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Kongress in Düsseldorf
Wie ein guter Studienstart gelingt

Wer gut in das Studium hineinkommt, bleibt eher dabei. Sich an der Uni und in den Vorlesungen wohlfühlen - auch das ist wichtig für den Studienerfolg. Eine besondere Herausforderung für die Unis ist es, Studienanfänger mit unterschiedlichen Biografie und Vorkenntnissen gleichermaßen anzusprechen.

Von Vivien Leue | 06.05.2015
    Ob ein Studium abgeschlossen oder irgendwann einfach aufgegeben wird - darüber entscheiden häufig die ersten paar Monate an der Uni. Das wissen mittlerweile viele Hochschulen in Deutschland und entwickeln Programme, die die Bedingungen für einen erfolgreichen Studienstart verbessern sollen.
    Jürgen Apfelbeck ist Professor für Elektrotechnik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und engagiert sich dort im Projekt "Start Gut":
    "Ein wichtiger Punkt ist ein guter persönlicher Kontakt zu den Studierenden, dass die Hemmschwelle niedrig ist, die Tür offen steht, dass man den Studenten nicht abweist, wenn er kommt. Alle diese kleinen Faktoren scheinen gerade bei Personen, die es nicht so leicht haben, wichtig zu sein.
    Personen, die es nicht so leicht haben - damit meint Apfelbeck zum Beispiel Studierende, die ohne Abitur an die Hochschule kommen. Denn mittlerweile gibt es viele Wege in ein Studium: zu Beispiel als Handwerksmeister.
    Marie-Theres Roeckerath-Wies, Co-Rektorin an der Fachhochschule Südwestfalen schildert die Situation an ihrer Fachhochschule so:
    "Da haben wir eben nicht den klassischen Absolventen, sondern Absolventen von Berufskollegs und beruflich Qualifizierte. Die haben die Hochschulzugangsberechtigung, also sollen sie auch eine reelle Chance bekommen."
    Sie sieht hier vor allem auch die Lehrenden in der Pflicht:
    "Solange man sagt, die können alle gar nicht mehr das, was wir damals konnten, hilft uns das nicht weiter. Die haben die Hochschulzugangsberechtigung und jetzt müssen wir gucken, dass das auch funktioniert."
    Die Studierenden dort abholen, wo sie stehen - das ist für Hochschulen nicht immer ganz einfach, sagen viele Dozenten und Professoren, die auf dem Kongress "Erfolgreich studieren" in Düsseldorf über einen guten Studienstart diskutiert haben. Denn häufig fehlen den Studienanfängern grundlegende Kenntnisse im wissenschaftlichen Arbeiten.
    Silke Heuchemer ist Vize-Präsidentin der Fachhochschule Köln. Dort wurden die Studierenden befragt, wie sie sich auf Klausuren vorbereiten. Die Antwort: Skripte auswendig lernen:
    "Das ist eine ganz andere Herangehensweise an den Stoff, als die, die wir erwarten. Wir wollen, dass sie den Stoff hinterfragen, sich in Projekte einbringen. Es geht ja auch um Teamfähigkeit. Da sind sie in meinen Augen noch nicht darauf vorbereitet."
    Für solche Fertigkeiten bieten Hochschulen mittlerweile Kurse an. Die heißen dann: Wie erstelle ich eine Seminararbeit? Wie suche ich Literatur in der Bibliothek? Oder: Wie erstelle ich meinen Stundenplan?
    Weil aber gerade solche Kompetenzen im ersten Studiensemester häufig eigentlich schon vorausgesetzt werden, setzt ein Projekt der Uni Duisburg-Essen früher an - in der Schule. Studenten fungieren dort als Mentoren für Schüler der Sekundarstufe 2. Gerade für Schüler aus nicht akademischen Familien sei dieser Ansatz hilfreich, sagt Özlem Ipiv von der Uni Duisburg-Essen:
    "Viele Studierenden, die nicht aus akademischen Familien kommen, die müssen erst mal in dieser Uni-Welt ankommen und auch mit den Regeln dort zurechtkommen."
    Die Mentoren helfen auch bei ganz alltäglichen Fragen: Wo stelle ich mich in der Mensa an?, wie bekomme ich einen Bibliotheksausweis? - Wer das schon vor dem Studienstart weiß, hat es im ersten Semester leichter.
    Solche Projekte haben für NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze Vorbildcharakter. Sie appellierte bei der heutigen Veranstaltung in Düsseldorf an die künftigen Studienanfänger, sich an die Uni-Hilfe zu wenden und vor allem sich Freunde zu suchen.
    "Man muss auch mit Personen reden, entweder mit denen, die professionell Hilfe geben, also den Studienberatungen, oder auch mit anderen Studierenden - im Team geht das viel besser."