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Konjunkturerwartungen
Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt erneut

Lange schien es für den Ifo-Geschäftsklimaindex, der Auskunft über die Konjunkturerwartungen der Unternehmen gibt, nur eine Richtung zu geben: nach oben. Doch zuletzt hat sich das Bild gedreht. Der Ifo-Index sinkt und sinkt - im Oktober zum sechsten Mal in Folge.

Von Brigitte Scholtes | 27.10.2014
    Der Präsident des ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, spricht am Mittwoch (29.06.2011) in München (Oberbayern) auf der Jahresversammlung des Instituts
    Die befragten Unternehmen bewerten nicht nur ihre aktuelle Geschäftslage weniger gut, auch die Konjunkturerwartungen hätten sich nochmals verschlechtert, so Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. (picture alliance / dpa / Tobias Hase)
    Seit einem halben Jahr geht der Ifo-Geschäftsklimaindex nun schon zurück. Im Oktober sank er um 1,5 Punkte auf 103,2 Punkte, teilte das Münchner Ifo-Institut mit. Das war der niedrigste Stand seit April 2013, und der Rückgang fiel stärker aus, als dies Volkswirte erwartet hatten. Die 7.000 befragten Unternehmen bewerten nicht nur ihre aktuelle Geschäftslage weniger gut. Auch die Aussichten für die Konjunktur hätten sich nochmals verschlechtert, sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Er nennt die Gründe dafür:
    "Das ist die Ukraine-Krise, das ist die Unsicherheit mit dem Krieg im Irak, das ist die Schwierigkeit Brasiliens, Indiens. Da kommt so einiges zusammen. Es ist auch natürlich die völlig ungelöste Problematik in Europa. Die südeuropäischen Länder haben ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren – da liefern wir ja auch hin. Das hängt alles miteinander zusammen. Es läuft halt nicht gut."
    Cocktail aus schlechten Nachrichten
    Dieser Cocktail aus schlechten Nachrichten trübt die Stimmung und wirkt sich auch auf die Erwartungen aus. Diese Schwierigkeiten drücken vor allem das Verarbeitende Gewerbe. Da zeigt sich das schlechtere Geschäftsklima schon in einer wenn auch nur leicht rückläufigen Kapazitätsauslastung. Allerdings warnt Stefan Mütze, Volkswirt der Helaba, vor zu viel Pessimismus:
    "Ich glaube, dass wir bei dem Ifo-Geschäftsklima zurzeit schon sehen müssen, dass er auf einem sehr, sehr hohen Niveau war, wir, was das Niveau angeht, immer noch über dem langjährigen Durchschnitt sind, also immer noch auf einem verhältnismäßig hohen Nivea, und dass der Ifo in den Monaten zuvor doch irgendwo aufgeblasen war. Es war doch zu viel Erwartung bezüglich der Konjunktur. Die tatsächlichen Wachstumsraten waren viel niedriger als der Ifo angezeigt hat. Und jetzt wird die Luft quasi rausgelassen bei dem Ifo. Man sollte das auch nicht überbetonen und überbewerten."
    Die Konjunkturindikatoren waren zuletzt widersprüchlich gewesen. So waren zuletzt in der Industrie Aufträge und Produktion eingebrochen, auch der Export war überraschend stark zurückgegangen, während das Konsumklima sich nach zwei Rückgängen in Folge wieder aufzuhellen scheint. Mit der aktuellen Geschäftslage zeigen sich die Einzelhändler in der Ifo-Umfrage weniger zufrieden, allerdings hoffen sie offenbar auf das Weihnachtsgeschäft. Stefan Mütze:
    "Die Einzelhandelsumsätze sind auch real - nominal sowieso in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Also insofern haben wir hier ein ganz gutes Geschäft aufzuweisen, und wir können davon ausgehen, dass bei der niedrigen Inflationsrate und steigenden Tariflöhnen die Realeinkommen weiter steigen werden, die werden auch im nächsten Jahr steigen. Und das kommt mittlerweile auch dem Einzelhandel zugute. Hinzu kommt, dass die Sparquote relativ niedrig ist, und sie wird auch nicht ansteigen. Dagegen sprechen schon die extrem niedrigen Zinsen."
    Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hingegen ist pessimistisch: Er nahm heute seine Prognose für das Wirtschaftswachstum 2015 zurück. Statt um 1,5 Prozent werde die deutsche Wirtschaft dann nur noch um 0,8 Prozent zulegen.