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Konferenz in Hamburg
Mehr Sicherheit am Drohnenhimmel

Drohnen werden nicht nur privat genutzt, auch bei kommerziellen Zwecken, wie beispielsweise Filmaufnahmen kommen sie zum Einsatz. Doch wie sicher ist die noch junge Technik, und wie lassen sich eventuelle Risiken in Grenzen halten? Damit befasste sich jetzt eine Konferenz in Hamburg.

Von Frank Grotelüschen | 21.09.2015
    Eine fliegende Kameradrohne, die Luftaufnahmen macht.
    Eine fliegende Kameradrohne, die Luftaufnahmen macht. (picture alliance / Felix Hörhager)
    "Ich heb' mal kurz ab. Und durch einen einfachen Klick an der Bodenstation wird ein Foto geschossen. Geht ganz einfach, kann im Prinzip jeder."
    Martin Stobbe, Ingenieur beim Drohnenhersteller AscTec, führt das Flaggschiff seiner Firma vor - ein Profigerät mit acht Rotoren, teuer wie ein Kleinwagen. Der ferngesteuerte Flieger liefert gestochen scharfe Luftbilder, kann Grundstücke vermessen und Windräder inspizieren. Nützliche Dinge, und deshalb interessiert sich die Wirtschaft zunehmend für die neue Technik. Doch Drohnen können auch zur Gefahr werden, etwa für Flugzeuge und Helikopter. Mehr als einmal sei man nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt, sagt Harry Denz von der Luftaufsicht Hamburg. Ein Beispiel:
    "Ein Hubschrauber, der beim Start mit einer Drohne zusammenkam. Die Drohne sollte dort Filmaufnahmen machen. Und da können wir dem Herrgott danken, dass es zu keinen Unfällen kam."
    TÜV-Siegel für Drohnen?
    Schuld an solchen Beinahe-Kollisionen sind meist die Drohnen-Piloten. Manche lassen aus Unwissenheit ihre Flieger viel zu dicht an Flugplätzen aufsteigen. Andere filmen per Drohne den Hubschraubereinsatz bei einem Verkehrsunfall - ein höchst gefährlicher Unfug. Und wieder andere lassen ihre Flieger über die Besucher von Open-Air-Konzerten oder Massendemos schwirren - und denken offenbar nicht daran, dass so eine Drohne auch mal abstürzen kann.
    "Keiner möchte, dass ihm so ein Luftfahrtgerät auf den Kopf fällt."
    Zwar gibt es bereits Vorschriften. So ist es in der Regel verboten, Drohnen bei Massenveranstaltungen fliegen zu lassen und in der Nähe von Flughäfen. Für kommerzielle Nutzungen, etwa für Filmaufnahmen, bedarf es einer behördlichen Genehmigung. Nur: In Europa sind die Vorschriften von Staat zu Staat unterschiedlich, in Deutschland von Bundesland zu Bundesland. Ein weiteres Manko:
    "Es gibt heute noch keinen TÜV für Drohnen. Das ist ein sehr junger Markt, der sich noch entwickelt."
    Ein TÜV-Siegel würde die Drohnentechnik sicherer machen, sagt Martin Sperber vom TÜV Rheinland:
    "Damit hilft es dem Hersteller, im Rahmen der Produkthaftung darzustellen, dass er alles dafür getan hat, dass er ein sicheres Gerät produziert. Es hilft dem Betreiber zu zeigen: Ich nutze das, was heute Stand der Technik ist."
    "Der Drohnenführerschein wird kommen"
    Aber: Grundlage für ein TÜV-Siegel ist eine technische Norm, und so eine Norm gibt es noch nicht. Immerhin: Die Experten arbeiten daran, ein erster Entwurf soll Mitte 2016 fertig sein. Und da wäre noch ein weiterer Baustein, der die Sicherheit am Drohnenhimmel verbessern soll:
    "Eine Art Drohnenführerschein wird kommen. Luftrecht, auch technische Dinge wie Umgang mit Batterien und gefährlichen Stoffen, das muss trainiert und ausgebildet werden."
    Hobbypiloten sollen zwar auch in Zukunft keinen Führer- beziehungsweise Flugschein brauchen - hier setzen die Experten auf eine bessere Aufklärung darüber, was man mit den fliegenden Spielzeugen lieber lassen sollte. Aber für Piloten von kommerziellen Drohnen wird der Führerschein mit Ausbildung und Prüfung wohl kommen. Sie müssen bislang nur sporadisch nachweisen, dass sie mit dem Fluggerät professionell genug umgehen können. Drohnen-TÜV und Drohnen-Flugschein, das begrüßen zwar auch die Unternehmen. Doch eine Überregulierung könnte einen noch jungen Markt frühzeitig abwürgen, fürchtet Dieter Bode vom Verband für Sicherheit in der Wirtschaft Norddeutschland.
    "Wir möchten schon, dass der Staat einen vernünftigen, anwendbaren Rechtsrahmen schafft für die Benutzung dieser Drohnen. Dass keine Hindernisse aufgebaut werden, sodass wir alle eine prosperierende Wirtschaft haben."
    Und so wird man in den kommenden Monaten in Deutschland und auch auf EU-Ebene nach dem besten Kompromiss suchen zwischen einer gewissen Freizügigkeit und möglichst großer Sicherheit. Wobei letztere für Luftaufsicht-Experten wie Harry Denz stets im Vordergrund stehen sollte.
    "Momentan werden Drohnen noch als lustige Punkte am Himmel wahrgenommen. Auf der anderen Seite kann man, wenn Unfälle passieren und insbesondere Menschen zu Schaden kommen, davon ausgehen, dass die Stimmung kippt. Und daran kann auch die Industrie kein Interesse haben."