirtschaft unter den BRICS-Staaten.
    Der Wirtschaftsexperte Cholodkow erhofft sich vom Gipfel einige konkrete Ergebnisse:
    "Wir werden die Strukturen für eine Entwicklungsbank schaffen, die Anfang 2016 ihre Arbeit aufnehmen kann. Dann wird sie wohl auch die ersten Investitionsprojekte begutachten. Perspektivisch kann die Bank auch Länder unterstützen, die nicht zu den BRICS-Staaten gehören, aber wohl noch nicht in den ersten Jahren."
    Die Entwicklungsbank soll ein weiterer Konkurrent zur Weltbank werden. Denn dort hätten die USA zu viel Einfluss, heißt es in Moskau.
    Analoger Rettungsfonds
    Die Förderung von Investitionen ist das eine, die Hilfe für in Not geratene Länder das andere. Auch eine Art Rettungsfonds wollen die BRICS-Länder beschließen - ein Analog zum Internationalen Währungsfonds.
    Dass Russland sich immer mehr China zuwendet, trifft in Russland jedoch nicht nur auf Begeisterung. Liberale Wirtschaftsexperten sind skeptisch, so Igor Nikolajew, Direktor des Moskauer Instituts für strategische Analyse.
    "Ja, China ist ein gewichtiger und wichtiger Partner. Aber dass er uns die EU ersetzten wird als Partner, das sehe ich nicht in absehbarer Zukunft. Wir müssen dabei ja auch bedenken, wer wir für China sind. China exportiert in die EU viel mehr als nach Russland, etwa sieben bis acht Mal mehr. Die EU ist für China viel wichtiger als wir es sind - und das wird China ganz sicher berücksichtigen."
    Immer wieder tauchen unbestätigte Meldungen auf, die neuen Strukturen der BRICS-Staaten könnten sehr rasch Griechenland unter die Arme greifen. So würden die Länder unmittelbaren Einfluss auf die Europäische Union gewinnen.