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Konfliktstoff Biosprit

Die FDP fordert die Biosprit-Einführung zu verschieben, andere wollen ganz auf die Ethanolbeimischung verzichten und BMW meldet technische Bedenken an. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will mit dem morgigen Benzingipfel nun das Chaos lichten.

Von Verena Kemna | 07.03.2011
    Nach der bisher gescheiterten Einführung des sogenannten Biosprits E10 hören die gegenseitigen Schuldzuweisungen nicht auf. Etwa drei Millionen Autos, vor allem ältere Modelle vertragen kein E10. Nur für diese Pkw stellen die Tankstellen nach wie vor Super Plus bereit. Ein Superbenzin mit fünfprozentigem Ethanolgehalt, teurer als E10, aber garantiert für alle Benziner verträglich. Doch die Verbraucher bleiben unsicher. Etwa 60 Prozent der Autofahrer lehnen das billigere E10 ab. Die Mineralölwirtschaft bleibt auf dem Biosprit sitzen. Gute Beratung für verunsicherte Verbraucher ist der einzige Ausweg, erklärt Karin Retzlaff vom Verband der Mineralölwirtschaft.

    "Wir müssen hier einfach um das Vertrauen des Verbrauchers werben. Der ist verunsichert und das kriegen wir nur hin, wenn wir alle gemeinsam informieren und zwar alle an dieser Einführung beteiligten Branchen. Das heißt, beginnend bei Biokraftstoffproduzenten über die Mineralölindustrie bis hin zur Automobilindustrie und vor allem auch der Politik. Die Politik darf sich jetzt hier nicht einfach aus dem Geschehen herausziehen und Schuldzuweisungen starten, dass hier nicht genügend informiert worden ist."

    Im Rahmen der Biokraftstoffstrategie der Bundesregierung sollen die etwa 15.000 Tankstellen in Deutschland eine gesetzlich vorgeschriebene Biokraftstoff-Quote von über sechs Prozent erfüllen. Nun fühlt sich die Branche von der Politik im Stich gelassen. Während Bundesumweltminister Norbert Röttgen, CDU, die Einführung von Biokraftstoff unterstützt, sprechen die Grünen von einer katastrophalen Informationspanne. Auch Holger Krawinkel, Energieexperte vom Verbraucherzentrale Bundesverband zeigt Verständnis für das Verhalten der Autofahrer.

    "E10 ist ein Agrotreibstoff der ökologisch nicht unbedenklich ist, der zu Mehrverbrauch führt und bei dem die Verbraucher nicht wirklich sicher sein können, ob der Motor letztendlich keine Schäden davon trägt. In der Situation finde ich es sehr verständlich, dass die Verbraucher weiterhin diesen Kraftstoff boykottieren."

    Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will nun sowohl die Mineralölbranche als auch die Automobilindustrie in die Pflicht nehmen. Er hat für morgen zu einem sogenannten Benzingipfel geladen. Im Bericht aus Berlin äußerte er sich wie folgt:

    "Die Fahrzeughersteller müssen klare Auskunft geben, ob E10 für die Motoren geeignet ist, die sie verkauft haben. Ich war irritiert durch eine Äußerung des Entwicklungsingenieurs von BMW, der sagt, da müssen wir noch eine Testserie machen. Also hier sind viele Informationen offenbar nicht weiter geliefert worden und deshalb müssen wir bei dem Benzingipfel Klarheit schaffen."

    Sowohl der Automobilclub ADAC als auch die Verbraucherschützer setzen nun auf das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg. Holger Krawinkel vom Verbraucherzentrale Bundesverband:

    "Ich möchte, dass das Kraftfahrtbundesamt allen Haltern von Kraftfahrzeugen die E10 vertragen das schreibt. Also einen Brief ausschickt in dem die Verträglichkeit letztendlich zugesichert wird. Das müssen natürlich die Kraftfahrzeughersteller vorher entsprechend bekunden und ich denke, dann ist zumindest dieses Problem eindeutig gelöst."

    Die Beteiligten hoffen nun, das der Benzingipfel mit Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle FDP, das Chaos lichtet.

    Das Kernproblem scheint in der Tat, eine mangelnde Information zu sein. Die Verbraucher müssen überzeugt sein, dass das für ihr Fahrzeug der richtige Treibstoff ist, sonst werden sie es nicht kaufen. Wenn uns das nicht gelingt, werden wir mit E10 keinen Erfolg haben und darum geht es entscheidend bei dem Benzingipfel am Dienstag.